laut.de-Kritik
Bums-Schlager zum Après-Ski vom "Playboy"-Covergirl.
Review von Dominik LippeVon Helene Fischer unterscheidet sie so einiges. Während sich die eine mit Händen, Füßen und Juristen gegen die Boulevard-Berichterstattung wehrt, nutzt Anna-Carina Woitschack die knalligen Publikationen als primären Weg, um auf sich aufmerksam zu machen. Ganz aktuell ziert sie als Covergirl den "Playboy". Die Bild begleitete das Shooting mit einem halben Dutzend Artikeln, in denen die Sängerin darüber sinnierte, dass ihr 80-jähriger Vater "vielleicht nicht ganz so viel damit anfangen" könne, dass sie sich nackt fotografieren lasse. "Aber er steht voll hinter mir und meiner Entscheidung."
VOn ihrer Seite verschwunden ist unterdessen Trompeter Stefan Mross, den sie 2020 im Rahmen eines absurden 'Hochzeitsfests' in der ARD beim Zeremonienmeister Florian Silbereisen ehelichte. Eine Art Standesbeamtin schickte das junge Glück damals ins "Paradies der Ewigkeit", aus dem sie kurz darauf wieder zurückkehrten. Nun faselt der Volksmusikant angesichts der "Playboy"-Fotos Woitschacks etwas von der "Würde des Menschen" und ergänzt: "Ich persönlich wünsche mir, wenn hoffentlich bald die Scheidung wahrgenommen wird, dass sie pünktlich erscheint, aber dann bitte angezogen."
Ihr haarsträubender Auftritt im Brautkleid lässt sich in Stücke wie "Wie Ich Bin" hineininterpretieren, die sich mit der Einsamkeit im Rampenlicht befassen. "So viele haben gejubelt, doch ich war irgendwie allein. Es gibt von mir Bilder, da strahle ich im Licht. Ich schau' sie mir an, doch ich erkenn' mich nicht." Statt das Thema zu einer richtigen Abrechnung mit den Strukturen auszubauen, gleitet die Sängerin dann aber ab in Richtung platter Selbstfindung: "Hab' mich so lang' versteckt auf der Suche nach mir selbst." Musikalisch ist es dann noch so süßlich produziert, als käme es vom Bohlen-Fließband.
"Smalltalk" setzt dem pathetischen Wahnsinn eine charmante, humoristische Note entgegen, die dem Song beinahe den Charakter eines osteuropäischen Volksliedes verleiht. Abgesehen davon regiert über weite Strecken leider der bekannte semiverklemmte Bums-Schlager mit antiquierter Nerv-Produktion. Da breitet Woitschack die Arme aus, um "Die Welt Umarmen" zu können. "Ich will endlich mal schlaflose Nächte, will mal wieder spüren, was es heißt, frei zu sein", trällert sie subtil wie ein Besuch beim Kieferchirurgen, "Heute Nacht kennen wir kein Tabu."
"Heute Leben Wir Die Nacht" visiert hingegen die Ü50-Disco an. Ihr Produktionsteam aus Oliver Nova, Tobias Witte und Alexander Strasser servieren der gebürtigen Helmstedterin die alkoholfreie Variante von Loreens "Euphoria". Um so volltrunkener textet sich Woitschack durch den "Rausch dieser Stadt", mit dem sie wohl dank Edibles oder Ecstasy Schritt zu halten versucht: "Irgendwie liegt heute Nacht ein Flimmern in der Luft." Auch "Meine Zeit" fehlt der klare Kopf, wenn sie gegen den niederprasselnden Synthie-Regen ansingt: "Alles in mir bebt, alles explodiert." Rest in Pieces.
Am Ende landet Woitschack noch auf Après-Ski-Niveau. Mit der Mountain Crew genießt die Sängerin "Prosecco Zum Frühstück", um "wieder die Welt im Griff" zu haben. Es mag tugendhafter klingen, als es beabsichtigt ist, aber sich "morgens halb sieben" zu betrinken, ist weitaus weniger glamourös und lustig, als sie es darzustellen versuchen. Vielleicht lässt es sich andernfalls aber auch nur schwer in der Schlager-Welt überleben. Und zur Not kann sie sich den Rausch hinterher schönreden wie ihre TV-Ehe: "Das ist für mich eine tolle Erfahrung, hinter der ich damals zu 100 Prozent stand und die mir keiner nehmen kann."
2 Kommentare mit 5 Antworten
Kann den letzten zwei Playboy-Lesern mal jemand sagen, dass es mittlerweile das Internet gibt? Die können einem ja leid tun.
"Leser"??
Leserinnen?
Ihr redet von, über und eventuell mit mir? Wir sind zu zweit? Und was meinst du mit Internet?
Musik hab ich nicht gehört, aber die Füße auf dem Cover sind 5/5!
Quentin Tarantino, du hier?!
Denke, er meinte die Zehen pro Fuß...