laut.de-Kritik

Ein kleiner Einblick in die Hip Hop-Szene der Hauptstadt.

Review von

"Ich hatte neulich einen Flyer in der Hand, da waren zwanzig Gruppen angekündigt, wovon ich zwei kannte." So klagte Harris, Rapper der Spezializtz, im LAUT-Interview über die wachsende Hip Hop-Community seiner Heimat Berlin. Hält man Harris nun für einen Ortskundigen im Weite-Hosen-Land und glaubt man gleichzeitig den Initiatoren von "Berlin Macht Schule", verhält es sich mit der Pop- und Rockszene in Hauptstadt City genauso.

Diese Worte schrieb mein werter Kollege Michael Schuh im Februar 2000 als Einleitung für den ersten Teil des "Berlin macht Schule"-Sampler. Nun liegt die Compilation für den Bereich Hip Hop vor, und Harris wird jetzt wahrscheinlich mehr als nur zwei Berliner Gruppen auf einem Flyer kennen. Dabei fehlen sogar noch die bekanntesten Berliner Acts wie die Spezializtz, Kool Savas, MOR, Kc Da Rookee und die Harlekinz. "Berlin macht Schule" erhebt aber auch gar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern bietet einen kleinen Einblick in die Rap-Szene der Hauptstadt. Mit Pyranja, Mellowbag, den AnAlphabeten, Das Department, DeJaVue, Seeed und Bektas sind zudem einige überregional bekannte Künstler am Start und bieten dem Hörer gute, aber altbekannte Kost.

Das funkig-sperrige "Besondere Kennzeichen: Keine" vom Department sollte jeder schon mal auf MTV oder VIVA gehört und gesehen haben. Die AnAlphabeten schicken ihre famose Underground-Hymne "All meine Headz" ins Rennen. Der DeJaVue-Track "Zwei Dumme ein Gedanke" ist auch schon etwas älter, selbst wenn er hier im gewohnt guten Busy-Gewand daherkommt. "Day To Day" von Tyron und Co. kennt jeder Kinogänger vom Kanak Attack-Soundtrack, und Pyranjas "Bauchschmerzen" sind ebenfalls auf ihrer EP ausgebrochen. Einzig Bektas, der gerade mit "Was’ Lousn" auf sich aufmerksam gemacht hat, ist mit dem einem neuen Lied, dem pathetischen "Danke", am Start. Seeed dagegen wirken mehr als unplatziert, da sie nicht in den Hip Hop-Kontext passen. Auch wenn der Raggamuffin-Style mit der Rapkultur verwandt ist.

So war ich gespannt, ob sich die unbekannten Gruppen in diesem Feld behaupten können. Das Ergebnis fällt aber ein bisschen zwiespältig aus. Zuerst gibt es da wirklich gelungene Stücke, wie der beste Song vom Album "Vorsprung durch Technik" von Schreiner, welches mit einem smoothen, melancholischen Beat ausgestattet ist. Auch Schreiners eigenwilliger Reimflow, der zuweilen an König Boris vom Fetten Brot erinnert, weiß zu überzeugen. Man kann die Stimmung auf den Straßen von Berlin förmlich spüren. Ebenfalls voll in Ordnung gehen lockere "Breaker One, Two" von Stereoton, das von den Beatnuts inspirierte "Lixolo" und das im dunklen Gravediggaz-Style gehaltene "Chilin…" vom Gauner. Der Rest kann ruhig noch ein bisschen üben.

Trackliste

  1. 1. Dickes B - Seeed
  2. 2. VdT-Vorsprung durch Technik - Schreiner Stereoton
  3. 3. Breaker One, Two - Stereoton
  4. 4. Besondere Kennzeichen: Keine - Das Department
  5. 5. All meine Headz - AnAlphabeten feat. Ana Ray
  6. 6. Lixolo - De Lix
  7. 7. 2 Dumme ein Gedanke (Busy Remix) - DeJaVue
  8. 8. Ey Mädels - Pilsskills
  9. 9. Sauerteig und Salz (Demo Version) - B. & D.
  10. 10. Danke - Bektas
  11. 11. Day To Day - Mellow Bag
  12. 12. Nachbarn - Max'well Smart feat. Detrain
  13. 13. Zäschn - Sha-Karl & Smoke
  14. 14. Schizophren (Remix DJ Mesia)- Der Notorische Wahnsinn
  15. 15. Chillin - Gauner
  16. 16. Bauchschmerzen - Pyranja
  17. 17. Quasimodo (Krutsch Mix) - Mikrokosmos
  18. 18. Rap-Manifest - Nbt, Die Nachbarschaft
  19. 19. Bis zum Morgengrauen-Funkfüxe

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