laut.de-Kritik
Deutschpunk mit Popappeal und knackiger Akkordpower.
Review von Mathias MöllerZuerst ist da die Stimme von Sänger Jan. Wer Turbostaat noch nicht kennt, denkt bei diesem Reibeisen von Organ unweigerlich an einen fetten, tätowierten, schwitzenden Frontmann. In echt ist Jan eher mittelgroß und vom Erscheinen noch recht jugendlich. Nichts weist auf einen bulligen Punkrocker hin.
Und doch meißelt er seine Stimme in den ersten 43 Sekunden von "Harm Rochel" in die Köpfe seiner Zuhörer. Die Gitarre liefert lediglich kurz angerissene Akkorde als Untermalung. Der Hörer, der bei der ersten Single noch nicht weggeschaltet hat, wird jetzt mit einer schön instrumentierten Hookline entlohnt.
"Harm Rochel" stellt einen kurzen, ebenso knackigen wie ungewöhnlichen Einstieg in ein Album, das quasi ein Major-Debüt ist. Deutschpunk mit Popappeal und intelligent-vertrackten Lyrics lautet das griffige Turbostaat-Rezept. Ihr mittlerweile drittes Album zeugt dabei von einer Perfektion in Sachen Sound und Technik.
Dabei sind die flockig-lockeren Stücke stets Untermalung für Jans in Lyrik gefasste Alltagsbeobachtungen. Da muss man schon mehrmals hinhören, um alle Bilder erfassen zu können. Dadurch erhält sich das Album auch nach einigen Durchgängen noch eine erfreuliche Frische.
Dabei scheint die Welt bereit zu sein für Turbostaat. Drei Jahre nach der Kollaboration mit den Beatsteaks zu "Frieda Und Die Bomben" und angesichts des immer noch gut funktionierenden deutschen Indiepunks (siehe Muff Potter) scheint das Quintett aus Flensburg/Hamburg nun zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Doch da wo Muff Potter vertretbare Zugeständnisse an die Poppigkeit machen, bewahren sich Turbostaat ihre Kanten. Nummern wie das wütende "Insel" gehen nicht einfach so runter wie Öl. Und auch die Titel sind gewöhnungsbedürftig: "Haubentaucherwelpen" muss man sich erst einmal vorstellen, Schalenka was? Und was zur Hölle bitte ist Roducheln?
Doch Turbostaat verschrecken nicht, sie wecken Interesse. Und so gehört "Vormann Leiss" sicherlich neben Kommando Sonne-nmilchs "Jamaica" und dem kommenden Trend-Album zu den spannendsten deutschsprachigen Veröffentlichungen dieses Jahres.
2 Kommentare
Gute Platte! Wird Zeit, die Jungs mal live zu begutachten.
jap, werd mir die platte demnäxt zu legen die stimme von jan ist hammer.