laut.de-Kritik
Streetpunk zwischen Broilers und Frei.Wild.
Review von Michael EdeleWer hätte damit gerechnet, dass man tatsächlich noch was von Vogelfrei hört? Die Band hatte sich nach dem Album "Zwischen Sehnsucht Und Rebellion" 2005 aufgelöst, und Sänger und Gitarrist Ricky musste aus gesundheitlichen Gründen die Musik erst mal an den Nagel hängen.
2008 wagte er mit Drummer Carsten Müller einen Neuanfang, und "Der Dämmerung Entgegen" wurde, wie das Debüt seinerzeit auch, als Duo aufgenommen. Dummerweise klingt die Produktion des Albums tatsächlich so, als ob nur Gitarren und Drums eingespielt wurden, was natürlich ärgerlich ist. Der Bass lässt sich nur erahnen, aber zumindest wurden ein paar Gitarrenspuren übereinander gelegt.
Aber eine richtig fette Produktion würde auch kaum zum Streetpunk von Vogelfrei passen. 2011 klingt das Duo wie eine Mischung aus Broilers und Frei.Wild, um mal zwei momentan angesagte Bands aus dem Genre zu nennen. Dabei gehen Vogelfrei nicht so krachig zu Werke wie die Südtiroler, verzichten gleichzeitig aber auf Ska-Elemente, mit denen die Düsseldorfer gern kokettieren.
Das Augenmerk des Duos liegt auf straightem Punkrock mit einer gewissen Vorliebe für balladeske Töne. In Sachen Texte könnte man noch den Namen Wirtz fallen lassen, wobei Sänger Alex mit seinen Lyrics nie so tief geht wie der ehemalige Sub7even-Sänger. Dafür klingt seine, vielleicht ein wenig gepresste Stimme, durchgehend angenehm und sympathisch.
Die wirklich starken Texte, mit denen man sich sofort identifizieren kann, fehlen leider, doch "Niemand", "Bis Zum Letzten Atemzug" oder das rockige "Sie Kriegen Uns Nicht" taugen, um live mal miteinzustimmen. Allerdings scheint der Mann mit emotionaleren Texten nicht wirklich viel anfangen zu können, denn überragend ist ein Stück wie "Solange Du Hier Bist" nicht gerade.
Wer keinen Bock mehr hat, auf seine Dosis deutschsprachigen Streetpunk zu verzichten, und wer die Veröffentlichung der neuen Broilers nicht abwarten kann, darf zugreifen.
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