laut.de-Kritik
Durchwachsene Laudatio von Bierzelt-Ska über Oi! zu Swing.
Review von Michael SchuhJaja, die Specials zu ehren, darf niemand verwehren. Tu ich auch nicht. Etwas Besorgnis war dennoch angebracht, bedenkt man die oftmals wenig originellen Huldigungen auf Tribute-Samplern. Doch da Coverversionen der seligen 2Tone-Ska-Helden selbst siebzehn Jahre nach deren Auflösung noch auf Konzerten bejubelt werden, kommt mit "Spare Shells" nun die erste Specials-Hommage in die Läden. Schön und gut, nur das schale Band-Wortspiel "Specials - Spare Shells" drängt die Laudatio von vornherein in die unerwünschte Nähe zu deutschem Comedy-Tiefflug.
Los geht's mit den Busters, deren Schunkel-Version von "Enjoy Yourself" belegt, dass die Klientel der Wieslocher momentan am ehesten in Bierzelten anzutreffen sein dürfte. Citizen Fish halten sich beim "Nite Klub" eng an die Vorgabe, während die australische Bande der Porkers bei "Little Bitch" gewohnt professionell den Knüppel auspackt. Lasziv und zart überführt dagegen die Frontfrau der Louisville Sluggers den Toptrack "Gangsters" in eine jazzy Swingversion, die sogar dem Original Konkurrenz macht!
Sehr gelungen ist erfreulicherweise auch die Version der Übernummer "Ghost Town": die venezuelanische Ska-Bande von Desorden Publico kann nicht nur bolzen (wie auf den "United Colors of Ska"), sondern auch grooven - auf spanisch versteht sich: die Geisterstadt wird zur Pueblo Fantasma. The Amazing Crowns schleifen dem rohen "Do The Dog" die Kanten ab und auch die Pianoläufe in "(Dawning Of A) New Era" können überzeugen.
Dazwischen gibt's reichlich Füller, denn wer einfach nur nachspielt ("A Message To You Rudy", "Friday Night Saturday Morning", "Concrete Jungle") nimmt es mit den Specials auf - und muss verlieren. Ob man das fragile "Stereotypes" in einer Ska-Version braucht, sei dahingestellt.
Ach ja, die zwei Ex-Specials-Mitglieder Golding und Panther spielen auch auf zwei Nummern mit. Hört man zwar nicht, ist aber so. Zum Ende gibt's nochmal 'ne Pulle Oi!- und Skacore-Power, aus der die Voodoo Glow Skulls als Könige des Gaspedals hervortreten. Down By Law-Sänger Dave Smalley ("Too Much Too Young" nur von E-Gitarre begleitet) und die James Bond-Nummer der Butlers machen zum Abschluss noch so manch überschüssige Granate ("spare shell") vergessen.
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