Porträt

laut.de-Biographie

Wallis Bird

Wallis Bird ist Irin, aber ihre musikalische Karriere erblüht in Deutschland, nachdem sich die Studentin für Musik und Songwriting von Dublin aus zu einem Musiker-Workshop aufmacht. Dort lernt sie das deutsche Brüderpaar Christian und Michael Vinne während einer Jam-Session kennen und gründet mit ihnen nach gegenseitiger Sympathiebekundung eine Band.

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Gerne wird Wallis Bird mit Liedermacherinnen wie Ani DiFranco, Janis Joplin, Eva Cassidy oder KT Tunstall verglichen. Ihre facettenreiche, von der Akustikgitarre getragene Musik ist geprägt vom Rock, Pop und dem Irish Folk und zeichnet sich mit unprätentiösem Songwriting und kraftvollem Gesang aus. Ruhige Solo-Akustik-Songs hat sie ebenso im Gepäck wie dicht arrangierte, aufbegehrende Rocknummern.

Das Licht der Welt erblickt Wallis Bird am 29. Januar 1982 als zweitjüngstes von sieben Kindern in Meath, Irland als Tochter eines Pub-Besitzers, sie wächst in Wexford auf. Schon kurz nach ihrer Geburt schenkt ihr Vater ihr eine Gitarre. Dass Wallis schließlich eine filigrane Gitarristin wird, ist insofern erstaunlich, als ihr mit gerade mal anderthalb Jahren alle Finger der linken Hand von einem Rasenmäher abgetrennt werden. Vier davon können der Linkshänderin wieder angenäht werden.

Dieser Unfall bringt mit sich, dass die kleine Wallis von nun an auf einer Rechtshänder-Gitarre übt, die sie andersherum hält, ohne dabei die Reihenfolge der Saiten anzupassen. Dabei entwickelt sie ganz eigene Grifftechniken, die ihr Gitarrenspiel prägen und zu einer einzigartigen Angelegenheit macht. Der Umstand, dass sie nie Gitarrenstunden erhält, ist mit ein Grund dafür, dass sich ihr kreatives Potenzial derart individuell und eigenwillig ausbilden kann.

Dazu kommt eine enorme Leidenschaft für das Musizieren, die Wallis als Bestimmung ansieht: "Wenn ich nicht Musik machen kann, dann weiß ich nicht, was ich auf dieser Erde sonst machen soll. Ich habe festgestellt, dass jeder genau das machen kann, was er möchte. Man muss eben nur dranbleiben."

Nach der Schule zieht Wallis nach Dublin, um am Bellyfermot College Musik mit Fachrichtung Songwriting zu studieren. Während dieser Zeit tritt sie bereits in kleineren Clubs und auf Festivals auf.

Bereits in Dublin erspielt sich Wallis einen respektablen Ruf, ihren Karriereschub erlebt sie aber in Deutschland, wo sie sich zum Erfahrungsaustausch mit europäischen Musikern und Musikerinnen trifft. Dort lernt sie den Bassisten Michael Vinne und seinen Bruder und Schlagzeuger Christian während einer Jam-Session kennen. Ihr energetisch-intuitive Gitarrenspiel ergänzt sich prächtig mit dem musikalischen Können der Brüder.

Das Bandprojekt nimmt Konturen an und das Line-Up umfasst schließlich noch Aoife O'Sullivan, die irische Freundin Wallis', die sie als viertes Bandmitglied ins Boot holt. Aoife hat Fotographie und Music Performance studiert und firmiert in der Band als Gesangspartnerin, spielt Viola und dokumentiert seit 2005 die musikalischen Karriere der Wallis Bird.

Der 1979 in Süddeutschland geborene Christian Vinne beginnt im Alter von neun Jahren mit dem Schlagzeugspiel, das er bald perfektioniert. Er tourt bereits als Teenager mit Symphonieorchestern, Big Bands, Schlagzeug-Ensembles und als Solo-Artist durch Deutschland.

Wallis Bird - Woman
Wallis Bird Woman
Die kraftvolle Message weicht oftmals gepflegter Langeweile.
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Sein Bruder Michael entscheidet sich mit 16 Jahren für den Bass. Stilistisch ist er nicht festgelegt und lässt sich in diversen Bandprojekten sowohl von Rock, Jazz und Funk als auch vom Soul inspirieren. Die Bekanntschaft mit Wallis macht er über Christian.

Nach diversen Auftritten in Mannheim, Berlin, London und Frankfurt entscheidet sich Bird, ab dem Wintersemester 2005/06 an der Pop-Akademie in Mannheim zu studieren, "einer kleinen alten Arbeiterstadt zwischen Stuttgart und Frankfurt", so Wallis. Sie lebt schließlich eineinhalb Jahre in Mannheim.

Während dieser Zeit tritt sie mit festem Bandgefüge auf dem Sziget-Festival in Ungarn und auf der Popkomm 2006 in Berlin, dem Southside Festival und dem SWR3 New Pop Festival auf. Daneben findet sie die Zeit, ihre erste EP "Branches Untangle" unter Mithilfe von Markus Wüst zu produzieren, die mit einer Stückzahl von 6.500 schnell vergriffen ist.

