laut.de-Kritik
Xavier Naidoo trübt den guten Gesamteindruck.
Review von Artur SchulzBereits 1994 spielte Rock-Sänger Wolf Maahn ein erstes Unplugged-Album unter dem Titel "Direkt Ins Blut" ein. Nun folgt Teil zwei - mit einem gewichtigen Unterschied, was die Technik angeht: Neben den natürlich vorherrschenden, akustischen Teilen bietet die prallvolle Doppel-CD diesmal auch den Instrumenten in der Steckdose mehr Raum. Daraus resultiert die Schreibweise "(Un)Plugged".
Trendige Wellenreiterei war von nie Sache des engagierten Künstlers - Neuerungen zwar stets aufgeschlossen, stand und steht Wolf Maahn in erster Linie für geradlinigen, versiert inszenierten, gefühlvollen Rock deutscher Zunge. Der auch den Soul stets mit einbezieht: Das effektive Balance-Spiel zwischen rockigen und souligen Elementen in seiner Musik beherrscht Maahn wie kaum ein Zweiter in der Republik, und in den achtziger Jahren gab es eigentlich nur Edo Zanki als ernsthaften Konkurrenten auf diesem Gebiet.
Anschauungsunterricht dazu ist auf "(Un)plugged" reichlich vorhanden. Erfreulich: Mit dem ersten Album dieser Live-Reihe gibt es songmäßig keinerlei Überschneidungen. Wolf Maahn hat sein Programm für diesen Mitschnitt sorgfältig zusammengestellt. Neben zwei brandneuen Songs interpretiert er hier auch "Kind Der Sterne", eine Eigenkomposition, die erstmals 1989 auf Anne Haigis' Album "Indigo" erschien.
Zurückgenommen eröffnet der Start-Track "Hallo Sehnsucht" Maahns Song-Reigen. "Uhh Mädchen" ist und bleibt ein ganz besonderer, einfühlsamer Love-Song, der hier in der neuen Live-Version noch einige Schauer Gänsehaut mehr verursacht als früher. "Leben Und Leben Lassen" vom 1995iger Klasse-Album "Libero" kommt in einem gänzlich anderen Arrangement zum Tragen als in der damaligen Studio-Version. Maahns Duett-Partner ist der Kölner TV-Tatort-Kommissar Dietmar Bär, beide haben hörbar Spaß an der Sache!
Mit "Ich Will Dir Meine Liebe Geben", einer weiteren, zeitlosen und unter die Haut gehenden Ballade, beschließt Maahn den ersten Alben-Teil. Auf CD zwei begeistert nach "Komm Zurück" zunächst der federnde Soul-Happen "Selbstrespekt". Mit "Gut, Gut, Gut" ist eine weitere Perle aus Wolfs Black Music-Bereich am Start, die, mit fetten Beats unterlegt, unwiderstehlich vor sich hin groovt.
"Stadt Der Waschmaschinen", einer der großen Maahn-Klassiker, grüßt noch immer aggressiv und in der texlichen Aktualität unverändert. Der federnde, melodische Rocker "Bleib' Noch Hier" bietet mit Henni Nachtsheim (Ex-Rodgau Monotones) einen weiteren, äußerst gut gelaunten Co-Sänger.
"Wunder Dieser Zeit", ganz in alter Alben-Überlänge, berührt noch immer mit seinem melancholischen Blick auf Widrigkeiten des Lebens. Einziger richtiger Schwachpunkt: Der sicher freundlich gemeinte Song-Abschluss-Bonbon in Form des einzigen, vorab im Studio produzierten Tracks. Hier gibt Xavier Naidoo den Duettpartner im eigentlich wunderschönen "Ich Wart Auf Dich", der Hit-Single aus dem "Kleine Helden"-Album. Doch diese Fassung krankt an zweierlei: Zunächst an dem zu austauschbar konstruierten Neu-Arrangement, doch vor allem an Naidoos lieb- und lebloser Interpretations-Arbeit.
Dennoch: "Direkt Ins Blut 2" ist eine gelungene und spannende Rückschau auf das bisherige Werk des Sängers, Komponisten, Texters und Rock-Vollbluts Wolf Maahn. Und: Hidden Track-Fans kommen ebenfalls auf ihre Kosten, mit einem ganz speziellen Extra.
2 Kommentare
Dem ist nichts hinzuzufügen! Klasse Kritik, sehr gut beschrieben!
ich habe das album schon länger und kann sagen, daß die beiden (un)plugged alben wirklich gut sind ... die studioalben haben meistens nicht so den rechten drive und klingen auch etwas flach produziert ... aber live kann der mann noch richtig rocken, auch heute noch