laut.de-Kritik
Mehr The Kills als The Sounds.
Review von Josef GasteigerTiefe Sounds, rumpelndes Schlagzeug, dazu engelsgleiche Stimmen. The Duke Spirit klingen immer mehr nach geerdeter Rockband, die an einem Highway eine feenhafte Sängerin mit ihrem Van aufgegabelt hat. Und gar nicht wie fünf Londoner Kunststudenten.
Erreichen einen die ersten Klänge des neuen Albums "Bruiser" vermutet man gar Brant Bjorks Schießbude im Studio. Gepaart mit dem per Definition fettenBass sucht man bald auf der nächsten Karte diese Wüste, die in der englischen Hauptstadt die Inspiration für "Cherry Tree" liefert.
Akustisch beeindruckend von Rick Rubin-Gefolgsmann Andrew Scheps in Szene gesetzt, dröhnt und groovt es düster aus den Boxen, kokettiert mit Stoner-Charme und bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Soundpolitur und authentischem R'n'R-Lärm.
Meist mit verdammt lässigen Hüftschwüngen schleichen die magenmassierenden Grooves in das Soundbild, das nur schwer einer Westernlandschaft im Sonnenuntergang widerstehen kann. Dabei genügen ein, zwei Riffs, um über die durchschnittlichen Songlängen die Spannung zu erhalten. Lieber weniger Noten spielen, diesen dafür mehr Power verpassen, lautet die Devise, der man auch nichts ankreiden kann.
Denn man hat ja die Stimme von Liela Moss im Bandwagen dabei, und der gebührt viel Platz im Soundgewand der Briten. Nach dem Doppelgespann zweier eher konventioneller Rocker ("Cherry Tree", "Procession") glänzt Liela erstmals im zurückhaltenden, nichtsdestotrotz ungemein vereinnahmenden "Villain" - ihre feengleiche Stimme hypnotisiert den Hörer, nimmt ihn mit in eine Traumlandschaft.
Die nuancierte Dynamik von "Don't Wait" setzt auf dieselben Stärken, verführt gar mit der gehauchten Zeile "Who gave permission to drive me this wild?" und bricht am Ende doch noch aus sich heraus. Ms. Moss' Stimmfarbe zeugt als einziges Element im Duke-Sound noch von englischer Noblesse, die sich aber bei Bedarf und Knopfdruck eine große Portion Soul zuschalten kann.
Davon profitiert das Songwriting, das sich zwar auf wenige Ideen pro Lied beschränkt, diese umso interessanter und mit Lielas Hilfe auch abwechslungsreich gestalten kann.
"Sweet Bitter Sweet" lässt die Westernakkorde so lange ausklingen, bis die Zigarette, die das geistige Auge unter einem breitkrempigen Hut glühen sieht, ausgetreten ist, um dann wieder die Tieftöner anzuwerfen. Auch hier reitet Liela auf der Intensitätswelle voran, genau so wie im mit epischen Melodiebögen angelegten "Northbound" oder dem großen Chorus von "Homecoming".
Überhaupt: Hört man die ruhigeren oder experimentelleren Klänge auf "Bruiser", entfachen diese schon ab dem zweiten Durchlauf eine ungleich größere Faszination im Vergleich zu den eher klassischen Garagenrock-Anleihen.
Der Weg abseits des gradlinigen "Surrender"-Backbeats steht der Band gut zu den bleichen Gesichtern, der konventionelle Rockschuh sitzt höchstens bei "Everybody's Under Your Spell" wirklich maßgeschneidert. Die mystische dunkle Seite (speziell der Gitarrensounds der Herren Ford und Butler) bedient sich öfters in der psychedelischen Ecke. Und die will bei etwas höherer Geschwindigkeit nicht so recht dieselbe Dichte erzeugen, wie bei den zurückgelehnten, walzenden Songbomben. So bleiben The Duke Spirit mehr The Kills ("Bodies") als The Sounds, mehr Dead Weather als Blondie. Dunkel, solide, unterhaltsam.
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