laut.de-Kritik
Die Londonerin lässt tief in ihre dunkle Gefühlswelt blicken.
Review von Toni Hennig2015 erntet die junge Londoner Singer/Songwriterin Anna B Savage für ihre erste EP, die sie schlicht "EP" betitelte, gute Kritiken. Danach begleitet sie Father John Misty und Jenny Hval auf ihren jeweiligen Europa-Tourneen. Doch anstatt groß durchzustarten, zieht sie sich erstmal aus dem Musikgeschäft zurück, da sie an der Überzeugung leidet, dass der Erfolg nicht verdient sei. Zusätzlich bekommt sie noch eine Schreibblockade.
Letzten Endes kämpft sie sich aus dem Loch heraus. Dass die schlimme Zeit nicht spurlos an ihr vorbeigegangen ist, merkt man ihr auf dem Debütalbum "A Common Turn" trotzdem an, für das sie ganze drei Jahre brauchte und das zusammen mit dem Produzenten William Doyle alias East India Youth entstand.
So wechselt sie zwischen poetischen Metaphern und nüchternen Beschreibungen des düsteren Alltags hin und her. Auch ihre Selbstzweifel, die sie während des dreijährigen Entstehungsprozesses hatte, verarbeitet sie. So heißt es in "Dead Pursuits": "Three years and still worried it's a mediocre album." Das ist es aber dank der tiefen, ziemlich wandlungsfähigen Stimme der Londonerin, die gekonnt zwischen der Fragilität Antony Hegartys und dem Leidvollen Nina Simones hin- und herpendelt, sowie den sparsamen, knorrigen Arrangements, die eine subtile Spannung erzeugen, die sich des Öfteren rauschhaft entlädt, nicht geworden.
Schon das auf das unheilvollen Intro "A Steady Warmth" folgende "Corncrakes" schreibt sich Rauschhaftigkeit auf die Fahnen, wenn die fragilen, an Joni Mitchell angelehnten Gitarrenakkorde gegen Mitte aufbrechen und in einer Austreibung innerer Dämonen münden. Dazu singt Anna B Savage zu stürmischen Saitenklängen immer wieder mit brüchiger, klagender Stimme: "I don't know if this is even real / I don't feel things as keenly as I used to." Das Wort "Corncrakes" steht für eine Vogelart, die extrem zurückgezogen lebt. Vogelmetaphern ziehen sich auch durch das restliche Werk wie ein roter Faden. Sie flossen in das Album ein, nachdem die Sängerin und Musikerin Romane von Amy Liptrot und Tove Jansson gelesen hatte.
Auch im weiteren Verlauf verknüpft Savage Literatur und Musik miteinander. Mit "Chelsea Hotel #3" wagt sie sich sogar an einer Fortschreibung von Leonard Cohens "Chelsea Hotel #2". Musikalisch knüpft sie dabei zunächst mit dunklen, einnehmenden Akkorden an den Klassiker an. Ab der Mitte künden dann ein schroffer E-Gitarren-Break und rockiger Gesang von sexueller Selbstermächtigung. Danach gleitet der Song in leidenschaftliche PJ Harvey-Sphären über. Hoffnung macht sich breit. Die hält auch an. So steht die Londonerin im Closer "One" selbstbewusst für ihre eigenen Bedürfnisse ein. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
Immer wieder wähnt sich Anna B Savage in trügerischen Illussionen. Im erzählerischen "Baby Grand" klammert sie sich an eine zerbrochene Beziehung, sieht aber auch die Sinnlosigkeit, an dem Vergangenen festzuhalten, wenn sie mit viel Drama in der Stimme zu energisch angeschlagenen Saitenakkorden fragt: "Is this affection just created / For a better narrative?" Im stürmisch nach vorne gehenden "A Common Tern" hadert sie dann weiterhin mit dem Loslassen, wenn sie sich ausmalt, gemeinsam mit ihrem Ex-Freund Seeschwalben zu beobachten. Am Ende entscheidet sie sich aber doch dafür, die Flucht nach vorne zu ergreifen.
Ansonsten laden die Songs auf Schipperfahrt durch ruhige Gewässer. Wenn in "BedStuy" düsteres Fingerpicking auf dronige Nebelschwaden treffen, rückt die Stimme ganz nah am Ohr des Hörers, ebenso wie in "Hotel", das sensibel angeschlagene Akkorde, träumerisch entrückes Keyboard und hauchzarter Gesang durchziehen. Letzten Endes legt Anna B Savage mit "A Common Turn" ein äußerst mutiges und ambitioniertes Werk vor, das, gerade weil sie ihre Gefühle nicht hinterm Berg hält, tief unter die Haut geht.
2 Kommentare mit 18 Antworten
Was für eine Außergewöhnliche Stimme Anna B Savage hat jedes Lied ist ein Highlight für sich.
Einer Londonerin guckt man nicht tief in ihre Gefühlswelt, ihr Ferkel!
So groß Deine Abneigung gegen alles Deutsche auch sein mag, die Du bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Besten gibst, der typische und zutiefst peinlich pennälerhafte Flachwitz hat es Dir scheinbar angetan.
Recht viel deutscher kannst Du kaum mehr werden.
Deswegen gibts hier auch so viele Pipi-Kakawitze. Einem Alman wie Dir sollte ich vielleicht erklären, daß das Ziel des Spotts ihre Eigenschaft als Londonerin ist.
Oh je, jetzt versuchst Du auch noch deine Witzchen zu erklären. Vom Alman-Basher zum Vorzeige-Michl.
