24. Januar 2025

"Ich möchte der Wildnis eine Stimme geben"

Interview geführt von

Wardruna entwickelten sich von einem Nischenthema zu einem breiten Phänomen, das weltweit unterschiedliche Hörerschichten zusammenführt. Da heißt es auf "Birna", Altnordisch für Bärin, mehr denn je klotzen statt kleckern.

Natürlich findet man auf dem neuen Wardruna-Album "Birna" wieder eine Vielzahl ungewöhnlicher Instrumente wie Kantele oder Weidenflöte. Trotzdem hat sich so einiges mehr getan. Mittlerweile treten Wardruna nicht mehr nur als Duo mit Einar Selvik und Lindy-Fay Hella in Erscheinung, sondern als siebenköpfige Band. Zudem nahm man die Dienste eines ganzen 30-köpfigen Frauenchores namens Koret Artemis und weiterer Gastmusiker*innen in Anspruch. Unter Hinzunahme moderner Produktionsmethoden gelingt den Norwegern ein opulentes, szenisch anmutendes Gesamtkunstwerk, das von sowohl animalischen als auch meditativen Tönen lebt.

Im Berliner Tempodrom habe ich mit Wardruna-Mastermind Einar Selvik, der seine Karriere einst als Drummer bei Gorgoroth begann, über natürliche Weiterentwicklung, den Kreislauf des Lebens und über seine jetzige Beziehung zum Metal gesprochen.

Hallo, wie geht es dir?

Es geht mir gut. Es ist immer ein Übergang, wenn man viel Zeit im Studio verbringt und dann wieder auf Tour geht. Es dauert ein paar Tage, um wieder reinzukommen, aber ja, jetzt fühlt es sich gut an. Vor ein paar Wochen hatten wir eine Tour in den USA und Lateinamerika und jetzt haben wir ein paar Shows gespielt. Also ja, es fühlt sich gut an, auch wieder in Deutschland zu sein.

Auf "Birna" hört man einen neuen, lebendigen Sound, der gleichzeitig auf den musikalischen Wurzeln der Wardruna-Tradition aufbaut. Würdest du von einem neuen Kapitel der Band sprechen oder seht ihr die Platte eher als natürliche Weiterentwicklung eures bisherigen Schaffens?

Ich würde sagen, eine natürliche Entwicklung. Ich bin nicht mehr dieselbe Person wie vor zwanzig Jahren oder sogar vor zwei Jahren, weißt du. Es ist eine Reise, diese ganze Sache. Und das Wichtigste für mich ist, dass die Musik von einem Ort kommt, der real ist. Ich kann nicht nur so tun, als ob ich meine frühere Arbeit kopiere, denn Kunst ist etwas Lebendiges, das von innen kommt, und sie spiegelt in gewisser Weise mein Inneres und meine Beziehung zur Welt wider, die mich in gewisser Weise bewegen muss, damit ich Kunst schaffen kann.

Was das angeht, so ist es eine natürliche Sache und ich bin generell kein großer Fan davon, mich zu sehr zu wiederholen. Es muss Bewegung drin sein. Aber natürlich ist es sehr stark in der Art und Weise verwurzelt, wie Wardruna kreativ ist. Es folgt demselben kreativen Konzept, das auch auf dem ersten Album zu hören war, dem Thema, das bestimmt, wie ich an die Musik herangehe, mit welchen Instrumenten ich arbeite, wo ich aufnehme, wann ich aufnehme, in welchem Zustand ich mich befinde, wenn ich aufnehme. Das Konzept ist also dasselbe, aber es ist eine Reise.

Ganze vier Jahre habt ihr für das Album gebraucht. Ist das für euch als Band ein normaler Prozess oder gab es bestimmte Gründe, warum ihr diesmal so lange gebraucht habt?

Ja gut. Ich denke, es ist kurz. Weißt du, für mich ist es kurz, wenn man bedenkt, dass ich sieben Jahre gebraucht habe, um das erste Wardruna-Album zu schreiben. Ich verbringe gerne viel Zeit damit, über Gedichte nachzudenken, sie zu planen und zu schreiben. Und ich mag es nicht, wenn es irgendwie überstürzt wird. Und natürlich habe ich intensive Phasen und mache dann eine Pause. Ich habe nicht vier Jahre lang jeden Tag an dem Album gearbeitet. Ich fange damit an, dann mache ich andere Dinge, dann fange ich wieder damit an.

