laut.de-Kritik
Menschelnder Discofox mit Hardstyle-Synths.
Review von Maximilian SchäfferIn der Geschichte der Popmusik ist es gute Tradition, lediglich als Interpret aufzutreten. Elvis Presley oder Joe Cocker beispielsweise beteiligten sich höchst selten am Songwriting, lebten von Stimme, Ausstrahlung und Persönlichkeit. Wenn man keine der genannten Eigenschaften besitzt, aber trotzdem im Unterhaltungsgeschäft erfolgreich sein möchte, hilft nur noch ein guter Produzent.
Die allerbesten dieses Berufsstandes vermögen es, aus dem hässlichsten Entlein einen Star zu machen. Sie haben das sichere Gefühl für den momentanen Geschmack der halbtauben Masse von Konsumenten. Sie wissen was ankommt und leisten möglichst ökonomisch kreative Arbeit in ständiger Rücksicht auf den Markt. Was wäre Deutschland ohne Menschen wie Ralph Siegel, Frank Farian oder Dieter Bohlen?
Christian Geller ist eine weitere treffsichere Industriegröße, er feierte bereits im Jahr 2000 seinen ersten großen Erfolg. Vor zwanzig Jahren sangen die Big-Brother-Promis Zlatko Trpkovski und Jürgen Milski den von ihm mitkomponierten Nummer-1-Hit "Großer Bruder". Bis heute wird dieser Klassiker des gepflegten Einhandklatschens von Stralsund bis Konstanz in jeder Dorfdisco und hinter jedem Bierzelt eifrig mitgereihert. Auch für die Produktion von Heinos erstem Coveralbum "Mit freundlichen Grüßen" oder das Comeback des ehemaligen Caught-In-The-Act-Mitglieds Eloy de Jong zeichnet Geller verantwortlich.
Weil der Mann also äußerst lukrativ Geräusche herstellen kann, ihn jedoch kein Zuschauer des "Frühlingsfests der Volksmusik" kennt, singen andere seine Lieder. Airplay im Radio und auf Großveranstaltungen bedeutet für Rechteinhaber GEMA und GEMA heißt Knete. Reichlich Asche müssen die Schlagerhelden Florian Silbereisen und Bernd Weidung alias Thomas Anders also bereits im Voraus bekommen haben, um ihr Duo-"Album" aufzunehmen, weil sie laut Produktionsinformationen nur marginalst verwertungsbeteiligt sind. Die beiden Boulevardlieblinge komponierten keinen einzigen Song darauf selbst, lediglich Anders ist bei einem einzigen Lied als Texter mitaufgeführt.
Sage und schreibe siebzehn Versionen von harten bis zarten Discofox-Stampfern finden sich auf dem Tonträger. Kein Lied überrascht, die ersten drei ("Sie sagte doch sie liebt mich", "Sie hat es wieder getan" und "Sie ist wieder da") sind kaum auseinander zu halten. Im ersten Moment könnte man vermuten, es handle sich hierbei um ein Konzeptalbum zum Thema "enttäuschte Männerschaft singt über leichtbekleidete Frauen auf Ü-40-Parties".
Silbereisen und Anders hauchen irgendwas von verlorener Liebe und Bier. Auch der ehemalige Grand-Prix-Schlager "Rücksicht" von Hoffmann & Hoffmann wird gemenschelt und gesülzt. Alles beim Alten im selbstreferenziellen Kosmos des reaktionären Entertainments; auch sogenannte Frauenzeitschriften verbreiten bekanntermaßen nur Nichtnachrichten aus vergangenen Zeiten.
Überraschend ist auf "Das Album" höchstens die Soundkulisse, deren Synthesizergewand aus dem Hardstyle/Jumpstyle und dem Achterbahn-Dubstep der frühen 2000er entliehen ist. Irgendwann wird alles zur Volksmusik: Schließlich zählt Tomorrowland im belgischen Boom zu den größten Festivalereignissen Europas.
18 Kommentare mit 27 Antworten
allein für das frettchen cover mind. 4/5
Allein für die Titelliste gibt es ungehört minus 999/5.
♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ miez-miez
Katzi ♥
Wo hast du dich wieder rumgetrieben, miez?! ♥
https://www.youtube.com/watch?v=lm86XQSJM2U
♥ ♥
Oder vielleicht eher...
https://youtu.be/fOF_2eM4aKM
Kuhkatzi würde so etwas nie tun! >:-(
♥ ♥ ♥
Wie wär's damit? ♥♥♥
https://www.youtube.com/watch?v=HVC6RL3TyZ…
Vorbildlich, wenn auch nicht sehr kuhig. Schnurr!
Kuhkatzi macht immer dass sich alle lieb haben ♥ ♥ ♥
Kuhkatzi für weltfrieden
weiß nicht ob ich 2-4 Monate ohne eine Kuhkatzi aushalte ♥ ♥ ♥
Miez kommt wieder, der kleine Streuner. Keine sorge ♥
Nein Miez ... böse Miez ... Das ist mein Napfkuchen. Neeeein Mieeeeez
"Miez kommt wieder, der kleine Streuner. Keine sorge ♥"
Hab ich nie bestritten, Junge. Lesen & verstehen!
Oh Verzeihung, ich meinte miez miez schnurr schnurr ♥ ♥ ♥
"Was wäre Deutschland ohne Menschen wie Ralph Siegel, Frank Farian oder Dieter Bohlen?"
Ein besserer Ort.
Südhessen.
Der Counterpart zu Bohlen, Hegelsche Dialektik im Musikbusiness als Grund für neue Alben. Die Jungs wissen wie Geld zu verdienen ist.
"Hegelsche Dialektik" hahahah
ja lustig. Was in der Politik läuft, klappt auch im Business.
Und ich dachte die Virenzüchter in China haben was schlimmes produziert...
Problem ist ja, dass man nicht belegen kann, dass diese Musikschlechter als Beethoven, Coltrane oder Bach ist. Man kann nur sagen, dass sie anders ist, aber nicht schlechter.