laut.de-Kritik
Gothic-Pop ohne Gesicht.
Review von Daniel StraubKanada. Da mag mancher an endlose Wälder und scheue Elche denken. Die schwarze Seele assoziiert damit eher harsche Electronic-Sounds von Skinny Puppy und Konsorten. Im Gedächtnis festsetzen möchten sich auch The Birthday Massacre aus Toronto, die gleich mit ihrem Debütalbum "Violet" diesseits und jenseits des Atlantiks in die Offensive gehen. 13 Songs zwischen 80er Synthie-Pop und schwer rollenden Gitarrenriffs sollen uns von The Birthday Massacre überzeugen.
In ihrem Heimatland haben sich Sängerin Chibi und ihre vier musizierenden Herren innerhalb weniger Jahre eine feste Fangemeinde erspielt. Nicht zuletzt dank zeitgemäßer Publikations- und Vertriebswege, sprich über das Internet. Auf ihrem Debütalbum "Violet" haben sie nun Songs aus der Frühphase der Band wie "Happy Birthday", das bis ins Jahr 2001 zurückreicht, mit neuem Material von ihrer "Violet" EP angereichert und auf einen praktischen Silberling gebrannt.
Wuchtig schmettern The Birthday Massacre ihre Botschaft von Beginn raus. Blubbernde Synthies geben die Grundlage ab, auf der sich Gitarre, Bass und Gesang genüsslich entfalten können. Opulenz lautet die oberste Maxime für The Birthday Massacre. Drum werden gerne mal alle Regler nach oben geschoben, dick Effekte draufgehauen und der Sound zu einem gigantischen aber beliebigen Brei aufgeblasen. Gothic-Pop ohne Gesicht.
Ob der potenzielle Hit "Horror Show" oder "Video Kid", es fällt schwer, etwas Originelles in der Musik von The Birthday Massacre zu finden. Vieles klingt hier nach The Crüxshadows, mit der einzigen Ausnahme, dass auf den Einsatz von Geigen verzichtet wurde. So dürften denn auch The Birthday Massacre, wie eben erwähnte Band, vor allem live funktionieren.
Um daheim im CD-Player auf die Dauer zu bestehen, fehlt den fünf Musikern aus Kanada schlicht der Tiefgang. Statt kantenlosem Bombast-Gothic tummeln sich dort mit The Dresden Dolls und Nouvelle Vague gleich zwei erstklassige Newcomer, die mit Leichtigkeit mehr Flair verströmen als The Birthday Massacre auf ihrem Album.
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