laut.de-Kritik
Tasten und Regler statt Gitarren und Akkordeon.
Review von Giuliano BenassiDer Hühnerstall, in dem die Gebrüder Felice und ihre Kumpels normalerweise aufnehmen, hatte offenbar nicht mehr genug Platz für das Sammelsurium an Instrumenten, das sie einsetzen wollten. So sind sie für ihr viertes Album in die Sporthalle einer alten Schule gezogen, wo sie Gitarren und Akkordeone erst einmal in die Ecke gestellt haben. Um sich herum haben sie dafür Keyboards und Laptops aufgebaut.
Der Wandel ist weniger radikal, als er klingen mag. Die übrig gebliebenen zwei Brüder bilden immer noch das Grundgerüst, wobei James Felices raues Organ mehr denn je im Mittelpunkt steht. Die spontane Herangehensweise hat sich auch nicht geändert. Ein bisschen rumspielen, auf die Play-Taste drücken und nicht allzu lange rumeditieren, bis die endgültige Version fertig ist.
Auf jeden Fall haben die Felices unterschiedliche Stimmungen eingefangen. So ist zu Beginn des stampfenden, überdrehten Openers eine der wenigen, dazu noch eine verstimmte, Gitarre zu hören, gefolgt von gesampeltem Händeklatschen und einem kreischenden Kinderchor. Das folgende "Container Ship" besteht aus atmosphärischen Keyboardklängen, die an Goldfrapps "Felt Mountain" erinnern, unterbrochen von Passagen mit dumpfen Beats.
"Honda Civic" bietet soulige Bläsereinsätze und volksmusikähnliche Ziehharmonika, "Oliver Stone" ist dagegen eine klassische, pathetische Klavierballade. Zumindest, bis didgeridoo-ähnliche Klänge einsetzen. In "Ponzi" fühlt man sich in eine Diskothek Mitte der 70er Jahre versetzt, "Back In The Dancehall" ist dagegen so träge, dass es nicht wirklich zum Tanzen animiert.
In "Dallas" hört sich der Sänger an wie ein besoffener Bob Dylan, "Cus's Catskill Gym" bietet wieder ein wildes Gemisch aus Chören, Bläsern und allen weiteren Instrumenten, die zur Verfügung standen. Ruhige Momente für mehr als ein paar Takte sind bis zum Schluss Fehlanzeige – mit der Ausnahme von "Best I Ever Had", das am ehesten noch wie eines der gewohnten Stücke der Band klingt.
Mit "Celebration, Florida" ist den Felice Brothers nicht gerade der große Wurf gelungen, doch ihre Lust, neue Sachen auszuprobieren, ist deutlich herauszuhören und verleiht dem Material einen gewissen Charme. Der Hang, leicht unrhythmisch zu musizieren, ist geblieben. Gitarren und Ziehharmonika stehen ihnen allerdings wesentlich besser als Tasten und Regler.
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