Aus künstlerischer Sicht hat man eine größere Perspektive auf die Dinge. Das ist etwas ganz anderes, als wenn ich zum Beispiel an "Vikings" oder einer Fernsehproduktion oder einem Computerspiel arbeite. Dann ist es sehr intensiv. Man hat eine sehr kurze Frist, also muss man schnell sein, man muss einfach instinktiv sein. Und das bedeutet manchmal, dass man Gelegenheiten verpasst, dass man Potenzial verpasst, weil man nicht den richtigen Blick für die Dinge hat. Ich ziehe es also definitiv vor, wenn ich die Möglichkeit habe, über einen längeren Zeitraum zu arbeiten. Ja, das ist also der Grund.

"Die Welt braucht kein Berserker-Album mehr"

"Birna" liegt, genauso wie bei der "Runaljod"-Trilogie, ein bestimmtes lyrisches Konzept zu Grunde. Erzähl uns bitte vom Konzept der Platte.

"Birna" bedeutet Bärin. Ich wusste schon lange, dass ich diese Platte machen wollte. Ich wusste nicht, wie genau ich es machen wollte. Die Stimme zu finden oder herauszufinden, wie ich das, was ich sagen will, ausdrücken will, das ist oft das, was die meiste Zeit braucht. Und wenn man die Richtung gefunden hat, geht es schneller. Je mehr ich mich mit den historischen Aspekten unserer Beziehung zu diesem Tier über Tausende von Jahren beschäftigte, nicht nur im Norden, sondern auch an anderen Orten auf der Erde, wo es Bären gibt, desto mehr recherchierte ich sowohl darüber als auch über den Bären selbst.

Aus wissenschaftlicher Sicht habe ich verstanden oder erkannt, dass dieses Album einen zeitgenössischen Fokus auf das Hier und Jetzt haben sollte und nicht so sehr diesen menschlichen Aspekt. Wir Menschen haben die Tendenz, uns selbst in den Mittelpunkt zu stellen und ich habe es satt, das zu tun. Um ehrlich zu sein, braucht die Welt nicht noch ein weiteres 'Hi-ho, Berserker sind cool'-Album. Ich wollte nicht, dass das die Perspektive auf dieses Album ist, denn der Bär selbst braucht unsere menschliche Verzierung nicht, um sein eigenes mächtiges Selbst zu entfalten. Und das ist sozusagen der Startpunkt.

Ich bleibe lieber im Hier und Jetzt und denke darüber nach, was all diese Vielzahl wirklich besonderer Traditionen ausmacht, Totemtraditionen, sogar Sternzeichen. Wo immer es Bären gibt, sind sie ein zentraler Bestandteil der Folklore, des mythischen Universums und so vieler anderer Dinge. Ich würde also lieber im Hier und Jetzt bleiben und darüber nachdenken, warum das so ist, was es mit dem Bären auf sich hat, der all diese Geschichten seit Tausenden von Jahren hervorbringt, als einfach in die Vergangenheit zu gehen und irgendeine Tradition aus einer Zeit wiederzukäuen, zu der wir keinen Kontakt mehr haben. Sie hat keine Bedeutung mehr. Das ist also mein Ansatzpunkt.

Ich möchte einfach der Wildnis, den Bewegungen der Wildnis, eine Stimme geben. Und natürlich ist eines der Dinge, die beim Bären besonders sind, sein eigener Jahresrhythmus. Er zeigt den Kreislauf des Lebens, den wir in allem sehen, den wir bei so vielen anderen Tieren sehen, den wir sogar auf der Erde selbst sehen, wo wir die Jahreszeiten haben, diesen Kreislauf des Lebens, des Todes und der ständigen Wiedergeburt.

Das war es also, was ich wollte: ein Bild malen, das in gewisser Weise diesem Kreislauf, diesem Zyklus, folgt. Und das ist ein Kreislauf, den man in vielen indigenen Traditionen und Mythen und in der altnordischen Mythologie findet. In den wichtigsten Geschichten der altnordischen Mythologie kommt dieser Kreislauf auf die eine oder andere Weise vor, dieser Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt. Er ist also sehr zentral für uns Menschen. Ich glaube, wir sind von Natur aus sehr zyklisch und so fühlte es sich richtig an, dem Bären eine Stimme zu geben. Sie haben keine Heimat mehr, mehr oder weniger, so wie sie in Norwegen kein eigenes Reich mehr haben. Es gibt fast keine Bären mehr und wenn doch, dann nur noch in kleinen Gebieten. Ihnen eine Stimme zu geben, fühlt sich also richtig an.

