laut.de-Kritik
Tanzen mit den Lisbeths in Zeiten der Krise.
Review von Connor EndtGute Nachricht für alle Von Wegen Lisbeth-Fans da draußen: mit "Live in der Columbiahalle" könnt ihr auch in dieser musikalisch ereignisarmen Zeit die Schulterblätter in den eigenen vier Wänden durchschütteln. Die Live-Platte markiert den Abschluss einer fünfwöchigen Tour durchs Land, wobei die Columbiahalle an zwei Tagen restlos ausverkauft wurde. Auf den achtzehn Nummern des Albums arbeiten sich die Lisbeths einmal durchs Material von "Grande" und "sweetlilly93@hotmail.com". Neue Songs sucht man auf der Platte hingegen vergeblich.
Vielmehr zeigt sich bei den Aufnahmen, was man vorab geahnt hat: der Pop-Baukasten aus Achtziger Synthesizer, Casio-Keyboard und gelegentlicher Steeldrum funktioniert live hervorragend, die recht simpel gestrickten Melodien hämmern sich unaufhaltsam ins Gedächtnis. Bei "Alles Was Ich gerne Hätte" bekommen die Lisbeths Unterstützung von einer Bläserfraktion, ansonsten wird die eigene Diskographie recht schnörkellos abgearbeitet.
"Live in der Columbiahalle" zeigt auch, dass sich die Band längst eine treue Fangemeinschaft erspielt hat. Schon bei den ersten Takten von Stücken wie "Meine Kneipe" oder "Wenn Du Tanzt" bricht die Crowd in Jubelschreie aus und singt textsicher mit. Von Wegen Lisbeth haben zweifelsohne ein gutes Gespür für fluffige Melodien, die sofort in die Beine fahren.
Die Texte hingegen bleiben Geschmackssache und pendeln irgenwo zwischen cleverem Wortwitz und nervtötender Selbstironie voller popkulturellem Namedropping. Wer bisher nichts mit dem Studenten-Pop der Berliner anfangen konnte, wird vermutlich auch wegend es Live-Albums nicht zum Fanlager überlaufen.
"Live in der Columbiahalle" ist nicht auf CD sondern nur als Vinyl erhältlich, als visuellen Leckerbissen präsentiert die Band das volle Konzert zusätzlich auf ihrem YouTube-Kanal. Man könnte die Platte als eine Art Best-Of des bisherigen Outputs sehen, wobei die Songs durch die Konzertsituation um einiges dynamischer klingen als im Studio.
Noch keine Kommentare