laut.de-Kritik
Mit Haut und Knochen zurück in der Garage.
Review von Kai ButterweckAls der Rock'n'Roll sich immer mehr aufblähte und der gitarrenverzerrte Crossover nahezu aller gängigen Bereiche aus den Fugen zu platzen drohte, besannen sich Bands wie The White Stripes, The Black Keys und nicht zuletzt auch The Kills auf das Fundament ihres Genres. Sie speckten ab; nicht nur personell, sondern vor allem musikalisch.
Der Blues hielt wieder Einzug, auch wenn in einer sehr individuell-abstrakten Form. Gleichzeitig wurde die Instrumentierung auf ein Minimum beschränkt. Gesang und Gitarre bilden die Eckpfeiler, sporadisch unterstützt von simplen Bass-Drum- und Snare-Spielereien, die, wie im Falle von The Kills, gerne auch die Technik in Form eines Drum Computers, übernimmt.
"Wir bieten auf dem neuen Album nur noch Haut und Knochen", so kündigte The Kills-Gitarrist Jamie Hince unlängst ihr mittlerweile viertes Machwerk "Blood Pressure" an. Der Blutdruck sinkt zu keiner Zeit auf gefährlich einschläfernde Werte; stattdessen sorgt bereits die Eröffnung mit dem schleppenden "Future Starts Slow" für höchste Aufmerksamkeit.
Die verruchte Stimmfarbe von Alison Mosshart und das leicht darunterliegende Kontrast-Organ von Jamie Hince bilden einen einzigartigen Stimmen-Mix, der sich der trügerisch geschmeidigen Atmosphäre perfekt anpasst.
Die erste Single "Satellite" weckt Erinnerungen an die poppigere Grundstruktur des Vorgängers "Midnight Boom" und auch "Heart Is A Beating Drum" klingt vermeintlich nach einem Überbleibsel dieser Sessions. Allerdings sorgen die punktuell eingesetzten dreckigen Riffs von Jamie Hince immer wieder für die nötigen Kanten an der vermeintlich glatten Oberfläche.
Während das Lo-Fi-Spektakel in Songs wie "Nail in My Coffin", "Damned If She Do" oder auch "You Don't Own The Road" in seiner ganzen Pracht aufblüht und die Melange aus Feedback-Gitarren und fauchenden Vocals auf den Höhepunkt getrieben wird, verleiten "The Last Goodbye" oder auch der Rausschmeißer "Pots And Pans" zu triefender Melancholie und bilden eine wohltuende Ruhephase.
Textlich bewegt sich das Neo-Blues-Duo zwischen verschmähter Liebe, defekten Raumflugkörpern und allerlei sonstigen ironischen Zweideutigkeiten. Wem "Midnight Boom" zu poppig war, der wird sich an "Blood Pressures" erfreuen.
The Kills sind wieder zurück in der Garage. Auch wenn Jamie Hince gerne von 'Haut und Knochen' spricht: "Blood Pressures" ist zwar definitiv minimalistisch in seiner Instrumentierung, dennoch besticht das Album vor allem mit seiner Komplexität und Vielschichtigkeit. Chapeau.
6 Kommentare
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Von mir auch!
auf (grünem) vinyl!
Live ist doch viel schöner, morgen Berlin! Das wird ein Fest ...
man sieht sich auf dem southside.. wird garantiert geil
glaube aber mit dem haut und knochen-zitat habt ihr was verwechselt..