laut.de-Kritik
Routinearbeit mit prominenten Gästen.
Review von Moritz Link"Ring-dong, ring-a-ding, dong / Ring-dong, ring-a-ding, ding-dong". Die Dandy Warhols sind wieder da. Ihr letztes Album liegt nun schon fünf Jahre zurück, jetzt liefern die Bohemien auf "Rockmaker" wieder einen routinierten Power-Pop Sound, der mit verzerrten Gitarren und dem eigensinnigen Gesang von Frontman Taylor-Taylor zwar wenig Innovation bietet, aber sicherlich überzeugter präsentiert wird als die letzten Projekte der Band.
Der Opener "Doomsday Bells" verfrachtet den Hörer mit seinen Ring-Dongs und dem Glockenspiel in eine musikalische Geisterbahnfahrt, doch leider sind auch die restlichen Songelemente zum gruseln. Das viel zu eintönige, drückende Riff wird konsequent durchgeholzt, die Drums pushen den Song in einem stumpfen Rhythmus gelangweilt voran. Der Text bleibt auch ziemlich kryptisch und nichtssagend, nach "My head sings, it's you again / Never write yourself off / Everybody say anything / Or come 'round again / My fav, my favorite" endet der Song mit 16 weiteren "Ring-dong, ring-a-ding, dong"s. Schlechte Eröffnungen sind immer schade, weil sie den Eindruck eines Album essentiell prägen können. Sollte die nachfolgende Platte enttäuschen, wäre das nicht weiter problematisch, doch "Rockmaker" hat durchaus einige Highlights parat, die sich nach dem Opener erst einmal beweisen müssen.
Und das machen sie auch. Der zweite Song öffnet ein qualitatives Tal zwischen sich und dem dahinplätschernden Intro, "Danzig With Myself" bringt einen richtig satten Sound, der ungemein lebendiger und mehrdimensionaler daherkommt. An den spielerisch-fuzzenden Gitarren gibt sich Pixies-Gitarrist Frank Black die Ehre, die erfreuliche Umstellung hört man dem Song zu jeder Sekunde an.
"Teutonic Wine" liefert außer einigen Deutschland-Klischees ("You can get yourself down to the stube / They play accordion / They'll play the tuba") und einer recht gelangweilten Delivery keinen wirklichen Mehrwert, die tanzbaren Rhythmen von "The Summer Of Hate" klingen wiederum sehr catchy, wobei man auch hier nicht auf textliche Offenbarungen hoffen sollte: "Have you / 'Cause I don't / And you don't / And neither do I / Well I don't even know really what that feeling is / No I don't really know even what that feeling is / I don't know what / That feeling is / I don't really know"
Auf "I'd Like To Help You With Your Problems" mit Kultgitarrist Slash wird anschließend ein massiver, hymnenartiger Sound aufgefahren, der stark an die frühen Produktionen von Black Sabbath erinnert. Das KI-generierte Musikvideo fand die Band offenbar so gut, dass sie es gleich zweimal veröffentlichte.
Zwar klingt "Root To All Evil" mit seinen Trompetern allzu sehr nach dem Soundtrack einer trashigen Polizeiserie, die Blechbläser bieten trotzdem einen willkommenen Ausbruch aus dem ansonsten recht festgefahrenen Mix von fuzzy Gitarren, einfachen Drum-Pattern und dem mal überbetonten, mal gelangweilten Gesang.
Nach "Die Dandy Warhols auf Streife" und dem vermutlich mehr als Spaßtrack konzipierten "Alcohol And Cocainemarijuananicotine" packt die Band dann doch noch einen verspäteten Hit aus: Die Melodie von "Love Thyself" (die Dandys wählen natürlich die altenglische Schreibweise) ist unfassbar eingängig, die treibenden Gitarren und Drums hämmern den Ohrwurm direkt ins Trommelfell. Einen melancholischen Abschluss bildet der Track "I Will Never Stop Loving You" mit Debbie Harry, auf dem Taylor-Taylor mit dem tiefen Sprechgesang zudem eine astreine Leonard Cohen-Imitation an den Tag legt.
Zwar verlieren sich einige Songs auf "Rockmaker" in der allzu repetitiven Delivery aller Akteure, trotzdem findet die Band recht häufig wieder zu eingängigen Vocals und Riffs zurück. Die prominenten Feature-Gäste öffnen gleichzeitig Raum für neue Ideen, damit das Projekt nicht allzu eintönig dahinplätschert. Man muss es den Dandy Warhols auch abermals anerkennen, dass sie nach wie vor nicht versuchen, die Erfolgsphase um "Bohemian Like You" durch billige Nostalgie wieder heraufzubeschwören.
1 Kommentar
Frank Black ist noch immer "Gitarrist" der Pixies, ma' sagen.