laut.de-Kritik
Die Briten verbeugen sich vor Anthrax, Tool und Metallica ...
Review von Michael EdeleGibt es eigentlich ein Hölle nur für Promotionfirmen? Ich glaube schon, denn was diese Kerle immer wieder zusammenlügen, geht auf keine Kuhhaut. Glaubt man den Labelfuzzis, retten The More I See nicht nur die Welt der Rockmusik, sondern sorgen mindestens noch für angenehm weichen Stuhlgang und eine extra Portion Tinte auf dem Füller.
Wann lernen die Leute endlich, dass man einer jungen Band mit solch großspurigem Geprotze mehr schadet als nützt? Schließlich war mir in den letzten paar Jahren kaum eine Band untergekommen, die wirklich weltbewegend Neues verzapft hat. Auch bei den Jungs von der Insel gibt es das Toastbrot immer noch in Scheiben. Allein der Belag variiert und verleiht dem Weichbrot eine gewisse Würze.
Von Gitarrist Gizz Butt könnte man schon gehört haben, denn der Kerl durfte live für The Prodigy die Gitarre schrubben. Zusammen mit vier anderen huldigt er mit The More I See einer ganzen Reihe von alten Helden, und dabei stellt sich das Quintett gar nicht so blöd an. Vor allem die Stimme von Chad Sunderland ist das große Plus der Band, denn ähnlich wie Anthrax-Fronter Jon Bush kann der Mann aggressiv shouten, ohne dabei eine gewisse melodische Note zu verlieren.
Vor Metallica verbeugen sie sich mit dem Opener "Violate" oder "Last Hope", das sie die letzten Annihilator-Scheiben kennen, zeigen sie mit "A Price In Your Head", und auch die Thrasher von Anthrax bekommen ihr Denkmal mit "Born Freaks", bzw "Smile".
Dass es auch in der Alternative-Ecke einige Bands gibt, die Eindruck hinterlassen haben, zeigen die Anleihen bei Alice In Chains oder Tool bei Tracks wie "Friends Turnde Enemy" oder "Suck On These Words". Daneben stehen mit "Near Extinction" oder "Paralyzed" ganz nette Singalongs, die nicht schlecht, aber eher harmlos geraten sind.
Kein Geringerer als Andy Sneap (Nevermore, Kreator, Blaze) hat dem Album einen verdammt knackigen Sound verpasst und gibt dem Dutzend Songs zusätzlichen Schub. Die eigene Identität haben The More I See noch nicht erreicht, aber zumindest eine interessante Duftmarke hinterlassen.
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