laut.de-Kritik
Gab es schon einmal einen Track über Einkaufszentren?
Review von Dani FrommDüsseldorf springt einem beim Blick auf die deutsche Rap-Landkarte nicht zwingend ins Auge. Machen wir uns nichts vor: Zu den Hip Hop-Metropolen zählt die Stadt am Rhein wirklich nicht. Um so sinniger, dass The Plot "Eselsbrücken" errichten, mittels derer sie sich in Gehör und Gedächtnis festkrallen.
Das gelingt mit ihrem in Eigenregie veröffentlichtem Erstling gut. Zwar sehe ich keine neue Rap-Sensation heranrollen, dafür gestaltet sich die Themenwahl über weite Strecken gar zu traditionell und die Darreichung noch ein wenig zu ausbaufähig. Ein solide gesetztes Fundament für weitere Umtriebe bilden die "Eselsbrücken" jedoch allemal - zumal sie erheblichen Unterhaltungswert bergen.
Der entfaltet immer dann sein volles Aroma, sobald The Plot die ausgetretenen Pfade verlassen. Liebeserklärungen an die eigene Stadt gibt es schließlich bereits wie Sand am Meer. Neben Frankfurt, Stuttgart, Heidelberg, Hamburg, diversen anderen Käffern und Mama Berlin besitzt Düsseldorf mit "Heimatsound" nun auch seine Hymne.
Wer den regionalen Bezug teilt, mag sich freuen. Alle anderen interessiert eine solche Hommage vermutlich ebenso sekundär wie das vierhundertzwölfte Aufrollen einer persönlichen Hip Hop-Biografie. Mal ehrlich: Eine ähnliche Vergangenheit mit vergleichbar "Großen Zielen" führen wir schließlich alle irgendwie im Rucksack. Oder nicht?
Battleohrfeigen wie "Sure & Lucky Für Die Huren" oder "Keine Kollegen" habe ich bereits deutlich derber klatschen, allerdings auch wesentlich drastischer in die Hosen gehen hören. Nein, wie gesagt: Die Saat, die The Plot steut, geht am nachhaltigsten in bisher unbeackerten Gefilden auf.
Ich entsinne mich nicht, jemals zuvor über einen Track über den täglichen Wahnsinn im Einkaufszentrum gestolpert zu sein. Dabei sollte jedem, der sich in den alltäglichen Konsumterror begeben muss, klar sein, was die "Supermarkt Pros" elmäx und Jack locker aus der Hüfte schießen: "Einkaufen gehen ist ein struggle für sich" - und liefert darüber hinaus Stoff genug für grandioses Entertainment.
Ein schwelender Nachbarschaftskonflikt wird in eine Trilogie verpackt, die unweigerlich ins Inferno führt. elmäxens und Jacks Talent für verschlungene Geschichten und Vergleiche, die nicht längst zum Standard-Vokabular zählen, setzen spätestens mit dem "Halben Hähnchen" zum Höhenflug an und gipfeln in dem völlig zu Unrecht im Abspann versteckten Fünf-Uhr-Morgens-Blues.
So knackfrisch bekäme ichs gerne öfter serviert. Über den Umstand, dass möglicherweise die eine oder andere Idee zu lange geritten oder die einander stark ähnelnden Flows der beiden Haupt-Akteure zwar routiniert, jedoch auch wenig abwechslungsreich daher kommen, sehe ich gerne hinweg.
Insbesondere da sich die Beat-Ausstattung als wahrhaftig von der würdigsten Sorte erweist: Tim Tonic fährt beschwingte, luftige Bläser für "On It", temporeiche Bongos für "Keine Kollegen" auf. elmäx selbst bastelt aus Knistern, Knarzen und allerlei Geklingel die Grundlage für "Im Stich", in die sich der ein wenig gestrig wirkende gepitchte Stimmfetzen wunderbar einfügt.
Bedrückend, fast bedrohlich gestaltet er zudem das auf einem Pianoloop basierende "Fehl Am Platz" aus, rückt für "Nacht" das Klavier aus der Klamottenkiste in die Mitte des Saloons und klöppelt, zusammen mit ZwerK, ein detailverliebtes "Mäxtrumental", für das auch ein Gitarrenverächter gerne Pate gestanden hätte.
Die stimmungsvollsten Klangkollagen gehen jedoch auf das Konto ZwerKs alleine. Er verpasst den "Supermarkt Pros" mit funky Basslauf einen Groove, vor dem es kein Entrinnen gibt, lässt es "Für Die Huren" ticken, piepen und fiepen, dass man es mit der Angst zu tun bekommt, und kreiert die gedämpfte Stimmung, die erst auf "Zwei Blaue Augen" und dann aufs Gemüt schlägt. Von diesem Mann bitte jederzeit mehr, dann entfährt auch mir ein gepflegt staunendes: "Damn!"
9 Kommentare
Hallo? Rapresenten die neuerdings Düsseldorf?
Hier gibt es durchaus etablierte und populäre
Künstler wie den Neuen Westen, BTM SQUAD von mir aus Farid Bang, Zeido oder Micsness! Aber nur weil ihr keinen Plan von der Szene habt, müsst ihr doch nicht für jede noch so kleine ^Selbsthilfegruppe^ Promo machen, die a) keiner kennt und b) keiner kennen will, da sie weder Authentiziät noch Stil haben und rappen wie jeder zweite hier und das in der wahrscheinlich größten Hip Hop Metropole am Rhein! Schließlich ist die echte Hip Hop Szene für Heads und Insider, die Hip Hop seit Jahren leben und nicht ^machen^! und eben nicht für alle pubertierenden ^Deutschrapper^ und Groupies! Für solche gibts dann das Internet, weil da jeder alles (sein) kann!
Witz komm raus! Der Autor ist einer von The Plot^^
nö.
Hab mir mal das Snippet auf ihrer Myspace-Seite angehört. Is ganz nett. Würd ich mir aber nicht kaufen. Haut mich jetzt nicht wirklich vom Hocker.
Allerdings der Preis mit 5 euro is Top. Anders wird man wohl kaum was verkaufen.
@düsseldoper (« ^lol^ noch einer von "the plot"
1. Es gibt einen Unterschied zwischen "Hip Hoppern" und "Rappern" aber den kennt ihr anscheinend nicht. Rappen kann jeder. Hip Hop ist Kultur und als ob "the plot" einen Background hätte. lol
2. Keiner hat gesagt, dass es ein "Ghetto" in Düsseldorf gibt, aber durchaus Viertel und Gegenden mit einem rapid ansteigenden Ghettoisierungprozess.
3.Stimmt, ihr schwimmt nicht mit der Welle, ihr geht auch so unter!
lol, ihr müsst ja nicht auf hart machen, aber dieser pseudoreale Ökorap ist auch nicht besser! Und wenn man das "Leben" nur aus der Schule kennt, sollte man nicht über Hip Hop oder das Leben labbern und sich nicht als "anders und authentisch" hinstellen. Glückwunsch zum Erstellen einer Audio-CD ohne Label etc.! lol, aber verschwendet nicht eure Zeit für so einen Scheiss. Lieber weiter lernen und was vernünftiges auf die Beine stellen! »):
shut the fuck up !
"im stich" sampled "by your side" von cocorosie.
aber genial umgesetzt und daher auch so ein bombentrack!
Also das neue Album ist 10 mal so gut, wie wärs mit ner Review?