laut.de-Kritik

Wieder mehr Emo-Rock als Experiment.

Review von

Auch wenn die Pandemie praktisch kein großes Thema mehr ist, hatte sie auf The Used und ihr neuntes Studioalbum einen großen Einfluss. Für Fronter Bert McCracken bedeutete die plötzlich radikal andere Lebenssituation einen Tiefpunkt: "Mir ging es wahrscheinlich so gut wie nie in meinem Leben. Es ist verrückt. Ich war super fit, super gesund, hatte nie Probleme mit meiner Stimme und spielte jeden Abend ein neues Set. Und dann, crash, bang, boom - traf die Pandemie jeden hart", sagte er zum Rock Sound-Magazin.

Dass er mit dem Leben zu kämpfen hatte, stellt er sogleich in den Texten von "Worst I've Ever Been" unter Beweis. "I'm the worst I've ever been / Cue the drugs and violence / Misery is eminent / Desolation's kicking in", singt er in den ersten Zeilen. Während das Intro noch mitreißt, bremst der teils überproduzierte Gesang die Stimmung. Im Gegensatz zu "Worst I've Ever Been" schafften es die ebenfalls für die Platte bestimmten Songs "Fuck You" und "People Are Vomit", die ersten beiden Singles nach "Heartwork", doch nicht auf das Album. Von ihren Titeln her hätten sie sich gut unter die finalen elf Tracks eingereiht, besonders "People Are Vomit" auch klanglich.

Auf "Numb" bieten The Used viel an: Eine Klavierspur im Intro, galoppierender Sprechgesang in der ersten Strophe, gefolgt von einem rockigen Refrain. Diesen schrauben sie zu gefühlvollem, aber repetitivem ("I feel, I feel, I feel") Gesang wieder zurück, bevor das rifflastige Outro den Schlusspunkt setzt. Das darauffolgende "I Hate Everybody" hat mit dem bisher präsentierten Emo-Rock nur noch wenig zu tun. Das glattgebügelte Stück gerät wenig aufregend. Gut, dafür ist der Refrain ziemlich catchy, das muss man der Nummer lassen. In "Pinky Swear" sorgt das schlagkräftige Riff für erfrischende Abwechslung, mit "Headspace" bedienen sie wieder bestens ihr eigentliches Klientel.

"Cherry" ist, wie McCracken es auch in den Lyrics aufgreift, "the cherry on top". Emotionsgeladener geht es nicht: Das Stück startet mit Akustikgitarre und Gesang, bevor sich eine Violine bemerkbar macht. Zum ebenso gefühlsbetonten Refrain trägt eine simple, aber effektive E-Gitarrenmelodie bei. Ein kleiner Breakdown inklusive Screams folgt auch noch. Über "Cherry" freuen sich neben Jugendlichen mit erstem Liebeskummer alle, die sich gerne nostalgisch an die 2000er-Jahre zurückerinnern.

"Dopamine" ist dann eher ein Filler: Zwei Drittel des Songs passiert nichts, dann schiebt sich in den unspektakulären Refrain eine kurze Bridge, die aber zu spät wachrüttelt, man hat längst weitergeskippt. Die Tanzfläche bringen The Used mit "Dancing With A Brick Wall" zum Beben, allerdings werfen sie wie schon in "Dopamine" ein deplatziertes, gruseliges Kichern in den Raum.

Nach Titeln wie "Worst I've Ever Been", "Numb" und "I Hate Everybody" findet der Longplayer dennoch ein positives Ende. Obwohl der Name von "Giving Up" zunächst in die Irre führt, klären die Texte die Lage auf: "And I'm done with the misery / I'm done faking tragedies" dienen als auflösendes Moment. Die niedergeschlagene Stimmung ist wie weggeblasen, auch die Musik selbst kommt zuversichtlich daher. Beim Hintergrundgesang wurde jedoch zu viel mit Effekten hantiert.

The Used experimentieren weniger als auf ihren letzten beiden Alben und setzen wieder verstärkt auf den klassischeren Emo-Sound. Auf "Toxic Positivity" gelingt es ihnen zu einem gewissen Grad, die Blütezeit des Genres einzufangen. Ein moderner Twist ist unvermeidlich, der in Songs wie "Numb" oder "Cherry" gut funktioniert. Wenn The Used aber zu viele Effekte einsetzen und die Produktion einen zu kommerziellen Einschlag bekommt, verliert das Album an Reiz.

Trackliste

  1. 1. Worst I've Ever Been
  2. 2. Numb
  3. 3. I Hate Everybody
  4. 4. Pinky Swear
  5. 5. Headspace
  6. 6. Cherry
  7. 7. Dopamine
  8. 8. Dancing With A Brick Wall
  9. 9. Top Of The World
  10. 10. House Of Sand
  11. 11. Giving Up

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