laut.de-Kritik
Lässig tanzbare Pop-Songs für die Schauspielerin.
Review von Jakob RondthalerEs gibt Scheiben, deren erste Songs sind so gut, dass man vom Rest der Platte zunächst gar keinen Eindruck bekommt. Ich hab wochenlang nur "Sheepdog", "Don't Panic" und "At The Bottom Of Everything" gehört, bevor ich mich den großartigen Alben widmete, die sich nach dem Opener entfalteten.
"Break Up" war, was den Opener angeht, auch so ein Fall: Da hat Pete Yorn für sich und seine neue Duett-Partnerin Scarlett Johansson einfach einen absolut lässigen, tanzbaren Pop-Song geschrieben. Akustische Gitarren, Country-Schlagzeug und Synthie-Hook werden von Bläsern zum perfekten Hit abgerundet, der auch nach stundenlangem Hören noch nicht zu den Ohren raushängt.
Eine Mandoline leitet danach "Wear And Tear" ein, ein Song, bei dem der Hollywood-Star so gut wie gar nicht zu hören ist. Der Folk-Pop-Stil zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, der nur manchmal von elektronische Anleihen zerschnitten wird.
Johansson präsentiert sich manchmal lasziv, stellenweise gelangweilt, und leiht sich dabei das kühle Image von Sängerin Nico, natürlich ohne dabei deren Niveau zu erreichen. Vorbild sollen aber eher Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot gewesen sein, erklärte Yorn. So perfekt harmonieren die beiden nicht, aber immerhin passt er besser an Johanssons Seite als noch Tom Waits im letzten Jahr.
Weniger die Musik als vielmehr das "Mädchen-und-Buben-Konzept" stelle den Einfluss von Bardot und Gainsbourg dar, berichtigt Yorn, der die Songs alleine schrieb, dann mit Johansson an nur zwei Nachmittagen eingesungen hat.
Wie der Titel bereits verrät, drehen sich die zwischenmenschlichen Geschichten hier ums "Schluss machen". Und es ist eine ganz angenehme Abwechslung zu den harmonischen, meist kitschigen Duetten wie "Something Stupid", wenn sich Mädchen und Bube wie in "Search Your Heart" einfach mal gegenseitig Vorwürfe an den Kopf werfen.
Zeilen wie "Don't blame me for your trouble" und "Don't make me do things you won't do" klingen nach fernsehreifer Trennungsszene, das kann Scarlett Johansson gut, sie ist ja hauptberuflich schließlich auch Schauspielerin. Kein Funke Wut steckt hingegen in der Musik, die zurückgelehnt und eingeschläfert wie an einem heißen Spätsommernachmittag klingt. Oftmals fühlt man sich an das Nebenprojekt "Little Joy" von Strokes-Schlagzeuger Fab Moretti erinnert.
Neun kurzweilige, harmlose, aber hübsche Pop-Songs hat Yorn da sich und der Schauspielerin auf den Leib geschneidert. Im Gegensatz zu den oben genannten Alben hält hier der erste Song sein Versprechen nicht, "Relator" überstrahlt "Break Up". Zwei, drei Titel sind noch ähnlich catchy, manches tröpfelt so ein wenig vor sich hin. Vielleicht verstaubt die Platte aufgrund ihrer Gefälligkeit irgendwann mal im Regal - zum Sommerausklang aber darf das Album noch einige Runden im Player drehen.
2 Kommentare
OK, das ist ´ne CD, der ich sofort 5 Punkte geben würde, einfach nur hammer! ICH LIEBE DAS ALBUM!!!
Miss "ich will den Indiegöttinthron" versucht es also schon wieder. Bleibt nur zu hoffen, dass sie irgendwann eine Beschäftigung findet, für die sie auch ein wenig Talent besitzt.