laut.de-Kritik
Stilvoll, aber nicht geschliffen - für Jazz- und Blues-Gourmets.
Review von Toni HennigKees Schafrat verstärkte vor mehr als einer Dekade die Rock- und Country-Band The Secret Combination. Das letzte Lebenszeichen der Formation, "Live At Paradiso", liegt mittlerweile schon knapp zehn Jahre zurück. Davor veröffentlichte der Niederländer als Zootcase zwischen 1992 und 1999 drei Alben zwischen Jazz und Blues in verschiedenen Konstellationen. Nun tritt er unter diesem Pseudonym mit "The Only One" erstmals international in Erscheinung.
Für die Platte, die er wieder einmal im Alleingang schrieb und komponierte, bildete er für Zootcase eine völlig neue Band aus hochkarätigen, europäischen Jazz-Musikern.
Neben dem bulgarischen Pianisten Dimitar Bodurov, der die Songs auch produzierte, verleiht der deutsche Schlagzeuger Jens Düppe, bekannt für seine Zusammenarbeit mit der NDR Bigband und der HR-Bigband, der Scheibe viel Gefühl. Demgegenüber zeichnet der slowenische Cellist Kristijan Krajncan für die melancholischen Akzente auf dem Album verantwortlich. Weiterhin dürfen unter anderem der Trompeter Eric Vloeimans und die Sängerin Astrid Seriese, beide aus den Niederlanden, ihr Können demonstrieren.
Dazu changiert Kees Schafrat mit seiner gepressten, markanten Crooner-Stimme souverän zwischen Lässigkeit und Sensibilität. Kein Wunder, dass 'zoot' umgangssprachlich für "stilvoll" steht. 'Case' lautet außerdem der Spitzname des Sängers und Arrangeurs.
"Zootcase ist wie ein vortrefflicher Bourbon", schreibt der niederländische Jazz-Pianist Michiel Braam. Von Reife und Charakter zeugt ebenso die Musik, das eine zeitlos schöne Mischung aus bluesiger Erdigkeit ("Don't Push Your Luck", "Bottom Of My Heart"), soulig anmutender Wärme ("Strength", "Love OD") und jazziger Virtuosität ("The Only One", "Conceiving") bietet.
Schon "Running Out Of You" leitet die Platte mit lyrischen Klavier-, sachten Schlagzeug- und sehnsüchtigen Cello-Sounds sowie dem ruhigen Gesang von "Case" äußerst überzeugend ein. Am Ende wartet die Nummer mit einem gelungenen Solo Dimitar Bodurovs auf. Der fügt im kraftvollen "Don't Push Your Luck" den einfachen und bodenständigen Blues-Harmonien der Band verspielte Feinheiten und Nuancen hinzu.
Letzlich lässt der charmante Niederländer auf dem Album seinen Mitmusikern genug Raum für eigene Ideen. So setzt Eric Vloeimans in "Conceiving" der schwermütigen Atmosphäre mit seinem ausgelassenen Spiel etwas Zuversichtliches entgegen. Jens Düppe bereichert das intensive "Shadowdance" mit seiner versierten Polyrhythmik, die für kontinuierliche Spannung sorgt, um leicht jazzrockige Komponenten. Demnach haftet vielen Songs etwas überaus Spontanes an.
Als Höhepunkt der Platte erweist sich der Titeltrack. Ein intimes Nachtstück mit federnder Drum-Rhythmik, schwermütigen Trompetensoli im Stile von Miles Davis' reduzierten Arbeiten wie "Ascenseur Pour l'Echafaud" und zurückhaltender Piano-Akzentuierung. Zum feinfühligen Crooning von Zootcase, das wohlige Gänsehaut beim Hörer erzeugt, könnte die instrumentale Untermalung ein kaum besseres Fundament liefern. Für Jazz-Gourmets sicherlich ein Fest für die Ohren.
Obendrein verfügt der Niederländer über ein hervorragendes Gespür für eingängige Arrangements. Die beschwingte Melodieführung von "Bottom Of My Heart", das zum Schluss in ein lebhaftes Gitarrensolo von Edu Hackenitz mündet, geht genauso gut ins Ohr wie der leidenschaftliche Refrain von "Love OD", das als emotionales Duett zwischen "Case" und Astrid Seriese besonders heraus sticht. Liebe, Entfremdung und Annäherung thematisiert der letztgenannte Track.
Schlussendlich vermittelt "The Only One" auch aus musikalischer Sicht ein vielschichtiges Bild über die Höhen und Tiefen des Lebens- natürlich mit sehr viel Stil, ohne geschliffen zu klingen.
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