laut.de-Kritik

Erotisierende Synthese von Club- und Kopfhörerwelten.

Review von

Anders Trentemøller ist ein Techno-Dialektiker. Erst präsentierte uns der Shootingstar seine ganz persönliche Tanzthese: Minimalistisch, ja knochentrocken kam sein Tech-House daher, um erst Dänemark, dann die Welt und schließlich Auszeichnungen en masse zu erobern.

Im Herbst 2006 erwartete folglich jedermann ein veritables Fulllength-Dancealbum. Doch Anders schlug den Erwartungshaltungen ein Schnäppchen und stellte mit "The Last Resort" die Antithese zur Spaß- und Tanzgesellschaft auf. Organischer, introspektiver und intelligenter, melancholisch-mysteriöser Ambient statt zweckorientiertem Floorfiller.

Gerade einmal vier Jahre am Werk sieht der Produzent und gefragte Remixer nun die Zeit für die Synthese beider Spielarten gekommen. Rückblick, Vorschau und Zusammenführung - das ergibt Sinn, denn der schlaue "Chronicles"-Mix flicht Club- und Kopfhörerwelten nahtlos ineinander.

Während CD 2 eindeutig den Party-Peak markiert, nimmt sich die Zusammenstellung von CD 1 auf dem Weg zum Gipfel einige Freiheiten heraus. Die dubbige B-Seite "The Forest" von 2004 etwa deutet die düstere Knisterromantik des Debüts bereits an und fordert ungeteilte Aufmerksamkeit.

Ganz im Sinne des IDM-Großpapas Aphex Twin schiebt Trentemøller mit "Klodsmajor" ein kammermusikalisches Piano dazwischen. Wären beim ebenfalls unveröffentlichten "Blood In The Streets" noch Gitarren zum Bandsetup aus Drum und Bass addiert worden, der Track passte auch ganz hervorragend zu Aereogrammes Horror-Score "Seclusion". Nur mal so angemerkt, schließlich genießt der Däne gerade im Indievolk eine vielköpfige Gefolgschaft.

Unterlegt mit noch mehr Knall, schreienden Synths und Vocals leitet hiernach die Neuinterpretation von "Moan" über zum Clubpart, der sich mit dem perfekt arrangierten Killer-Remix vom letztjährigen "Always Something Better" letztlich selbst die Krone aufsetzt.

Summa summarum gewinnt Trentemøllers erotisierende Synthese aus Erfühlen und Erleben auf ganzer Linie. Einer der aufregendsten Elektronik-Produzenten unserer Zeit.

Trackliste

Disc 1

  1. 1. The Forest
  2. 2. Klodsmajor
  3. 3. Klovn: McKlaren (Trentemøller Remix)
  4. 4. Snowflake (Live Version)
  5. 5. Blood In The Streets
  6. 6. Moan Feat. Ane Trolle (Trentemøller Remix)
  7. 7. Kink
  8. 8. Gush
  9. 9. Physical Fraction
  10. 10. Killer Kat
  11. 11. Rykketid
  12. 12. Always Something Better Feat. Richard Davis (Trentemøller Remix)
  13. 13. Bonus Track: Moan Feat. Ane Trolle (Trentemøller Remix Radio Edit)

Disc 2

  1. 1. Röyksopp - What Else Is There
  2. 2. Matthias Schaffhäuser - Coincidance
  3. 3. The Blacksmoke Organisation - Danger Global Warming
  4. 4. The Knife - We Share Our Mothers' Health
  5. 5. Filur - You And I
  6. 6. Jokke Ilsøe - Feeling Good
  7. 7. Robyn - Konichiwa Bitches
  8. 8. Sharon Phillips - Want 2 / Need 2
  9. 9. Tomboy - Flamingo
  10. 10. Moby - Go
  11. 11. Djuma Soundsystem - Les Djinns

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3 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Ich bin auch der Meinung das "The Last Resort" ein Meilenstein der elektronischen Musik ist. Und seine Produktionen auf Pokerflat sind auch alle von unglaublicher Qualität. Aber was uns Trentemoller hier als DJ Mix auf CD1 verkaufen will ist eine wahre Frechheit. Wenn ich die Hälfte meiner Tracks auslaufen lasse und am Ende einfach den nächsten Track starte ist dies eine Dreistigkeit die ich nicht tollerieren kann. Ich habe mich so sehr auf das Album gefreut und wurde so sehr enttäuscht. Denn wer seinen BBC One Mix gehört hat der weiß Anders Trentemoller kann mixen, aber anscheinend nur wenn er will. Also für alle die sich auf einen atmosphärisch-dichten DJ-Mix freuen - Hände weg!!! Atmosphärisch ist er zwar, aber es ist kein DJ-Mix. Schade, schade, schade ... Ich hatte mich so gefreut.

  • Vor 15 Jahren

    Die Symbiose aus mitreißenden Housebeats und experimentellen Klanglandschaften ist einfach nur als genial zu bezeichnen und imho unentbehrlich in guten Clubs! House in einer neuen Dimension!

  • Vor 11 Jahren

    grandios. der remix von moan ist eine bombe wie man sie vorher nicht gehört hat und an deren intensität wenig bis gar nix aus dem bereich elektronischer musik herankommt. riesig!