laut.de-Kritik

Gutgelaunter Indie-Rap mit Höhen und Tiefen.

Review von

Von irgendwo ganz weit weg kommt ein Rhythmus auf einen zu, wird immer lauter, Bass und Gitarre setzen ein, dazu spielt eine leise Synthiemelodie. Da gibts nix: "Du Schweigst" groovt. Auch wenn Frontmann Falk rappt - mit Hip Hop im ursprünglichen Sinne haben The Love Bülow nicht viel zu tun. Spätestens, wenn ein Pop-Rock-Refrain den Beat unterbricht, ist klar, was die Band meint, wenn sie behaupten, den "Indie-Rap" erfunden zu haben.

Gitarren bestimmen den Sound, so auch im zweiten Track. "Ey, guck mich an, die Welt liegt mir zu Füßen / Erstmal einen heb'n und ich bin weit weg wie Cluesn" - "Lieblingslied" bezieht sich textlich direkt auf Clueso und klingt tatsächlich ein bisschen nach dem Erfurter Songwriter-Rapper. Mit dem Unterschied, dass hier natürlich wieder ein pumpender Refrain im E-Gitarrengewand folgt.

"Kein Problem" enttäuscht mit seinem 08/15-Schrammel-Intro. Es drängt sich der Gedanke auf, dass der Hip Hop-Part der Combo letztendlich doch mehr liegt. Der Stil des Sängers Michél (irgendwo zwischen Silbermond und den Kings Of Leon) überzeugt mich noch nicht - Rapper Falk dagegen erinnert stimmlich in "Links, Rechts, Oben, Unten" sogar ein bisschen an den König der rauen Stimme: Dendemann.

"Dancen" beginnt elektronisch-funky im Stile eines Jan Delay. Dazu fetziger, deutschsprachiger Backgroundgesang - "Mercedes Dance" lässt grüßen. Nichtsdestotrotz eine mitreißende Nummer, die zudem das Konzept der Band mehr als treffend beschreibt: "Sie sagt: Schatz, komm lass uns dancen gehn / Er sagte: Ich hab heut Bock 'ne Band zu sehen / Doch warum soll man sich entscheiden? / Das Zauberwort heißt TLB / Die perfekte Kombi aus beidem."

Vom Funk ein wenig in Richtung Ska bewegt sich "Sonntag". Absolut tanzbar, toller Instrumental-Break, leider reichlich blöder Text: "So'n krasser Sonntag / Es kommt mir vor als ob ich im Lotto gewonn' hab". "Du Kennst Mich Nicht" gefällt da weit besser. Nur Bass und Drums begleiten das witzige Freestyle-Intro.

"Atmen". Nicht nur der Titel klingt absolut nach Clueso, auch der sanfte Gitarrensound, die sphärische Untermalung und die Art des Gesangs erinnern an das musikalische Vorbild. Hier fügt sich der "Indie"-Refrain allerdings richtig gut ein. An Eigenständigkeit gewinnt die Nummer zudem durch die groovige dritte Strophe und mausert sich so zu einem der Highlights der Platte.

Mit seinem bedrohlichen Rhythmus treibt "Schall & Rauch" Falks nachdenkliche Raps voran. Hier geht der Plan, aus Hip Hop und Poprock etwas Neues zu schaffen, noch einmal wirklich auf. Den perfekten Abschluss macht das titelgebende "Menschen Sind Wie Lieder" mit akustischer Gitarre und Reggae-Beat.

The Love Bülow liefern mit ihrem Debüt eine gutgelaunte Mischung ab. Party- und radiotauglich könnten die Newcomer den ein oder anderen Hit landen, auch wenn die Deutschrock-Schiene auf Dauer nervt und die Texte stark zwischen witzig und flach pendeln. Und der Gesang - nun ja, das bleibt wahrscheinlich einfach Geschmackssache.

Trackliste

  1. 1. Du Schweigst
  2. 2. Lieblingslied
  3. 3. Kein Problem
  4. 4. Links, Rechts, Oben, Unten
  5. 5. Dancen
  6. 6. Sonntag
  7. 7. Du Kennst Mich Nicht
  8. 8. Atmen
  9. 9. Los!
  10. 10. Kompass
  11. 11. Junkie
  12. 12. Schall & Rauch
  13. 13. Menschen Sind Wie Lieder

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