laut.de-Kritik
Schunkel oder ich hau dir die Keule auf die Mütze!
Review von Michael EdeleEin Alestorm ist vermutlich das, wovon nicht nur jeder Schotte, sondern auch jeder andere Einwohner der Vereinigten Königreiches träumt. Mit offenem Mund mitten im Sturm stehen und sich dabei dermaßen mit Ale abfüllen, bis man daran ersäuft. Schöne Vorstellung, gelungener Name. Nur: warum man so etwas als Scottish Pirate Metal bezeichnen muss, ist mir ein Rätsel.
Ok, die vier Saufziegen stammen aus Schottland und erzählen in ihren Texten aus der selben Schatztruhe, die anno dazumal auch Running Wild als literarischer Fundus diente. Aber musikalisch handelt es sich hier doch im Grunde genommen um nichts anderes, als den sogenannten Battle Metal, den auch Bands wie Turisas und Finntroll fabrizieren. Dafür spricht auch der frühere Namen Battleheart, den das Quartett noch vor ein paar Jahren trug. Ein weiteres gewichtiges Argument für Battle Metal ist der Opener "Over The Seas", und "Wenches & Mead". Beide Songs laufen nach dem Prinzip 'schunkel oder ich hau dir die Keule auf die Mütze' und machen richtig Spaß.
Was den etwas bremst, sind die vollkommen billig klingenden Keyboards von Sänger Christopher Bowes. Die stoßen immer wieder sauer auf. Vor allem die Hörner im Titeltrack, die eigentlich eine Dramatik erzeugen sollen, klingen nach ganz billiger Dosenmusik. Da hätte man sich vielleicht doch ein besseres Programm ausleihen können. So klingt die Ziehharmonika zu Beginn von "The Huntmaster" genauso original wie der Boss-Gürtel aussieht, den ich mir in Ägypten gekauft hab. Textlich verbrechen die Jungs aber ähnlich Großes wie Manowar: 'With the power of ale, he could not fail, sailing for battle, glory and metal' oder 'We sail and conquer til wie die' aus "Set Sail And Conquer".
Mit "Nancy The Tavern Wench" gibt es etwas langsameres zum mitschunkeln. Der Track klingt tatsächlich fast wie eine fröhliche Säuferhymne, die man zu besten Seeräuberzeiten in den typischen Hafenspelunken gesungen haben könnte. Ähnliches gilt auch für das auf akustischen Instrumenten wie Gitarre, Flöte, Trommeln und anderem Schnickschnack gespielte "Of Treasure", mit dem sie auch auf Mittelaltermärkten für gute Unterhaltung gesorgt hätten. Dort würden sie natürlich auch mit "Flower Of Scotland", einer der drei (!) inoffiziellen Nationalhymnen von Schottland gut punkten.
Ziemlich aus dem Rahmen fallen allerdings zwei Songs. Zum einen "Death Before The Mast", bei dem es sich fast um einen astreinen Thrasher handelt, weshalb die Keyboards in Bridge und Refrain auch vollkommen deplatziert klingen. Von der Ziehharmonika einmal ganz zu schweigen. Direkt darauf folgt "Terror On The High Seas" das ebenfalls ganz schön Gas gibt und auch ohne die Keys überlebensfähig wäre. Allerdings werden sie hier ein wenig besser integriert, sind aber prinzipiell eher überflüssig. Wer für Fasching noch etwas Härteres zum Schunkeln braucht als die übliche Karnevalsmucke, ist hier jedenfalls gut beraten.
2 Kommentare
Die CD bringt Party-/Sauflaune! Und außerdem ist die Mucke fett. Piratenmetal... nicht übel. Die haben sich bestimmt bei der Aufnahme gedacht: "Los, Männerssssss, jesss nimm sich jedaaa ne Kissse Bier mid un wir nehm ne Sseeedeee uf.. *hicks*!"^^
Hab die Platte auch endlich und bin doch ziemlich positiv überrascht. Die geht wirklich extrem gut rein, solang man etwas mit solch "leichter" Kost anfangen kann. Wenn die jetzt noch doch Keyboard durch echte Zieharmonika ersetzen und vielleicht noch eine Fidel dazu nehmen könnte aus denen wirklich etwas großes werden. Mir gefällt es, dank Piratenthema, jedenfalls deutlich besser als der Kram den Turisas, Finntroll und Co. sonst bieten.
Vor allem Sänger Christopher Bowes überzeugt mit seinem richtig dreckigen Organ.
Jetzt hoffe ich nur, dass "Nancy The Tavern Wench" auch auf dem Graspop live gespielt wird und genug Leute den Text können, das dürfte lustig werden!