laut.de-Kritik
Gelassener Reggae für alle Lebenslagen.
Review von Dani FrommJazzige Töne wehen durch den Hintergrund, wenn Ziggi ausholt und mühelos abhebt. "The world is in trouble ... let's fight the struggle and give thanks for life." Sollte es wirklich so einfach sein? Mit einer entspannten Reggae-Platte im Ohr jedenfalls scheint vieles machbar und nahezu alles erträglich.
Ziggis Zweitschlag birgt den gelassenen Soundtrack für diverse Lebenslagen. "In Transit" erfreut mit solider Wertarbeit. Ausfälle finden sich keine. Lediglich ein, zwei Nummern laborieren an einer Genre-typischen Krankheit: Was einen Vers lang Spaß macht, gerät in voller Länge dann doch mächtig eintönig.
So marschiert "Good Over Evil" druckvoll und basslastig einher, langweilt in der zu ausgedehnten Selbstreproduktion letztlich aber doch genau so, wie das im Grunde hübsch mit Akustikgitarre, Percussion, Backgroundgesang und leichter Vocoder-Garnitur angerichtete "Don't Get It Down". Eine stimmungsvolle Hymne an die Mütter dieser Welt - und trotzdem öde.
Derartige Durchhänger bleiben jedoch die Ausnahme. Abseits davon setzt sich Ziggi als inhaltlich wie stimmlich variabler Künstler in Szene, der ein breites thematisches Spektrum, Roots bis Dancehall, in seinem Gesang abbildet. Vom schmachtenden Lovesong "Need To Tell You This" auf Tekas I Love-Riddim bis hin zum furiosen Ganjatune "Blaze It Pt. II" in Gesellschaft Anthony B.s und dessen leiernder Darbietung: Ziggi haucht mit angemessen dosierten Emotionen jedem beliebigen Szenario Leben ein.
Meist ist es Mr. Rude, der dem Mann am Mikrofon die instrumentale Basis zimmert. Er fährt ein Saxophon auf, um die leicht kratzige Stimme zu umschmeicheln ("When The Youths Cry"). Er verhilft "Code Red" mit jaulender E-Gitarre zu einem Blues-lastigen Einstieg. Er lässt die Bässe in "Cry Murdah" um die Wette knarzen.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei jedoch stets auf einem Vokalisten, der zwischen emotionalen Singjaying und kross getoasteten Wortschwällen seine weit gespannten Grenzen auslotet und dabei zuweilen durchaus fiese Züge zeigt: "I miss the days you used to be my sunshine / But it's time for you to listen to the punchline / Yes, I'm gonna leave you, girl." Gäste wie Gentleman, Cecile oder Admiral T mit seinen französischen Tiraden krönen die gebotene Vielfalt da nur mit einem Sahnehäubchen.
4 Kommentare
freut mich immer wieder von dir ne reggae review zulesen *schleimschleim*. Mit Ahnung von der Musik und ohne sich in seinem szenefach wissen zu ergehen, gibts leider zu selten im Reggae.
hör gerade in die platte rein, tönt ganz angenehm aus den Boxen und Anthony B ist sowieso stark.
ob ich wirklich neues von gentleman hören will, weiss ich hingegen nicht, das letzte Album war doch sehr durchschnittlich.
gentleman nimmt halt seit gefühlt 15 jahren immer wieder den gleichen part auf.
schade, er war mal so weit vorne.
und nochmal: herzlichen Dank für deine guten Tipps... Opi Wan Kai Nobi
ist mir eine freude.
und als nächstes hörst du dann jah cure, hmm?