laut.de-Kritik
Zweiter Frühling im 80er-Metal-Paradies.
Review von Michael EdeleLemmy hat schon Recht, wenn er sagt: "Es kommt nur darauf an, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Anvil waren das nie." Allerdings haben Anvil auch keinen wirklich Killertrack geschrieben, der jede Party von hinten aufrollen würde. So wirklich essentiell waren Anvil entsprechend noch nie und werden es - trotz des immensen Schubs, den Film und Buch nach sich zogen - wohl auch nie wirklich werden.
Daran ändert der Hype um die drei Kanadier nichts, auch wenn das sämtliche Magazine anscheinend anders sehen. Auf einmal will jeder schon immer Anvil-Fan gewesen sein und alle Alben auswendig kennen. Dennoch hat die Band nur selten das zwingende Riff oder die unauslöschbare Melodie geschrieben. Diese Tradition setzt sich auf "Juggernaut Of Justice" fort.
Klar, die gestiegene Popularität hat zumindest zu einem Sound verholfen, den das Trio in der Art auf keinem anderen Album vorwies. "When All Hell Breaks Losse" kesselt ordentlich rein, was natürlich vor allem der Spielfreude aller Beteiligten wegen positiv auffällt. Allerdings hat die Tatsache, dass man in Dave Grohls Studio aufgenommen hat und das Teil von Bob Marlette endveredelt wurde, wohl auch eine gewisse Rolle gespielt.
Wer außer traditionellem 80er-Metal nichts in die heimische Stereoanlage lässt, wird mit "Juggernaut Of Justice" sein persönliches Paradies erleben. Genau aus diesem Jahrzehnt scheint jede Nummer zu stammen. Seien es die treibenden "On Fire", "Turn It Up" bzw. "Running" oder Schleppendes wie "New Orleans Voodoo" oder "Conspiracy". Anvil bleiben bei ihren Wurzeln!
In Sachen Soli zieht Lips das ein oder andere Mal erstaunlich abwechslungsreich vom Leder. Vor allem das abschließende "Swing Thing" lässt wegen der ungewöhnlichen Jazz- und Swing-Einflüsse samt Bläsern aufhorchen (genau wie die Orgel in "The Ride" oder "Paranormal"). Mit dem straighten "Not Afraid" hat sich sogar eine künftige Livehymne eingeschlichen. Auch das punkige "Fukeneh!" könnte live bald unverzichtbar sein.
Dennoch sollten sich Anvil mit der Tatsache anfreunden, dass sie mit "Juggernaut Of Justice" gerade ihren zweiten Frühling erleben, der nächste Winter aber zwangsläufig wieder vor der Tür steht. Vom Kult alleine hat sich zumindest noch keine LEBENDE Band lange gehalten.
3 Kommentare
Tjo außer Death Angel und Heathen hätte man kaum eines der zahlreichen Revivals gebraucht, aber bitte. Anvil hauen mich jedenfalls kaum vom Hocker - weder der alte Kram noch die neue Scheibe.
Tja, die kommen eben aus einer Zeit, als Metal noch Spaß gemacht hat und nicht überwiegend aus Gepose mit unfreiwilliger Komik bestand.
gekauft und bin positiv überrascht: macht spass. klingt teilweise stark nach motorhead