laut.de-Kritik
Erfrischend unkonventioneller, facettenreicher Folkpop.
Review von Martin LeuteDer Opener "Counting To Sleep" erinnert anfänglich an die frühen Tage der Tori Amos. Die geschlagene Akustikgitarre führt das Stück ein, das gehämmerte Klavier nimmt den Takt auf, ehe die kleine Irin mit eindringlicher Stimme eine einnehmende Melodie anstimmt.
Nach mehreren Songs wird aber deutlich, dass sich in ihrem Fall eher dem Folkpop zuneigende Songschreiberinnen wie Ani DiFranco, KT Tunstall oder Patti Rothberg als lose Referenzgrößen anbieten.
Schon während ihres Gastsemesters an der Mannheimer Popakademie haben Wallis Bird und ihre deutsch-irische Band auf ihren Konzertreisen für Begeisterung gesorgt. Nach ihrem Auftritt beim New Pop Festival 2006 wurde sie dementsprechend als neue Popsensation gehandelt, ihre Single "Blossoms In The Street" rotierte in diversen Radiostationen. Nun ist das lang ersehnte Longplayer-Debüt "Spoons" auf dem Markt.
Das unkonventionelle Gitarrenspiel der 25-jährigen Wallis steht im Zentrum der Songs, rhythmisch untermalt von einem weich gespielten Schlagzeug, dem Bass, Klavier und hier und da sanft gesetzten, zum Jazz tendierenden Bläsern.
Das Ausloten der emotionalen Befindlichkeiten spiegelt sich in ihren famosen gesanglichen Darbietungen wider: ob flüstern, kreischend, wütend oder intim, sie findet jederzeit den richtigen Ton, ihre Gefühle musikalisch umzusetzen.
Das sonnige "6 Ft 8" wartet mit tollen Arrangements und Melodiebögen auf, umrahmt von der Akustischen, einem Banjo und hübschen Trompetenauflagen. Ebenso lässig kommen "Slow Down" mit dezentem Bossa Nova-Groove, das ruhige, nur mit der Gitarre vorgetragene, zweistimmige "You Are Mine" und die wunderschöne Ballade "All For You" mit feinem Basslauf und Klaviertupfern daher.
Das dynamische "Blossoms In The Street" weist Wallis als exzellente Gitarristin aus, der sanfte Rocker "Moodsets" offenbart mit rauen Tönen die facettenreiche Gesangsstimme der Irin und eine Viola bereichert wirkungsvoll das Arrangement in "The Circle". Das verspielte "Country Bumpkin" überrascht anschließend mit swingendem Trompetenspiel zum Banjo, gewitztem Schlagzeug und ohrgängiger Melodie, "Just Keep Going" gefällt mit spannungsreicher Dramaturgie.
Das Werk klingt mit dem vom Bass strukturiertem, bluesaffinen "Bring The Wine" aus, das beschaulich beginnt, dann aber instrumental anhebt und Wallis im Stile einer Janis Joplin ihren Text intoniert.
Wallis Bird ist mit "Spoons" ein abwechslungs- und ideenreiches Debüt geglückt, das sich angenehm vom konventionellen Popmainstream abhebt. Die großartige Begleitband harmoniert dabei prächtig mit dem unberechenbaren Gitarrenspiel und dem kraftvollen, leidenschaftlichen Gesang der Wallis Bird. Eine Sensation mag dieses charmante Energiebündel vielleicht noch nicht sein, als erfrischender Newcomer im Singer/Songwriterbereich aber absolut empfehlenswert.
3 Kommentare
Ich habe selten jemanden mit so großer Leidenschaft und ausgelassener Freude auf der Bühne gesehen.
Unglaubliche Live-Präsenz!
damn', endlich kommt da mal was offizielles nach, nachdem ich vor etwa einem halben jahr schon auf das mädel hingewiesen hab...
und donovan hat absolut recht, sie ist ein kleiner, ständig lächelnder vulkan auf der bühne, schreit und tanzt ihre liebe zur musik nur so in die welt hinaus, ein wahrer segen für die irische und internationale szene...
hach, genau das, was ich im moment brauche
yep, ein wahrer segen