laut.de-Kritik
US-Mainstream aus England: The next big thing?
Review von Michael SchuhSie waren Vorgruppe von Oasis und die englischen Medien reagierten blitzschnell: "Toploader's the next big thing". In der Annahme, dass es sich bei dem südenglischen Quintett um eine weitere, vom Pathos heimgesuchte Britcombo Marke Embrace oder Coldplay handelt, staunte ich nicht schlecht, den Bandnamen kürzlich auf dem Support-Billing der Konsensrocker von Bon Jovi zu lesen.
Nach dem Genuss bzw. der Verabreichung ihres Tonträgers wundert mich nun gar nichts mehr. Ich kann die Bon Jovi-Fans förmlich von den Open Air-Stühlen aufspringen und zum Toploader T-Shirt-Stand hecheln sehen. Denn der Sänger ist ja soo süß und seine Stimme soo ausgereift.
Ist sie auch. An Intensität lässt das Organ des Keyboarders und Sängers Joseph Washbourn manchen Altrocker (Hallo Jon!) gleich noch älter als ohnehin aussehen. Doch die Kompositionen orientieren sich leider auch an alten Vorbildern, deren Rockverständnis mir seit Jahr und Tag fremd ist. Egal, ob in guten Momenten die US-Hippies von Free grüßen lassen oder ob Melodic Rock-Anleihen an Fossilien wie Supertramp und Foreigner die Gesichtszüge einfrieren lassen, der Zugang zum Material der Newcomer bleibt mir verwehrt.
Dennoch wird Toploader sicherlich für Furore sorgen. Mit der Hit-Coverversion "Dancing In The Moonlight", der sich 1973 schon Liza Minelli angenommen hat, oder den Singles "Let The People Know" und "Just Hold On" sind sie videotechnisch bereits am Start.
In dieser Tradition grooven auch die übrigen acht Songs mit dicken Orgelschwaden recht ordentlich in den Ami-Mainstream, so dass fragwürdig bleibt, wofür Produzent und Manic Street Preachers-Intimus Dave Eringa im Studio in Wirklichkeit zuständig war ...
The next big thing?
Um mit Toploader zu antworten: "Only for a while".
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