Du hast bereits Vorträge über deine Arbeit mit historischer Musik, etwa an der Universität Oxford, gegeben. Hatte dieses akademische Interesse auch Einfluss auf das Songwriting?

Ja, absolut, auch wenn es mir nie darum ging, historische Musik nachzuspielen. Ich mache keine historische Musik, weißt du. Es geht mir nicht darum, Musik aus der Wikingerzeit oder der Bronzezeit oder was auch immer nachzuspielen. Für mich geht es darum, etwas Altes zu nehmen und daraus etwas Neues zu machen. Aber es ist mir wichtig, nicht auf Bäume zu klettern, die keine Wurzeln haben, sondern einen Ausgangspunkt zu haben, der auf Fakten basiert, wenn ich mit einem historischen Instrument oder mit Themen arbeite. Meine Herangehensweise ist also anfangs sehr akademisch, bevor ich in den kreativen, intuitiven Teil übergehe.

Sehr oft kann ich viele meiner künstlerischen Entscheidungen akademisch begründen. Ich weiß, warum ich bestimmte Tonalitäten, bestimmte rhythmische Muster, bestimmte Instrumente für bestimmte Dinge oder poetische Strukturen wähle, die eine besondere Funktion haben und auf sehr alten Traditionen beruhen. Was authentisch ist, das ist oft eine sehr vereinfachte Diskussion. Also ja, dieser akademische Ansatz ist ein sehr zentraler Teil meiner Arbeit. Ich möchte wissen, was ich tue, bevor ich in den kreativen oder intuitiven Prozess einsteige.

Auf "Kvitravn" tratet ihr als Duo mit Gastmusikern in Erscheinung. Mittlerweile umfasst das Standard-Line-Up sieben Bandmitglieder. Auch einige Gastmusiker konntet ihr wieder gewinnen. Ich denke, das spiegelt sich auch im Sound wieder, der sehr organisch klingt. Habt ihr mit der Platte versucht, eurem Live-Sound so nahe wie möglich zu kommen, kombiniert mit modernen Produktionsstandards?

Jedes Mal, wenn ich an etwas arbeite, mit diesen alten Instrumenten arbeite oder einfach nur aufnehme, war es immer eine Do-it-yourself-Mentalität. Das erste Wardruna-Album, das ich aufgenommen habe, war das erste Album, das ich jemals aufgenommen habe. Es ist also ein ziemlicher Lernprozess. Und das gilt auch für die Instrumente, denn man lernt, wie man sie am besten einfängt. Ich denke also, dass auch das eine natürliche Entwicklung ist. Ich werde besser darin, den Klang einzufangen. Jetzt weiß ich, wie ich dieses oder jenes Instrument viel besser aufnehmen kann als vor fünf oder zehn Jahren. Und was die Bandmitglieder angeht, so ist es mir seit dem "Ragnarok"-Album, dem ersten Album, bei dem ich die Live-Mitglieder mehr in die Aufnahmen einbezogen habe, wichtig, sie dabei zu haben.

Und was die Gäste angeht: Wenn es einen Mehrwert hat, den Sound näher an das Thema zu bringen, dann ist es sinnvoll, einen Gast zu haben, der das kann, wie diesen Chor, den wir haben, den Frauenchor. Ich wollte einen Frauenchor. Ich habe mir das so vorgestellt und ich fand, dass die Darstellung der Bärin, ihre Verbindung zu Mutter Erde, durch dreißig Sängerinnen noch besser zur Geltung kommt. Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Wirklich.

Und Jonna Jinton hört man, mit der ich bei dem Lied "Dvaledraumar", "Dormant Dreams", zusammengearbeitet habe, für das sie Field Recordings von singendem Eis in Nordschweden gemacht hat. Wenn der Bär erwacht, singen wir besondere Lieder. Sie war auch daran beteiligt. Lindy ist ein Teil davon. Aber wir haben auch die Weidenflöte benutzt, eine Flöte, die man nur im Frühling bauen kann. Und die wird von Hans-Fredrik Jacobsen gespielt, der so etwas wie der Blasinstrumenten-Guru in Norwegen ist. Es gibt einen Gast namens Kenneth Lien, der ein meisterhafter Maultrommelspieler ist, ein junger Mann, aber absolut erstaunlich. Und alle diese Gäste leisten einen Beitrag, der über ihre musikalischen Fähigkeiten hinausreicht. Sie passen auch zum Konzept, und das ist für mich wichtig. Es ist nicht so, dass ich mir meine Freunde oder Leute, mit denen ich zusammenarbeiten möchte, einfach aussuche. Es muss künstlerisch Sinn machen und deshalb sind sie dabei. Sie sind auch dabei, weil es wichtig ist.

