laut.de-Kritik
Ego-Fegefeuer ohne Substanz.
Review von Elias RaatzZehn Jahre nach dem zweiten Teil fegt "Der Eiserne Besen 3" in gerade einmal 34 Minuten durch – und das mit stattlichen 19 Tracks. Das Album ist okay, macht stellenweise Spaß. Aber außergewöhnlich? Ganz sicher nicht. Wenigstens bleibt sich Morlockk Dilemma dabei treu: schräge Humoransätze, groteske Überzeichnungen, brachiale Stimme und ein Flow, der technisch fast niemandem nachsteht. Doch was hilft die beste Technik, wenn am Ende wenig hängen bleibt?
Vieles auf der neuen Platte wirkt wie ein Ego-Fegefeuer ohne thematische Substanz – Provokation um der Provokation willen, jedoch dann nicht einmal so brachial, wie man es von Morlockk Dilemma kennt. Ein Album für Fans der alten Schule, ja, aber eben auch eines, das die Staubschicht nicht mehr loswird. Der Besen kommt wieder – aber er wischt nicht sauber. Schon das "Intro" (feat. Cora E.) liefert direkt ein Versprechen, das das Album nur selten einlösen wird: "Und dann kam ‚Der Eiserne Besen‘ und hat alles zerstört."
"Kaputt" (feat. Yeeza) führt das Konzept leerer Versprechungen fort: "Jetzt werden Rapper von der Platte geputzt." Viel Pathos, viel Zerstörungsfantasie, wenig Inhalt, das Rap-Handwerk dieses Albums ist top, doch der Inhalt floppt bis auf einige Ausnahmen. In "Jederzeit" (feat. Tone & DJ Mirko Machine) glänzen immerhin ein paar wirklich lustigste Zeilen: "Zähne weiß wie ein CDU-Parteitag." Diese Art Humor funktioniert – und wünscht man sich eigentlich häufiger.
"Kakerlaken Freestyle“" (feat. Azad & Chinch 33) zeigt, warum Morlockk Dilemma seit Jahren eine sonderbare Ausnahmeerscheinung ist: Flow brutal, Stimme polarisierend, aber unverwechselbar. Das ist Rap, keine Frage, nur das kann halt nicht das einzige Argument eines gesamten Albums sein.
"Arschgeweih (feat. Plasti & DJ Access) und "Herrschaften Vom Kiez" (feat. Shacke One) zeigen die erste große Schwächephase des Albums. Plastis Stimme schmerzt, die Ironieebenen verschwimmen, die Texte laufen ins Leere: provokativ ohne Ziel, schrill ohne Zweck. Bergauf geht es wieder mit "Tandem (feat. Audio88): Beat geht gut durch, Audio88 liefert gewohnt trocken. Ein seltener Treffer.
"Politisch Korrekt (feat. Karate Andi & DJ Mirko Machine) macht Spaß, wenn auch nur für den Moment. Karate Andi ballert, es gibt eine kleine Hommage an Pöbel MC, aber das Grundproblem zeigt sich wieder deutlich: kaum Inhalt, viel Pose. "Kulturauftrag (feat. Chinch 33) knallt danach zwar – aber wofür? "Rorschachtest" hat starke Reimketten, aber nichts, was hängen bleibt.
"Klingelstreich" (feat. dessVeta) steht dann symbolisch für das gesamte Album: ein nicht enden wollendes Ego-Gewichse, durchzogen von immer denselben Penis-Bumms-Lines. Inhaltlicher Leerlauf in Reinform. Ähnlich danach "Kalt Wie Ein Diamant" – wieder nur Härte, wieder nur Pose: "Sieh‘ deine Bitch, sie reitet mich auf einem Richterstuhl / Schon bald dann sticht sie sich mein Gesicht als Gesichtstattoo."
Wenn ein Track gut ist, ballert er durchaus, aber viel zu kurz. Mit "Soziopathen" erinnert Morlockk Dilemma kurz daran, dass er eigentlich einer der spannendsten Erzähler im deutschen Rap sein kann. Flow stark, Zeilen gut – aber der Track dauert gerade mal 1:15. Es halt augenscheinlich nur für die eine Idee gereicht und ist mehr ein Fragment als ein Song.
"Phantombild (feat. OG Keemo & Samy Deluxe) ist der unbestrittene Höhepunkt: OG Keemo liefert gewohnt düster, Samy Deluxe brilliert, Morlockk Dilemma klingt endlich wieder fokussiert. Dieser Song zerlegt alle anderen Tracks des Albums und zeigt schmerzhaft, wie gut "Der Eiserne Besen 3" hätte werden können. Auch "Sonicring" hält das Level zumindest im Ansatz. Provokation ja, aber mit etwas mehr Substanz. Doch dann fallen "Necronomicon" und "Benzinkanister" (feat. Italo Reno & Germany) mit viel Image und wenig Idee wieder in die Routine zurück.
"Magenkarzinom" bringt einen abwechslungsreichen Beat und ein paar starke Lines auf engem Raum – aber was bleibt nach einer Minute? Der Eindruck, dass hier mehr möglich gewesen wäre. "Sinnlos (Outro)" beendet das Album und fasst im Prinzip alles ungewollt gut zusammen: viel Energie, wenig Sinn.
"Der Eiserne Besen 3" hat seine Momente – besonders wenn OG Keemo, Samy Deluxe oder Audio88 auftreten. Morlockk Dilemma rappt oft wirklich gute Lines wie immer auf Topniveau, technisch brillant und unverkennbar. Doch zwischen 19 teils ultrakurzen Tracks, überladenen Feature-Parts und inhaltlicher Leere fegt der Besen meist im Kreis. Ein Werk, das viel Lärm macht – und wenig sagt.


4 Kommentare mit einer Antwort
Für Inhaltsvolles hat die Eiserne Besen-Reihe ja nie gestanden, damals Kritikpunkt zu werten ist unsinnig. Bei der Laufzeit bin ich dabei. Insgesamt 4/5.
Review geht halt komplett am Thema vorbei. Bitte recherchiere im Vorlauf, wie sich die Diskographie eines Künstlers staffelt, in diesem Fall speziell die Besenreihe. Das ist einfach nur faul und amateurhaft.
Wenn du schon im Klugscheißermodus bist, solltest du auch Formulierungen verwenden, die irgend einen Sinn ergeben, und nicht davon reden, inwiefern sich die Diskographie des Künstlers staffelt.
Könnte man vielleicht einen der kompetenteren Hibbedihobb-Fraktion an Morlokk lassen, keine Ahnung, Dani, YNK, ggf. auch MIrko, statt irgendeinen Volontär?
Mag das album. Habe morockk lange verloren hier hat er mich wieder. Das puncht einfach genau wie damals