laut.de-Kritik
Viel Sonne und wenig Schatten.
Review von Kai ButterweckWie der Vater, so der Sohn: Ziggy Marley, erstgeborener Zögling der Rastafari-Ikone Bob Marley, beweist auf seinem neuen Album "Wild And Free", dass der übergroße künstlerische Schatten seines Erzeugers immer kleiner zu werden scheint. Wie schon auf vielen seiner Alben zuvor, lud der Jamaikaner auch für "Wild And Free" wieder diverse illustre Gestalten ins Studio ein.
So bekommt beispielsweise Schauspiel-Mime Woody Harrelson auf dem Titeltrack die Chance, seine Gesangskünste unter Beweis zu stellen. Und wer hätte das gedacht? Neben seinem Gespür, die Massen auf der Kinoleinwand zum Lachen zu bringen, überzeugt der gebürtige Texaner auch mit respektablem Gesangs-Talent. Alt-Rapper Heavy D bringt auf "It" kurzweilig sein markantes Organ zu Gehör, und auch Ziggys Sohn Daniel Marley bekommt auf "Changes" seine Chance.
Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern, die sogenanntes "Namendropping" hegen und pflegen und dadurch nur allzu oft an Glaubwürdigkeit verlieren, stellen die punktuell eingesetzten Gastauftritte bei Ziggy Marley eher eine Bereicherung des Ganzen dar. Dass Ziggy Marley im Grunde aber auch auf jedwede "Hilfe" von außen verzichten könnte, beweisen die restlichen neun Tracks auf "Wild And Free".
Es muss wohl in den Genen liegen, dass kaum ein anderer Künstler im Reggae -Lager den Spirit und die Vibes des Karibik-Sounds dermaßen authentisch und lebensbejahend zu Tage fördert wie ein "echter" Marley. Und so präsentieren sich das funkige und Bass-lastige "Forward To Love" oder auch die sommerlichen Off-Beat-Rhythmen von "Roads Less Traveled" und "Welcome To The World" im Einklang mit dem allgemein gültigen Weltbild des Reggae-Genres: Viel Sonne und wenig Schatten.
Mit "Get Out Of Town" und "Personal Revolution" lässt Ziggy Marley kurzzeitig die musikalischen Zügel schleifen und rückt stattdessen eine ernste und nachdenkliche Lyrik in den Fokus. Insgesamt huldigt Ziggy Marley auf "Wild And Free" aber hauptsächlich den Sonnenseiten des Lebens und präsentiert mit seinem vierten Soloalbum den perfekten Soundtrack für chillige Sommerabende und Strand-Feierlichkeiten fernab vom Alltagsstress.
1 Kommentar
Ich finde es schon sehr schade, dass auf dieser Plattform aus dem Reggaekosmos außer den ständigen 4-Punkte-Lee-Perry-Rezensionen und ein paar deutschen Künstlern (Iries, Gentleman etc.) praktisch nichts auftaucht. Liegt wahrscheinlich am mangelnden Interesse der Besucher, aber sicher auch an den nichtssagenden Rezensionen, wenn doch mal etwas verfasst wird.
"Es muss wohl in den Genen liegen, dass kaum ein anderer Künstler im Reggae -Lager den Spirit und die Vibes des Karibik-Sounds dermaßen authentisch und lebensbejahend zu Tage fördert wie ein 'echter' Marley."
Wieviele Künstler im Reggae-Lager mag der Rezensent wohl kennen?
http://www.youtube.com/watch?v=s4pcQ-WMcW4