Ja, natürlich habe ich auch immer den Live-Aspekt im Hinterkopf, zumindest bei einigen der Songs. Alles, was man im Leben tut, beeinflusst, wie man das Leben meistert, und natürlich, wie ich mich als Musiker musikalisch ausdrücke. Wenn ich so viel live spiele, beeinflusst das auch mein kreatives Denken. Also, ja.

Bei "Dvaledraumar" handelt es sich um ein 15-minütiges Stück, das eine recht ruhende Stimmung verbreitet ....

Nun ja. Eigentlich war er als 22-minütiger Song gedacht, aber ich habe beschlossen, ihn zu kürzen. Ursprünglich hängt er mit dem Song zusammen, der danach kommt, "Jord Til Ljos". Wie schon gesagt, diese Erzählung aus sechs oder sieben Tracks folgt sozusagen dem Zyklus des Bären und "Dvaledraumar" ist der Winterschlaf, sozusagen die Perspektive des Bären im Winterschlaf, die Träume des schlafenden Bären. Das ist im Grunde die Bedeutung des Titels. Und obwohl der Bär per Definition keinen Winterschlaf hält wie andere Tiere, hält er einen halben Winterschlaf. Er senkt seine Herzfrequenz auf etwa 9 oder 10 Schläge pro Minute, und ich habe mich entschieden, 9 Schläge pro Minute als Puls zu verwenden. Man spürt also diesen Puls im ganzen Lied.

Und wie gesagt, Jonna Jinton, die schwedische Filmkünstlerin, hat mir bei den Feldaufnahmen geholfen, so dass das Eis sozusagen das Schlaflied für den Bären singt. Und ich habe ein Instrument gewählt, das die Natur des Bären widerspiegelt oder irgendwie unterstreicht. Ich habe mich für Hörner entschieden, das Ziegenhorn, von dem in allen Gedichten gesagt wird, dass es etwas ist, das der Bär liebt: Den Klang des Ziegenhorns. Außerdem habe ich mich für die Kantele entschieden, eine eher osteuropäische Form der Leier, ein Saiteninstrument, das aus der finnischen, karelischen und estnischen Tradition stammt, aus Russland, dem Land des Bären, aus Ländern, die eine sehr enge folkloristische Beziehung zum Bären haben. Es macht also Sinn, dieses Instrument zu verwenden. Ja, es geht im Grunde um den schlummernden Schlaf, die schlummernden Träume des Bären. Das ist es, was ich zu kreieren versucht habe. Es ist also fast wie eine Meditation.

"Natürlich ist der Metal noch da!"

Ich finde dass sich deine vielfältige Stimme mit den sowohl wilden als auch ruhigen Gesängen Lindy Fay-Hellas perfekt ergänzt. Man fühlt sich öfters an Künstler auf dem 4AD-Label wie Dead Can Dance oder The Mystery Of The Bulgarian Voices erinnert. Andererseits hast du mal in einem Interview gesagt, dass du Dead Can Dance nie wirklich gehört hast.

Nein, nicht viel. Eigentlich mehr, nachdem ich mit Wardruna angefangen habe, als viele Leute Dead Can Dance angesprochen haben. Für mich war es irgendwie, dass sie immer da waren, aber ich habe sie mir nie so richtig angehört, aber es ist erstaunlich. Ich glaube also nicht, dass sie jemals einen Einfluss auf mich hatten, weil ich sie erst spät in meinem Leben kennengelernt habe. Aber ich sehe die Ähnlichkeit, vom Konzept her, auch wenn es ein anderer Ausdruck ist. Dead Can Dance ist eine sehr visuelle Musik, so wie wir es auch machen. Es ist eine Musik, die die Vorstellungskraft anregt. Sie kann auch sehr meditativ sein. Sie kann dir viel geben, auch dein Inneres beeinflussen. Ich verstehe also den Vergleich.

Und woher kommt eure gesangliche Inspiration?