Die äußerst aktive Wallis gründet außerdem ihr eigenes Label Bird Records, auf dem ihre Debüt-EP erscheint, und den Musikverlag Bird Publishing. Die Radio-Single "Blossoms In The Streets" schlägt ein und ist 20 Wochen in den deutschen Airplay-Charts vertreten.

Die Popularität der 1,60 m großen Irin wächst stetig, was das Interesse renommierter Labels weckt. Wallis unterschreibt im Oktober 2006 schließlich bei Island Records, der weltweiten Vermarktung steht somit nichts mehr im Weg.

Im selben Monat kehren die Bandmitglieder Mannheim den Rücken und ziehen nach London, um auch dort ihr musikalisches Glück zu versuchen. Im Juni 2007 erscheint die Single "The Circle", im Juli die zweite EP "Moodsets" und im November schließlich der erste Longplayer "Spoons".

Der Euphorie und dem Erfolg, der mit dem Debüt einhergeht, schließen sich mit der Trennung von ihrem Lebenspartner und auch ihrem Label ernüchternde Ereignisse an. Ihr neues musikalisches Zuhause findet sie schließlich bei Columbia und verarbeitet die einschneidenden Erfahrungen musikalisch in bewusster Abgrenzung zum Vorgänger:

"Dein erstes Album – du hast dein ganzes Leben für dein erstes Album. Einige der Stücke auf 'Spoons' habe ich geschrieben, als ich zwölf war. Ich denke, das neue Album ist nicht das, was man von mir erwartet hätte. Ich hoffe, dass es die Leute schockiert. Es ist die komplette Bandbreite von Gefühlen in einem Werk, denn das ist es, was ich in den letzten beiden Jahren durchlebt habe. Es ist keine Platte, zu der man abspülen kann."

Daraus resultiert der exemplarisch betitelte Zweitling "New Boots", der mit einer rauen Gangart überrascht. Dass sich Wallis Bird auch mit diesem wagemutigen musikalischen Output ihrer Hörerschaft gewiss sein kann, bestätigt der Gewinn des irischen Meteor Awards im Jahr 2010.

Mit der Anerkennung im Rücken tendiert Bird schließlich zu differenzierteren und weniger aggressiven Inszenierungen:

"Ich musste für mein neues Album einfach einmal meinen Kopf leeren, mich von meinen bisherigen Texten freimachen und auch von meinem bisherigen Sound. Diesmal habe ich gesellschaftliche Unterschiede, soziale Ungerechtigkeit im Blick gehabt."

Mit gewachsenem Selbstbewusstsein und einem ausgeglichenen Privatleben hat Wallis Bird mit ihrem gleichnamig betiteltem dritten Werk (2012)auch musikalisch zu sich selbst gefunden.

Die Irin veröffentlicht zwei Jahre später ihr viertes Album "Architect", aus dem sie im Vorfeld die Single "Hardly, Hardly" auskoppelt. Ein eingängiger Song mit schöner Bassline, puristischem Beat und einem kraftvollem Refrain. "Architect" ist insgesamt viel elektronischer und experimenteller als die Vorgängeralben. Ruhige Neo-R'n'B Nummern und spärliche Beatkonstruktionen kennzeichnen den neuen Sound.

Wallis Bird bleibt sich ihrem Zweijahresrhythmus treu und veröffentlicht 2016 "Home". Die Singles "Control" und "Change" zeigen die Irin von ihrer abwechslungsreichen Seite. So auch "Woman" von 2019, das zwar zunehmend souliger ausfällt, aber Singer/Songwriter- und Rock-Momente nicht vermissen lässt.

Die irische Musikzeitung Hotpress Magazine schreibt über Wallis: "Wallis ist eine außergewöhnliche und überzeugende Künstlerin, deren Stimme eine Mischung aus Janis Joplin in ihren Anfangsjahren und Eva Cassidy ist". Musikalisch nimmt sie stets den typisch irischen Folkrock mit, arbeitet sich aber an anderen Genres ab und wagt immer den Spagat zwischen sanften Balladen und kraftvollen Rocksongs.

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Wallis Bird, Konstanz, Kulturladen, 2017 Die gebürtige Irin zeigt sich energiegeladen wie eh und je und sorgt mit ihrer Band für ordentliche Stimmung.

Die gebürtige Irin zeigt sich energiegeladen wie eh und je und sorgt mit ihrer Band für ordentliche Stimmung., Wallis Bird, Konstanz, Kulturladen, 2017 | © Luca Wisnagrotzky (Fotograf: Luca Wisnagrotzky) Die gebürtige Irin zeigt sich energiegeladen wie eh und je und sorgt mit ihrer Band für ordentliche Stimmung., Wallis Bird, Konstanz, Kulturladen, 2017 | © Luca Wisnagrotzky (Fotograf: Luca Wisnagrotzky) Die gebürtige Irin zeigt sich energiegeladen wie eh und je und sorgt mit ihrer Band für ordentliche Stimmung., Wallis Bird, Konstanz, Kulturladen, 2017 | © Luca Wisnagrotzky (Fotograf: Luca Wisnagrotzky) Die gebürtige Irin zeigt sich energiegeladen wie eh und je und sorgt mit ihrer Band für ordentliche Stimmung., Wallis Bird, Konstanz, Kulturladen, 2017 | © Luca Wisnagrotzky (Fotograf: Luca Wisnagrotzky)

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