laut.de-Kritik
Der olle Amor wischt beiden eins aus.
Review von Laura WeinertScarlett Johansson und Pete Yorn waren es, die vor rund drei Jahren dem Thema "Musiktherapeutische Behandlung von Herzensangelegenheiten mithilfe von Duetten" ein ganzes Album widmeten und durchaus den ein oder anderen schönen Moment beschworen. Die kühle Schöne und der fusselige Künstlertyp - die Taktik geht auch bei Adam Green und Binki Shapiro auf. Nur machen die ihre Sache noch besser.
Green, der New Yorker Antifolk-Held, der mit Kimya Dawson als Moldy Peaches schöne Sonntagnachmittagsmomente wie "Lazy Confessions" schuf, und Shapiro, die mit der Band Little Joy zumindest in den Staaten mal kurz Aufmerksamkeit erhaschte, harmonieren auf gleiche Weise. Sein schräger Charme, seine kratzige Stimme, die nicht jeden Ton ideal trifft, kommt sehr stilvoll und klassisch mit Shapiros zarten, verruchten Attitude überein.
Gemeinsam verarbeiten sie die Tücken zwischenmenschlicher Beziehungen. Du und ich und er und sie sind eben nicht immer einfach. Schmachten, Schmusen oder Streiten – nichts bleibt dem verborgen, der sich mal genauer mit Mitmenschen anderen oder gleichen Geschlechts auseinandersetzt. Idealerweise vertont man Zweisamkeit – genau – mit einem Duett. Den Entwicklungsprozess der Songs und Lyrics beschreibt Shapiro also passenderweise als eine "verwundbare Angelegenheit". Man sieht sich quasi mit ihnen im Wohnzimmer, inmitten einer Zettelwirtschaft, gemeinsam rauchen sie eine und legen sich die Worte in den Mund. Vor dem Fenster glüht das nächtliche New York, doch die beiden sind in ihrer eigenen Welt.
In dieser herrscht der Tenor melancholischen Vintage-Folkpops – noch eine Parallele zu Johansson und Yorn. Eine Hit-Single wie "Relator" haben die beiden zwar nicht, brauchen sie aber auch nicht. Denn ihre Zusammenarbeit um ein Vielfaches intimer – und dadurch auch glaubwürdiger.
Sie sind mal verschroben und intuitiv, ("What's The Reward"), mal klar strukturiert und greifbar ("Just To Make Me Feel Good"). Haben sie in einem Moment keinen Bock mehr auf einander ("Don't Ask For More"), nehmen sie sich im nächsten wieder versöhnlich in den Arm ("Pleasantries"). Dazwischen geschieht alles im Rahmen von 60s-Pop ("Pity Love"), hallendem Schmerz ("The Nighttime Stopped Bleeding") und romantischer Kitschmomente ("Here I Am"). Ihr Zusammenspiel erweist sich als äußerst abwechslungsreich – so wie es die Liebe eben auch ist.
Den beiden Protagonisten wischte der olle Amor übrigens zum Aufnahmezeitpunkt gerade eines aus. Empathisch und sanft versetzen sie sich in die zerbrechende Beziehung des anderen. Ihre Trennung klingt melancholisch und bittersüß, aber eben nicht nach dem tiefen schwarzen Loch, das nach dem Riss im Herzen droht. Die beiden klammern sich an einander fest und helfen sich gegenseitig. "Reflexiv", wie Green das Album beschreibt, mag es vielleicht für die beiden gewesen sein, für den unbeteiligten Dritten klingt es nur romantisch.
So weiß man gar nicht recht, ob man diese Break-Up-Platte an verregneten Herbsttagen oder bei leichten Sommertagen hören soll. Kann man beides – weil Green & Shapiro beides können.
6 Kommentare
Wirklich ein tolles Album zum dauerhören...
Ich dachte das Opfer wäre endlich in der Versenkung verschwunden, welcher abgehalfterte Hahn kräht denn noch nach diesem One Hit Wonder. Und dann auch noch so was "kreatives" wie ein Duettalbum, Nachschub für den Soundtrack der Starbuckshölle.
@General Klausel (« Ich dachte das Opfer wäre endlich in der Versenkung verschwunden, welcher abgehalfterte Hahn kräht denn noch nach diesem One Hit Wonder. Und dann auch noch so was "kreatives" wie ein Duettalbum, Nachschub für den Soundtrack der Starbuckshölle. »):
Da erschwillt mir doch glatt ein Kamm.
Find seinen Output eigentlich durchgehend stark.
Ein Duett-Album von ihm hab ich zwar nicht zwingend zu brauchen geglaubt, aber enttäuscht hatter mich nie - quasi blabla...freudige Erwartung
Sowas wie der General kann man auch nur von sich geben, wenn man von Songwriting keinen blassen Schimmer hat. Tolles Album!
ähm... Schwachsinn? Adam Green ein One Hit Wonder zu nennen, ist ein wenig so als würde man Beck wegen "Loser" so bezeichnen, obwohl ich selber bei einem "Duettalbum" eher skeptisch werde, Adam Green kann man auf jeden Fall mal anhören
Album ist eigentlich echt ganz schön - musikalisch fehlt mir aber irgenwie was interessantes, textlich wäre mir ein wenig mehr Keule statt feiner Klinge auch lieber gewesen. Und für unter 30 Minuten muss man mbMn schon eine gute Ausrede in Form eines "runden" Konzepts vorweisen, seh ich auch nur partiell. Und und und nun genug gerentnert - ist ja eigentlich ne feine Sache, das Ding.