laut.de-Kritik

Monströs und tight wie ein Entenarsch.

Review von

Zero Hour lassen einmal mehr neun Tracks vom Stapel, die einem spieltechnisch sowas von die Ohren schallern lassen, dass manch ambitionierter Klampfer sein Instrument wohl schon zu Brennholz verarbeitet haben dürfte. Was die Tipton-Zwillinge Jasun und Troy hier abliefern, ist nicht von dieser Welt.

Schon mit ihrem gleichnamigen Debüt waren die WatchTower-Vergleiche oft und schnell zur Hand - und trafen den Nagel auch auf den Kopf. Wer sich die Appaggios von Basser Troy im Opener "Power To Believe" reinzieht, kommt um diesen Vergleich kaum herum.

Allerdings geht es Drummer Mike Guy an den richtigen Stellen gern mal ein wenig straighter an, so dass es tatsächlich auch Nichtmusikern möglich sein sollte, diesem Notenmonster zu folgen. Die immer wieder eingestreuten Spoken Word-Passagen eines Kindes sind dabei recht ungewöhnlich.

Für den temporeichen Titeltrack peitscht Sänger Chris Salinas seine Stimme in schwindelerregende Höhen, was wiederum umso mehr an Jason McMaster erinnert. Allerdings ist der Sound der Doublebass bei den schnellen Sachen wirklich beschissen. Das zwölfminütige "Inner Spirit" lässt es erst einmal zwei Minuten lang richtig krachen, ehe Chris auch nur den ersten Ton von sich gibt. Zwischendrin zeigen sich Zero Hour auch von ihrer ruhigen Seite.

Hier überzeugt Chris' angenehme Stimme. Der Mann ist flexibel und glänzt auch bei dem düsteren "The Passion Of Words", wo er leichte Parallelen zu Geoff Tate durchblitzen lässt. Beim recht sperrigen "Lies" zeigt er zudem, dass er sich Interessantes zu mitunter unglaublich komplexem Material einfallen lassen kann.

Natürlich besteht der Mann auch bei vergleichsweise eingängigem Material wie "Resurrection". Dort beweisen Zero Hour, dass sie die Symbiose aus technischer Finesse und guten Melodien meistern. Troy Tipton ist ein echtes Tier am Langholz, übertreibt es aber vor allem bei "The Temple Within" ein wenig: Wenn Chris einen eher sanften Gesang anstimmt, muss nicht mit dem Bass alles zugeniedelt werden.

Zum Schluss gibt es noch mal das rhythmisch ziemlich abgefahrene Instrumental "Severed Angel", das ich zu gern mal live hören würde: Sollten sie das hinbekommen, sind die Jungs tight wie ein Entenarsch.

Trackliste

  1. 1. Power To Believe
  2. 2. Dark Deceiver
  3. 3. Inner Spirit
  4. 4. Resurrection
  5. 5. Tendonitis
  6. 6. The Temple Within
  7. 7. Lies
  8. 8. The Passion Of Words
  9. 9. Severed Angel

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    wie gut, daß es myspace gibt.
    nach der eben gelesenen review hatte ich leider überhaupt keine Ahnung, wie das Album oder die Band im Allgemeinen klingt. Das ist wie eine Speise mit "lecker" zu beschreiben, keine Sau kann sich da was drunter vorstellen.
    Schade