laut.de-Kritik

Blues-Supergroup um Tausendsassa Jack White.

Review von

"Was immer ihm im Kopf umherschwirrt, er geht sofort raus und setzt es um", versucht Dead Weather-Sängerin Alison Mosshart die kreativen Schübe des Band-Initiators Jack White in Worte zu fassen. Nach den White Stripes und den Raconteurs wirft der Gitarrist nun seine dritte Band ins Rennen, bei der er nominell als Schlagzeuger geführt wird.

Der im Zeitalter von Star-Kollaborationen etwas überstrapazierte Begriff 'Supergroup' scheint zunächst leicht übertrieben: Am Bass steht der unscheinbare Raconteurs-Mann Jack Lawrence, an Whites Stamminstrument frickelt QOTSA-Gelegenheitsorgler Dean Fertita. Einzig Frontfurie Mosshart, deren Hauptband The Kills White als Support seiner Raconteurs kennen und schätzen lernte, verleiht dem Quartett ein in Indiekreisen immer gern gesehenes Gesicht.

So hing vor den ersten musikalischen Ergüssen des Quartetts vor allem eine Frage im Raum: Wer von beiden setzt sich durch? Songwriting-Primus White oder Ekstase-Schlange Mosshart? Der Punkt geht an die Sängerin: Ihre eindrucksvolle Performance ist das Herz des Dead Weather'schen Starkstrom-Blues.

Schon der der dynamische Opener lässt sämtliche Befürchtungen verstummen, die Band hätte es besser bei der formidablen Heavy-Nummer "Hang You From The Heavens" belassen sollen, wie es von White ursprünglich für die Single-Reihe seines Nashviller Labels Third Man vorgesehen war. "60 Feet Tall" ist ein minimaler wie rabenschwarzer 70er Rockklumpen, in dem sich Mosshart warmkreischt wie einst die selige Joplin.

Bereits hier outet sich Gitarrist Fertita als atmosphärisch versierter Teamplayer, der den Kompositionen auch im weiteren Verlauf stets den nötigen Raum lässt, den entweder White für ein Drumsolo oder Mosshart für eine ihrer kernigen Schreiattacken benötigen.

Dass man hier anstelle des White Stripes-Gurus eher an alte Birthday Party-Orgien zurückdenkt, könnte daran liegen, dass beide Kompositionen Mosshart und Fertita verantworten. Erst mit dem schleppenden Funker "I Cut Like A Buffalo" taucht Whites Name in den Credits auf.

Die Songs, bei denen der Mann seine Stimme erhebt, machen zwar seine Vergangenheit lebendig, können aber nicht an dessen Glorie anknüpfen. Ausnahme ist der elektrisierende wie ausufernde Bluesrock-Happen "Treat Me Like Your Mother", ein Duett mit Mosshart. Ansonsten ist die Dead Weather-Sängerin allein für die Höhepunkte zuständig, zu denen in jedem Fall noch das narkotisch-zähe "No Hassle Night" zu zählen ist.

Anstelle des online veröffentlichten Gary Numan-Covers "Are Friends Electric?" präsentiert die Gruppe auf CD den ebenfalls 30 Jahre alten Bob Dylan-Song "New Pony", was den guten Eindruck des Debüts aber genauso wenig trübt wie der eher schwächere Akustik-Abschlusstrack. Im Gegensatz zu Chickenfoot wünscht man dieser Supergroup dann doch eine Fortsetzung.

Trackliste

  1. 1. 60 Feet Tall
  2. 2. Hang You From The Heavens
  3. 3. I Cut Like A Buffalo
  4. 4. So Far From Your Weapon
  5. 5. Treat Me Like Your Mother
  6. 6. Rocking Horse
  7. 7. New Pony
  8. 8. Bone House
  9. 9. 3 Birds
  10. 10. No Hassle Night
  11. 11. Will There Be Enough Water?

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