laut.de-Kritik
Ihr Antrieb heißt Rock'n'roll Motherfucker ...
Review von Michael SchuhEs gibt auf der Welt unheimlich viele Garagen. Und der Hauptzweck solcher scheint weniger die Unterstellmöglichkeit für Kraftfahrzeuge zu sein als die potente Lebensverlängerung für Rock'n'Roll und Punk.
Garage Rock wurde dort geboren, wo Ölwannen an Autos defekt sind und der Boden deshalb schmierig ist. Dort, wo junge Kids auch mal der heißen Sonne am nahen Strand entfliehen und dem Ozonloch ein Schnippchen schlagen. Für The D4 trifft das 100%ig zu, diese vier Jungs aus Auckland, Neuseeland. In ihnen schnurrt nicht die Eleganz eines Stuttgarter 12-Zylinders und tuckert nicht die Hochnäsigkeit einer gut geschmierten Harley. Ihr Antrieb heißt Rock'n'roll Motherfucker und sie geben allen Garagisten dieser Welt eine Hölle von "Party". The D4 tanken Punk und schmieren ihren Motor mit all dem, was der Mechaniker von nebenan schon immer als Muss bezeichnete: Bier, Frauen, Schmieröl und Rock'n'Roll!
Diese Mischung ist nicht neu. Läuft aber leider nicht ganz so gut in meiner Garage. Andere haben es besser vorgemacht. The D4 haben ihr Gefährt sicher schon in den vier Wänden von The Hives, The White Stripes oder The Hellacopters geparkt und da eine Probe "Spezialmischung" mitgehen lassen. The Strokes könnten die Vormieter der D4'schen Garage gewesen sein. Macht aber nichts. "6Twenty" ist kein hochgetuntes Ferrari-Experiment.
Eher eine konservative Eigenkreation mit eben gelegentlichen Blick auf andere. Ein Blick durch das Garagenfenster lässt sowohl "Pirate Love" von Johnny Thunders als auch "Invader Ace" von den japanischen Guitar Wolf erkennen. "Mysterex" von den Scavenger ist aber das letzte Cover, dass den neuseeländischen Bolliden zu verdecken droht. Der Rest ist nämlich tatsächlich vor Kraft strotzende Party-Mucke Marke Eigenanbau ohne Ende, die jeden heimischen Carport zum Beben bringt.
Vermutlich ist die pro-Garage Anzahl von Rockbands inzwischen recht hoch. Langsam könnte sogar jede Garage ihre eigene Band haben, was nicht nur die darunter liegenden Böden allmählich sättigt. The D4 tun dies wenigstens mit recht schwerem, sprich fetzigem Zeug. Sie werden mit ihrem Debut keine "Mister Garage"-Wahl gewinnen, aber den erfolgreichen Sprung von der heimischen Insel garantiere ich hiermit trotzdem. Beeindruckende 3,3 Oktan, pardon, Punkte deshalb.
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