laut.de-Kritik
Gutes aus Schweden - mal nicht von Ikea!
Review von Vicky ButscherDas Atomic Café in München genießt bei Indie-Liebhabern einen guten Ruf. Finden hier doch nicht nur Parties statt: Vielmehr präsentiert der Club auch Konzerte der Bands, die sonst vom Band aus den Boxen schallen. So wäre es nicht weiter verwunderlich, hätte die Hälfte der Musiker, die sich auf dem Åtömström-Sampler (den eben ein DJ der gleichnamigen Partyreihe im Atomic Café kompilierte) finden, schon im Atomic gespielt.
Beim Hören von "Åtömström" fällt eins schnell auf: Viele Schweden haben eine Vorliebe für 80er Keyboard-Sounds (vergleiche Strip Music - "Desperate", etwas passender auch bei The Ark und dem ansonsten hocherfreulich melodischen Melody Club verpackt). Ausgelutschte Klänge, die man schon seit geraumer Zeit nicht mehr hören möchte. Da werde ich selber ganz desperate ...
Da sollen die Schweden lieber das spielen, was sie am besten können: Ihre schmachtende, melancholische Form des Britpop (Eskobar; Wannadies; Kent), direkt aus dem Herzen stammende, etwas rumpelige Liebeslieder (Schönklang in lo-fi: The Radio Dept., Shout Out Louds, voller Verzweiflung: Moneybrother) oder Tanzbein-animierenden Retro-Pop (dafür sind sie spätestens seit dem Hype um das Label Burning Heart bekannt: The Hives; The (Int.) Noise Conspiracy; Caesars).
Und da das Beste immer zum Schluss kommt, kriegt man hier eine atmosphärische Akustik-Version des Mando Diao-Hits "Sheepdog" geboten, der einem wahlweise den Boden unter den Füßen weg zieht oder Tränen in die Augen treibt. Beides wunderbar!
Einige der Stücke hätte man dagegen getrost weglassen können: Die schon erwähnten mit dem etwas zu hoch gedrehten Regler am Keyboard zum Beispiel. Oder das billig-hektische Möchtegern-Punk-Stück "Underground" von einem gewissen Broder Daniel.
Bis auf den gemeinsamen Nenner Indie treiben die Stücke auf diesem Sampler sehr unterschiedliche Wurzeln. In Zeiten, in denen globalisierte Renditemaximierer die letzten informativen und künstlerisch wertvollen Sendungen aus dem Fernsehprogramm streichen, muss man sich wehren. Warum denn nicht in so abwechslungsreicher und tanzbarer Form, wie mit diesem Sampler!? Weiter so, bitte!
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