Was ist die nächste Stufe? Dir gefällt Heinz Rudolf Kunze?
Vielleicht noch ne Maß Bier dazu und ein Fass Sauerkraut?
Made my day!
Es geht um Musik ???? nicht um Streitigkeiten.
Ach, Theory9. Nun sei doch nicht langweilig. Ich kann nun wirklich nix dafür, das Du das Witzchen nicht kapiert hast.
Ragism, deutscher als der deutsche Michel. Steh halt dazu, ist doch nicht schlimm und allemal besser als diese oberpeinlichen Versuche Dich mit „Du hast mich nicht verstanden“ herauszureden.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Ne. Ich gehe mittlerweile davon aus, daß Du es immer noch nicht verstehst und Dir deswegen nicht anders zu helfen weißt, als hilflos um Dich zu schlagen. Typisches Symptom der germanischen Humorallergie
"Einem Alman wie Dir sollte ich vielleicht erklären, daß das Ziel des Spotts ihre Eigenschaft als Londonerin ist."
Und wo ist nun der Witz?
Okay. Langsam werden die Versuche, aus der kleinen, harmlosen Spitze gegen Londoner auch die letzten Reste Energie zu rauben, dann doch wieder lustig. Chapeau
Ja nee. Ist halt offenbar ein kulturspezifischer Witz. Ich verstehe ihn jedenfalls nicht. Aber du drehst einem daraus nen Mangel an Humor. Ist irgendwie dumm, oder?
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Fakt ist, das was da oben steht ist ein hochpeinlicher und zutiefst deutscher Pennälerwitz.
Was Ragism eigentlich ausdrücken wollte, wenn er denn tatsächlich etwas anderes ausdrücken wollte und sich nicht nur versucht rauszureden, weiß nur er selbst.
Warum er, statt es klar auszudrücken, einen dümmlichen Flachwitz schreibt, kann natürlich verschiedene Gründe haben. Er scheitert an der eigenen Arroganz („Ist doch wohl klar was ich meine und ihr seid alle dumme Alemans!“), er scheitert schlich an der Sprache und versteht gar nicht was er da für eine Peinlichkeit geschrieben hat, oder er möchte auf diesem Weg einfach nur mal wieder etwas ganz Besonderes sein. Egal und auch nicht schlimm.
Ich find es einfach nur lustig, wenn da vom Alman-Basher #1 ein solcher Michelwitz steht. (Völlig egal was damit angeblich gemeint ist, entscheidend ist was da steht.)
An der Stelle bedanke ich mich, stellvertretend für die gesamte Gemeinde, für den wertvollen Beitrag vom Professor für interkulturelle Humorforschung, Theory9
Pardon, Schwingster. Hab Dich glatt überlesen in der Vorfreude auf Theory9s nächsten albernen Versuch, mir ans Bein zu pissen.
Londoner gelten als emotional tot und bemühen sich daher dem Klischee nach, ständig möglichst beschäftigt zu wirken. Ist vermutlich so ähnlich wie in jeder Landeshauptstadt, nur in dem Fall mit besonders viel Prüderie.
Vermutlich können die Einwohner nicht viel dafür. Die "Stadt" ist nun mal ein einziger Bürokomplex mit ordentlichem Hipsterchic geworden, und so sind die interessanten Gestalten längst geflohen. So, jetzt hab ich aber wirklich weit genug ausgeholt, um auch dem letzten Trottel Gelegenheit gegeben zu haben, an mir vorbeizulesen.
Flach kann mensch immer bemängeln, wenn es auf stereotypbasiertem Humor funkt, imo, ist ja auch in dem Fall so.
Die British Cousins, die ich über meine ehemalige Lebensgefährtin kennenlernen durfte, waren denn auch das absolute Gegenteil, als wollten sie eben jugentypisch mit aller subtanzbasierten Gewalt beweisen, dass sie eben nicht mehr dieses "English Rose-prude"-Stereotyp verkörpern, dass die Generation darüber mit aktuell 35-50 irdischen Zählern eben medial und insbesondere auf Fest(ungs)land-Europa noch immer so selbstverständlich als Selbstvermarktungs-Boost in bspw. der Schauspielerei instrumentalisieren kann.
...und meine Lebensgefährtin war zuerst Punk, bevor sie Mensch war. Die hatte höchstens so ein ganz international eigenartiges "Brody Dalle: I never met a pearl quite like you / who could shimmer and rot at the same time through"-prude.
Und Dalle ist bekanntermaßen gebürtige Australierin, soooo.... Aber gut, E. kam halt gebürtig und sozialisiert aus Brighton, völlig anderes Klima als London und in der Einzelerfahrung auch nicht wirklich repräsentativ...
Teutone, Sexist, Inselaffenhater, Witz befreit was darfs sein? Könnte aber, will nicht alles geben. Dachte nur, ihr habt Probleme, also nicht weiter stören wollen.
Offensichtlich wars ja nicht völlig flach, sonst wäre es nicht fälschlicherweise für "Irgendwas mit Mumus" gehalten worden.
Wie auch immer. Was das ganze so lächerlich macht ist das Theater der Reaktion. Es sollte gar nicht direkt lustig sein, sondern eine süffisante Bemerkung. Das Prüde ist auch das extremste, längst überholte Klischee. Briten sind nach meiner Erfahrung mittlerweile sogar weniger prüde als Deutsche. Hab sogar kurz gezögert, es überhaupt einzustreuen. Dabei wollte ich doch vor allem gesagt haben, daß die Bewohner der "Stadt" London keine Seele haben.