laut.de-Kritik
Endorphine, lauter Endorphine!
Review von Markus BrandstetterAch, die Liebe in der Popmusik. Sie wird verniedlicht und verkitscht, mythologisiert und verfremdet, chiffriert und verharmlost, somit unbrauchbar gemacht. Dann wieder gibt es Alben wie das neue von Wallis Bird, das die Liebe ganz unmittelbar in den Mittelpunkt stellt, aus innerer Notwendigkeit, einfach, weil es gerade das Dringlichste, Präsenteste, Schönste im eigenen Leben ist.
"Home", das mit dem Nachhause-Kommen: Wallis Bird meint es genau so. Die Irin hat ihr Zuhause in einer Beziehung gefunden, und das in ihrer mittlerweile gar nicht mehr so neuen Wahlheimat Berlin. "Home" legt Zeugnis dieses Glücks ab. "I'm not good for you right now / I'm good for you forever / There's so much to you that makes me turn the page", singt sie.
"I've waited all my life for this / Now I feel the light": Sanfter, atmosphärischer Pop mit Elektronik-Fundament, so lautet hier zu Beginn die Devise. Es geht zärtlich und besinnlich zu, durchaus heimelig. Die Dinge ändern sich, und manchmal ändern sie sich eben auch zum Besten. "Odom" schwemmt den Enthusiasmus nach oben. Klatschen, schnippen, tanzen. Warum drum herum reden: "Can't get you out of my head, Selbstaufgabe, alles gerade ziemlich irre im Leben. Recht und schön so.
"Home" fußt auf dem, das Wallis Bird mit ihrem 2014er-Longplayer "Architect" aufgebaut hat. In vielfacher, musikalischer wie biographischer Hinsicht. Die Wagnisse sind eingegangen, die Paradigmen durchgeschüttelt, und das ist dann passiert. Warum einen Hehl draus machen: Man trifft die Person, die eben alles umhaut. Das hat viele Facetten: Grübeln und überwältigt sein, über die Zukunft nachdenken und waghalsige Pläne schmieden, hoffen, dass das alles nicht aufhört oder abebbt.
Mal klingt "Home" poppiger, mal etwas atmosphärisch-verträumter. Bei "Control" hat Birds Stimme so viel Soul wie noch nie. "Pass The Darkness" gerät dann wieder melancholischer, so ist diese Platte: überschwänglich und dann wieder ein bisschen verhalten, offensichtlich und dann doch wieder ein klein wenig mystisch, verträumt und von Hoffnung und Zuversicht getragen.
"Now it's you, it's me / I'm so unbelievably lucky", singt sie. Das ist wahrlich keine kleine Leistung, die der Musikerin da geglückt ist: auf Albumlänge dermaßen gerade aus über die Liebe und eine konkrete Konstellation zu schreiben, ohne sich dabei in Niedlichkeit oder Kitsch zu verlieren. Man glaubt es ihr, man freut sich für sie.
1 Kommentar
Puhh, gepflegte langeweile. Nicht mein Ding. Max 2 Sterne.