laut.de-Kritik
Rutscht leider immer wieder ins Boyband-Schmuse-Klischee ab.
Review von Philipp Schiedel"I can't believe it's our third album, already", schreibt Westlife-Mark in seiner Danksagung im Booklet. Die Statements der drei anderen Sweeties klingen ähnlich. Tja, Jungs, ich hätte auch nicht daran geglaubt, dass ihr so weit kommt und eher auf ein One-Hit-Wonder gehofft. Aber ihr habt euch tapfer geschlagen und bis jetzt über 12 Millionen Alben verkauft, seid sogar im Guiness Buch der Rekorde für die meisten Nummer Eins-Hits in Folge. Gratulation. Pünktlich zu Weihnachten gibt es jetzt von euch also ein neues Album mit dem klangvollen Titel "World Of Our Own".
Ich habe es angehört und muss sagen, dass ihr wirklich schmierige Weicheier seid. Da berichtet eure Plattenfirma so unheimlich stolz von eurem Engagement als Co-Autoren bei fünf Songs, ganze zwei Songs habt ihr sogar komplett selbst komponiert, und trotzdem rutscht ihr immer wieder in dieses Boyband-Schmuse-Klischee ab, obwohl man euch eigentlich anmerkt, dass ihr dieses Gesäusel gar nicht wollt. Fast jeder Song, bei dem ihr mehr gemacht habt, als nur vor dem Mikro zu stehen, weist kleine feine Unterschiede zu dem Produzenten-Kram auf. Eure Eigenkomposition "Imaginary Diva" überrascht sogar mit funkigen Gitarren-Riff und Soul-Röhre und passt überhaupt nicht zum restlichen Album.
Bei "Bop Bop Baby" verhält es sich ähnlich. Hier versucht ihr, zu einer poppy-rocky Version einer Boyband zu werden und wagt fast einen kleiner Ausbruch aus der sonst üblichen Taschentuch-Orgie. Herr Gott, ich sehe doch, dass ihr anderes wollt und könnt, also kneift die Arschbacken zusammen und sagt den Plattenbossen mal die Meinung. Aber nein, ich vergaß, ihr wart wohl diejenigen, die früher keine Arschbombe vom Drei-Meter-Turm gemacht haben und deshalb ist Mut für euch immer noch ein Fremdwort. Also, lehnt euch lieber zurück und komponiert noch eine "Auf-Nummmer-Sicher-Geh"-Ballade wie "I Wanna Grow Old With You" zu der die 14-jährigen Zahnspangenträgerinnen heulen können, weil der süße Skater aus der Oberstufe nicht auf ihren Liebesbrief geantwortet hat, den sie in der großen Pause in seinen Rucksack gesteckt haben.
Viel zu oft fallt ihr zurück in das gewohnte Boyband-Muster, mindestens die Hälfte der Songs ist gleich strukturiert: zu Beginn eine romantische A-Capella Einlage, vielleicht mit ein bisschen Gitarrengezupfe unterlegt, nach einer Minute setzt dann die ganze Band ein, der Sound wird voller und ihr klingt wie der Soundtrack zu einem Hubschrauber-Flug über irische Schafswiesen.
Liebe Jungs, setzt nicht so oft auf das sichere Pferd und schert euch doch einmal nicht um Verkaufszahlen. Verfolgt lieber mal eure eigenen musikalischen Ziele. Wie wärs? Dann kommt ihr auch mal über zwei Punkte raus.
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