Nun, Lindy - ich weiß nicht, das muss sie selbst beantworten. Aber natürlich hat Lindy eine sehr einzigartige Stimme und für mich, aus meiner Sicht, hat sie diese sehr urtümliche Qualität an sich. Sie hat eine erstaunliche Bandbreite. Sie kann viele verschiedene Dinge tun, aber sie hat auch diese Qualität des indigenen Erbes, das sie trägt. Sie ist ein Teil der Kvenen oder hat ein kvenisches oder samisches Erbe, wie die nordnorwegischen Ureinwohner, und das spiegelt sich sehr in ihrer Stimme wider. Aber woher sie diese Inspiration nimmt, weiß ich nicht. Das muss sie selbst beantworten.

Für mich, ich weiß nicht. Na ja, ich bin Schlagzeuger und dann habe ich angefangen, zu singen. Und am Anfang habe ich gerne gesungen, aber ich glaube nicht, dass ich meine Stimme gefunden hatte. Aber als ich anfing, mehr akustisch zu arbeiten, als ich anfing, Vorträge zu halten und Solosongs zu machen, da habe ich meine Stimme in gewisser Weise verstanden oder zu finden begonnen, den Klang, die Resonanz.

Ich glaube also nicht, dass ich eine bestimmte Inspiration habe. Ich habe nie bei irgendjemandem Songunterricht genommen. Ich bin also ziemlich intuitiv in der Art, wie ich singe.

Du hast als Drummer bei Gorgoroth begonnen. Lindy-Fay Hella meldete sich kürzlich mit der folkigen Metal-Band Whispering Void zurück, der auch Gaahl angehört. Welche Rolle spielt Metal heute in deinem Leben?

Als ich bei Gorgoroth mitspielte, war Metal für mich auf eine gewisse Art und Weise bereits aus meinem System verschwunden und zwar auf persönlicher Ebene. Ich bin mit Metal aufgewachsen, meine älteren Brüder waren Metalheads. Es ist also etwas, das mich verfolgt hat. Und natürlich war die ganze Black-Metal-Szene eine Zeit lang ein wichtiger Teil davon. Und irgendwann habe ich dann natürlich bei Gorgoroth angefangen, aber zu dem Zeitpunkt war es auf persönlicher Ebene irgendwie aus meinem System raus. Es war also mehr eine professionelle Sache, eine künstlerische Sache, ein künstlerischer Ausdruck, aber nichts Persönliches. Deshalb habe ich wohl Wardruna gegründet, weil das Bedürfnis, etwas zu machen, das mir mehr am Herzen liegt, immer wichtiger wurde.

Aber natürlich ist der Metal immer noch da. Ich habe Kinder, die Metal mögen. Ich gehe mit ihnen auf Metal-Festivals. Manchmal spielen wir auf Metal-Festivals. Ich habe so viele Freunde in der Metalszene, sowohl in Bands als auch in der Industrie. Das spielt natürlich eine große Rolle und ich höre zwischendurch Metal. Meistens achte ich nicht so sehr auf neue Sachen, sondern es ist eher etwas Nostalgisches. Dinge, die ich früher gehört habe, als ich jünger war. Also höre ich mir das manchmal an.

Du hattest auch mal zwei Platten mit Ivar Bjørnson von Enslaved und ein paar Soundtrackarbeiten gemacht, unter anderem für "Assassin’s Creed: Valhalla". Gibt es weitere Pläne abseits von Wardruna, etwa Soundtracks?

Es gibt viele Angebote, aber ich denke, ich möchte mich jetzt vor allem auf Wardruna konzentrieren. Die Soundtrack-Arbeiten und Kollaborationen machen Spaß. Es ist auch lohnend, sich auf verschiedene Weise auszudrücken. Das gefällt mir. Aber es ist auch sehr anstrengend, das neben Wardruna zu machen.

Es sind eine Menge. Deshalb denke ich, dass ich mich jetzt eine Zeit lang auf Wardruna konzentrieren werde. Was mich und Ivar Bjørnson betrifft, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir mehr Musik zusammen machen werden. Wir mögen es beide sehr, zusammen zu arbeiten und die Bühne miteinander zu teilen. Ich denke, dass wir irgendwann ein weiteres Album machen werden, wenn unsere beiden Terminkalender Platz dafür haben.

Danke für die Zeit, die du dir genommen hast.

Es war mir ein Vergnügen.

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