laut.de-Kritik
Psychobilly-Allgirl-Band mischt Surf-, Garage- und Horropunk.
Review von Michael EdeleIch würde mich eigentlich als ziemlich abgehärtet und auch als relativ schwer zu beeindrucken bezeichnen (immerhin hab ich mir die letzte Manowar-CD mehrere Male angehört, ohne weinen zu müssen), aber vor Miss Eva von Slut hätte ich vermutlich doch Angst.
Nicht nur, weil die Dame sich gerne mit einer Knarre ablichten lässt, einen mit ihren Hupen erschlagen könnte und von oben bis unten tätowiert scheint. Sie hat auch noch diesen seltsamen Blick drauf, bei dem man sich als Mann ein wenig wie Freiwild vorkommt. Dennoch sollte man sich "Revenge Served Cold" auf keinen Fall entgehen lassen, denn die fünf Mädels bieten darauf eine mitreißende Mischung aus Garage-, Surf und Horrorpunk. Psychobilly par excellence sozusagen. Dabei hört man immer mal wieder eine musikalische Nähe zu männlichen Kollegen heraus, aber das soll nicht wirklich hinderlich sein.
Was ist falsch daran, wenn der Opener "Aileen" was von The Bones hat, zu "The Curse" auch ein völlig kaputter Sparky über die Bühne stolpern könnte oder "Cruel Mistress" auch The Meteors zu Ehren gereichen würde? Eben, ist doch klasse, zumal die Merry Widows alles andere als kopieren, sondern einfach wild durcheinander mischen. Sollte Quentin Tarantino mal wieder mit einem anständigen und abgedrehten Roadmovie ankommen, die Merry Widows wären für den Soundtrack prädestiniert. Hört euch nur mal das mit spanischem Touch versehene "Black Widow" oder das laszive "Deadly Kiss" an.
Übermäßig innovativ oder neu mögen die Damen vielleicht nicht sein, aber unterhaltsam ist der Sound auf CD allemal und live kann man bestimmt von einem Erlebnis sprechen. Da "Revenge Served Cold" in den Staaten schon seit einem Jahr auf dem Markt ist, gibt es zusätzlich drei Bonus-Tracks (noch mit der alten Bassistin) und wenn die Witwen hier im April live aufschlagen, wird es vermutlich auch schon den ein oder anderen, neuen Song zu hören geben.