laut.de-Kritik

Der Soundtrack für einsame Nächte.

Review von

Tim Kasher hält sich an den eigens aufoktroyierten Veröffentlichungsrhythmus. Nach Cursives "Happy Hollow" aus dem vergangenen Herbst ist heuer wieder The Good Life dran. Schön, dass sich der Saddle Creek-Mann ausgerechnet die dritte Jahreszeit für die Veröffentlichung seiner Alben aussucht - sie passen so schön hierher.

Wie auf "Happy Hollow" und dem letzten Good Life-Output "Album Of The Year" scheint Kasher mit "Help Wanted Nights" einen roten Faden zu verfolgen. Ursprünglich als Soundtrack für einen Film gedacht, an dem Kasher 2006 arbeitete, spielen die Songs in und um eine Spelunke in einer Kleinstadt. Lang lebe das Konzeptalbum!

Musikalisch hat sich erfreulich wenig getan. The Good Life repräsentiert immer noch die leise, zarte, introvertierte und verletzliche Seite des Masterminds. Und so geht es mit "On The Picket Fence" wunderschön los. Die Unsicherheit des Sängers bricht sofort durch, passend untermalt von einem leicht abgefuckt klingenden E-Piano: "Things are good / we should take a polaroid, a memento before the moment's destroyed."

Doch Kasher singt nicht über seine, sondern über anderer (fiktiver) Leute Erfahrungen. Das ist neu, aber es funktioniert: The Good Life büßen dadurch nichts von ihrer Melancholie und ihrer Authentizität ein.

Eine zerrissen klingende Gitarre beherrscht "A Little Bit More". Das knapp zwei Minuten kurze "Heartbroke" verbreitet mit Uptempo fast so etwas wie eine positive Grundstimmung. Und während sich "Share Of Men" wieder deutlich zurück nimmt, reift die Überzeugung, ein hervorragendes Album zu hören.

"You Don't Feel Like Home To Me" mit seinem Raum einnehmenden Bass markiert den Höhepunkt, während sich die beiden folgenden Lieder durch ihr Midtempo deutlich abheben. Erst "Some Tragedy" schmachtet wieder Good Life-typisch vor sich hin. Wundervoll!

Wiederum völlig reduziert ist "So Let Go" eine herzzereißendes Protokoll vom Ende einer Beziehung: "We could set our pride aside / ignore our egos for the night and make love / but we won't." Und so belügt sich jeder weiter selbst und fordert vom anderen, doch einfach loszulassen. Let go, let go, aber keiner machts.

Kasher gelingt es, mit The Good Life alle Facetten menschlich-natürlicher Abgründe einzufangen. Und kreiiert nebenbei großartig leisen Indiepop. Das vierte Album beschert uns den Soundtrack für einsame Nächte - genau dann, wenn man Hilfe am nötigsten hat.

Trackliste

  1. 1. On The Picket Fence
  2. 2. A Little Bit More
  3. 3. Heartbroke
  4. 4. Your Share Of Men
  5. 5. You Don't Feel Like Home To Me
  6. 6. Keely Aimee
  7. 7. Playing Dumb
  8. 8. Some Tragedy
  9. 9. So Let Go
  10. 10. Rest Your Head

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LAUT.DE-PORTRÄT The Good Life

The Good Life ist die andere Band vom etwas kauzig aussehenden Cursive-Frontmann Tim Kasher. Er verwehrt sich aber dagegen, dass es seine Zweitband sei.

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