laut.de-Kritik

Black Metal und Obertongesang für die Toten.

Review von

Man sollte meinen, mit der Doppelbelastung bzw. in einem Fall gar Dreifachbelastung durch Oathbreaker und Amenra wären Gilles Demolder, Wim Coppers und Levy Seynaeve zu beschäftigt, um sich auch noch um ihr Nebenprojekt Wiegedood zu kümmern. Doch innerhalb eines Jahres tat sich einiges im Kosmos der Band – und das sowohl organisatorisch als auch musikalisch.

Obwohl so einige "De Doden Heben Het Goed II" als Durchhänger empfanden, schnappte sich mit Century Media eins der führenden Metal-Labels die belgischen Black Metaller. In deren Katalog finden sich mit Watain und Marduk bereits zwei Genrespitzen. Wiegedood weisen in den Riffs durchaus Parallelen zu diesen beiden auf, etwa im bollernden Opener "Prowl", und haben definitiv mehr mit traditioneller Schwarzmalerei zu tun als mit der Post-Gewandtheit Oathbreakers. Nur ganz selten durchbrechen sie das Tremolo-Gewitter mit experimentellen Einsprengseln.

Allein schon durch die lyrische Ausrichtung – hier beschäftigen sich Wiegedood seit Anbeginn ausgehend vom Tod eines Freundes mit dem Thema Verlust – und die grundsätzliche Handhabe, Riffs und Gesangsparts der Atmosphäre unterzuordnen, grenzen sie sich dann aber doch von der ganz klassischen Herangehensweise ab. Auf dem Vorgänger nahm dieses Bestreben Überhand – Strukturen gingen in konturlosen Soundschleiern zunehmend unter.

"De Doden Hebben Het Goed III" klingt wieder differenzierter. Zu hundert Prozent haben Wiegedood das alte Problem aber immer noch nicht im Griff. Die Kraft, die "Doodskalm" zumindest zuweilen ausstrahlt, verpufft, weil die Musiker ein Riff-Schema endlos auf acht Minuten breit treten. Ein dynamischer Break in der Mitte des Songs, nach dem Wiegedood das zentrale Riff etwas in Tempo und Duktus variieren, weckt zwar sofort wieder Aufmerksamkeit und zeigt, dass die Grundidee durchaus funktioniert hätte. Doch sowohl vor als auch nach diesem Einschnitt kloppen die Belgier mindestens zwei Minuten zu lange auf viel zu ähnlich gestalteten Parts herum.

Der zwölfminütige Titeltrack krankt ebenfalls an dieser Vorgehensweise. Vor allem für Coppers Schlagzeug wünscht man sich etwas mehr Abwechslung. Dafür punktet der Song mit insgesamt griffigeren Gitarren-Linien. Die Stärke des Albums machen aber "Prowl" und "Parool" aus. Hier operieren Wiegedood wesentlich riff-orientierter und variieren die Stimmung öfter. Mit scharfen Gitarren-Tremolos setzen sie hier Akzente, statt diese wie bei "Doodskalm" und "De Doden Heben Het Goed III" zum tragenden Element aufzubauschen. Auch gesanglich wagen sie in "Prowl" mehr. Das übliche Krächzen reichern sie in der zweiten Hälfte mit mäandernden Oberton-Vocals an.

"De Doden Hebben Het Goed III" beendet die gleichnamige Albumtrilogie und damit hoffentlich auch das bisher durchgezogene Viertrack-Schema. Vielleicht sollten die Belgier künftig dazu übergehen, ein oder zwei kürzere Songs mehr aufs Album zu packen, statt die Idee für einen unnötig zu dehnen und so ihre kompositorische Durchschlagskraft zu hemmen. Die Anlagen, sich als nächstes großes Untergrund-Tier im Black Metal zu etablieren, sind nämlich definitiv vorhanden.

Trackliste

  1. 1. Prowl
  2. 2. Doodskalm
  3. 3. De Doden Hebben Het Goed III
  4. 4. Parool

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LAUT.DE-PORTRÄT Wiegedood

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1 Kommentar

  • Vor 6 Jahren

    Ich find's großartig. Wie auch schon Teil 1 + 2.
    Und gerade durch die Wiederholung brennt sich vieles unauslöschbar ein. Für mich ist gerade das ein wichtiger Aspekt bei Wiegedood und kurze Songs würden da nicht funktionieren.