laut.de-Kritik

So schön, dass einem vor lauter Rührung die Tränen kommen.

Review von

Wie, das ist der Mann, der großen Einfluss auf den damaligen Manchester-Hype hatte? Der Frontmann der Charlatans, die einst den Britpop eingeläutet haben? Wahnsinn! Sein erstes Soloalbum hört sich so gar nicht britisch an. Eher warm, voller Blues und so schön kalifornisch. Ich kann es noch gar nicht glauben. Genauso wie ich es immer noch nicht wahrhaben will, dass The Thrills aus Irland stammen. Auch hier ist der grandiose Beach Boys-Sound nicht zu überhören.

"I Believe" ist mein Album des Jahres. Es macht mich sowohl glücklich, als auch melancholisch, und ich wünschte, der Sommer würde nie zu Ende gehen. Klingt banal, genauso wie manche Songtitel auf Mr. Burgess Platte, aber dahinter stecken großartige Hymnen. "We All Need Love"! Ein Stück, das man jeden Morgen zum Aufstehen hören muss. Sich ins Hirn bohrende Textzeilen, die auch ruhig öfter wiederholt werden dürfen. Die Pilzköpfe haben das damals in einer etwas anderen Variante auch schon gesungen und in die Welt hinaus getragen. Schöner kann's mir zur Zeit eigentlich nur noch Jochen machen mit seiner Sauerstoffdusche "Neuer Morgen".

"Oh My Corazon" weist noch mal kurz darauf hin, woher Tim Burgess ursprünglich seine musikalischen Wurzeln hat. Eine fröhliche Pophymne, die dann doch auf der Insel zu Hause ist. Die wundervolle Liebeserklärung folgt mit hypnotisierender Akustik-Gitarre und bittersüßen Streichern: "Be My Baby" steigert sich so weit, dass dein Baby dir direkt in die Arme fällt! Countrymäßig geritten und mit einem lustigen Dudududibdu-Chor geht die Reise durch den Süden "Years Ago" weiter. Ich sehe glückliche Hühner und Kühe irgendwo in Texas auf einer idyllischen kleinen Farm. Mittendrin Tim Burgess, verträumt mit Drei-Tage-Bart gen Himmel blickend, und goldene Heuballen, die durch die trockene, einsame Gegend wirbeln.

Ich sage Ja! Ich will mehr. Auch wenn der Brite bei "Say Yes" ein wenig zu sehr nach Beck Hansen klingt. Liegt wahrscheinlich am gleichen Produzenten, Michael Patterson, der auch schon für den genialen Looser einige Hits abmischte. Nächster Höhepunkt: "Po' Boy Soul". Hier macht uns Tim das Spielzeugauto: Ein wiederholtes Brrrrruuummm mit eleganter Pianobegleitung ist der Einstieg in eine weitere Hitmaschine. Eine nie zuvor gehörte Mundperformance, die leider viel zu schnell zu Ende geht, und bei der mir jedes Mal vor lauter Rührung die Tränen kommen. O.k., die Fünf-Punkte-Maschine ist wieder am Start, aber ich bitte euch dieses Album zu kaufen und zu hören. Tim Burgess gehört in eure Top 10. Hypen unbedingt erlaubt!

Trackliste

  1. 1. I Believe In The Spirit
  2. 2. Held In Straps
  3. 3. Only A Boy
  4. 4. We All Need Love
  5. 5. Oh My Corazon
  6. 6. Be My Baby
  7. 7. Years Ago
  8. 8. Say Yes
  9. 9. Love To Spend The Night
  10. 10. Po' Boy Soul
  11. 11. All I Ever Do

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