laut.de-Kritik
Wie ein Roadtrip durch die Weiten Nordamerikas.
Review von Kim Lange"Mirage Rock" bedeutet zu deutsch Trugbild-Fels. Und sieht man sich das Plattencover genauer an, erscheint der Titel plausibel: Ein von grünem Gewächs umrahmter Felsvorsprung wird von einem transparenten Küsten-Bild überdeckt. Dabei klingt das neue Werk der Band Of Horses doch eigentlich ganz unverfälscht und natürlich.
Mit ihrem vierten Studioalbum macht die Rockband aus Seattle einen großen Schritt Richtung Country. Man findet sich in den Weiten Nordamerikas wieder, wo die schnelllebige moderne Gesellschaft noch nicht fest verankert ist. Schon bei "Knock, Knock" und "How To Live" fühlt man sich wie in einer gemütlichen amerikanischen Country-Bar, und dazu braucht es nur ein paar Gitarren und Drums.
Gängige Indie-Rock-Hymnen finden sich auf "Mirage Rock" zu Genüge: Von "A Little Biblical" über "Shut-In Tourist" zu "Feud": Folk-Pop mit einem kräftigen Retro-Einschlag. Mal fühlt man sich wie ein Wanderer durch wilde Wälder, dann wieder, als würde man morgens in den Bergen erwachen. Hin und wieder schwingt durch Klavier und E-Gitarren-Soli auch etwas amerikanischer Southern Rock mit, zum Beispiel bei "Electric Music".
Der analoge Sound mag auch Glyn Johns geschuldet sein: Einst Produzent von Größen wie den Beatles, Rolling Stones oder Eric Clapton, drückt Johns nun den Jungs aus South Carolina seinen Stempel auf. Technische Verzierung war gestern - heutzutage spielt man Songs live ein. Johns verzichtete auf zusätzliche Instrumentenspuren und andere Spielereien, so dass eine sehr atmosphärische Platte entstanden ist.
Fragt man Sänger Ben Bridwell, was die Fans vom neuen Album erwarten können, verweist er auf "eine freiere Atmosphäre" und "dass wir etwas mehr aus uns heraus gehen. Auf diesem Album gibt es mehr Humor als auf den anderen, und auch ein bisschen mehr feierliche Stimmung." Ihren Sarkasmus offenbart die Band definitiv bei "Dumpster World". Was mit dumpfen Bass-Zupfern und ernsthaften Textzeilen ("Light A Candle For The Suffering Ones ...") beginnt, mündet nach der Hälfte in einer Welle aus Zynismus und Verbitterung ("I'm Happy Living In A Dumpster World / Break Out Everybody In The Jail, Let's Get It On"), unterstrichen von rauen Gitarrenriffs.
Die ausdrucksvollen Balladen, für die die Band immer hoch gelobt wurde, lassen sich allerdings an einer Hand abzählen. "The Slow Cruel Hands Of Time" erzählt von der Rückkehr in die alte Nachbarschaft: Alles ist noch wie damals, man fühlt sich wieder wie ein Kind. Lebt der Song zu Beginn nur von akustischen Gitarren, entwickelt er sich schließlich immer mehr zum Dream-Pop-Stück. Unvermeidbar muss man hier an Westcoast-Bands wie Fleetwood Mac oder die Eagles denken.
"Long Vows" plätschert etwas belanglos dahin, wirklich hörenswert ist dann jedoch das Ende des Albums: "Heartbreak On The 101". Zum ersten Mal kommt Bridwells Stimme richtig zur Geltung, zum ersten Mal spürt man Empathie für den vom Herzschmerz Geplagten, der sich vermutlich auf dem Highway Richtung Norden befindet. Dramatische Streicher und sanfte Gitarrenklänge tun ihr Übriges.
Jeder Song erzählt eine Geschichte; mal klarer, mal etwas verworren, aber immer wieder beweisen Band Of Horses, dass man durchaus Songs schreiben kann, die nicht nur zwischenmenschliche Verhältnisse thematisieren. Diese Geschichten klingen trotz des ausgefeilten folkloristischen Klangbildes und des atmosphärischen Charakters dennoch größtenteils sehr ähnlich. Wenigstens sorgen sie jedes Mal aufs Neue für lebensfremde Illusionen - schließlich fährt man ja nicht täglich den Highway 101 entlang oder wandert durch Amerikas Wälder.
2 Kommentare
Schade, ich hätt mir gwünscht dass die Jungs sich mal wieder zurück zu Ihren Anfängen begeben und das Album wieder ähnlich wie "Everything all the Time" wird, stattdessen wirkt mir dieses Album zu sehr "luftig, leicht" und plätschert so dahin, was mich dann doch an zu viele andere Bands erinnert und Band of Horses damit nicht mehr großartig von so vielen anderen Bands abhebt. Schade, zwar kein schlechtes, auf keinen Fall, aber für mich das schwächste Werk von den Jungs aus Seattle...
Schade, ich hätt mir gwünscht dass die Jungs sich mal wieder zurück zu Ihren Anfängen begeben und das Album wieder ähnlich wie "Everything all the Time" wird, stattdessen wirkt mir dieses Album zu sehr "luftig, leicht" und plätschert so dahin, was mich dann doch an zu viele andere Bands erinnert und Band of Horses damit nicht mehr großartig von so vielen anderen Bands abhebt. Schade, zwar kein schlechtes, auf keinen Fall, aber für mich das schwächste Werk von den Jungs aus Seattle...