laut.de-Kritik
Fehlt nur noch das Bier.
Review von Tom KüppersDie Frage muss gestattet sein: Braucht die Welt tatsächlich einen weiteren Live-Mitschnitt von Betontod? Genügt das absolut brauchbare "Viva Punk – Mit Vollgas durch die Hölle" von 2013 etwa nicht? Allerdings haben die Rheinberger in den vergangenen vier Jahren mit den beiden Chartstürmern "Traum von Freiheit" und "Revolution" nochmal einen ziemlichen Satz nach vorne gemacht. außerdem ging am 17. Dezember 2016 das 1000. Konzert der Bandgeschichte über die Bühne. Warum also nicht Kameras und Festplatten in Stellung bringen?
Besser als mit "1000x Live" lässt sich die Erfolgsgeschichte der Band eigentlich nicht auf den Punkt bringen. Aus einer beschaulichen Kleinstadt den steinigen Weg bis zu den ganz großen Bühnen zu gehen, ist eine Sache. Das aber hinzubekommen, ohne sich dabei mehr als nötig zu verbiegen, nötigt Respekt ab. Nennen wir das Kind beim Namen: Auch Betontod erfinden das deutschsprachige Punk-Rock-Rad nicht neu, drehen es aber - das müssen auch Neider und Hater zugeben - ziemlich gut.
Nicht-Kennern der Materie beschert "1000x Live" sogar Aha-Erlebnisse der Marke "Ach die sind das?". Selbst wer keine einzige Betontod-Platte besitzt, erinnert sich an Songs wie "Glück Auf", das schon unverschämt eingängige "Küss mich" oder eben "Keine Popsongs" - aus welchen Gründen auch immer. Ihren grundsätzlichen Stil mit vielen "Oh-Oh-Ohs", metallisch-rockig angehauchten Riffs und Elementen des Melo-Punk haben die Rheinberger inzwischen nahezu perfektioniert und geben sich auf den 23 Songs auch spielerisch kaum eine Blöße. Das Publikum nutzt jede Gelegenheit zum munteren Mitgrölen, was insbesondere gepaart mit den Pogocam-Aufnahmen aus dem Pit ein ziemlich authentisches Stimmungsbild ergibt. Fehlen nur noch die tieffliegenden Bierbecher.
Natürlich spielen auch Betontod heutzutage im großen Rock'n'Roll-Zirkus mit. Selbsternannte Punk-Puristen mögen die Nase rümpfen, wenn beispielsweise Hosen-Produzent Vincent Sorg (wie auf den letzten Alben) die Finger im Spiel hat. Dass Alben aber plötzlich viel besser klingen, nimmt man dann sehr gerne in Kauf. Und mal ganz ehrlich: Für eine Bühne vom Format der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Hall (die Älteren unter uns sagen noch Philipshalle) brauchst du halt auch mehr Material als drei von Mutti gepumpte Stehlampen und Papas HiFi-Verstärker.
Wie die DVD/Blu-ray zeigt, verzichten Betontod zwar auf den ganz großen Equipment-Overkill, liefern aber mit effektiver Lichtshow und schmucker LED-Wand auch in dieser Abteilung ordentlich ab. Gepaart mit der betont bodenständigen Art der Musiker ergibt sich ein sehr schlüssiges, professionelles Bühnenbild. Insgesamt geben Bild- und Tonqualität keinen Anlass zur Beschwerde, die vier Videoclips der DVD/Blu-ray-Version sind eine nette Zugabe. Ganz ohne Song-Überschneidungen zu den bereits erhältlichen Live-Dokumenten geht es nicht, allerdings ist "1000x Live" rein qualitativ seinen Vorgängern deutlich überlegen, so dass dieser Mini-Makel nicht mehr als Meckern auf ganz hohem Niveau darstellt.
Rein musikalisch betrachtet ist die Scheibe akzeptabler melodischer Punkrock, der mit den Hosen, den Broilers oder Dritte Wahl mithält, sofern man sich nicht an Zeilen stört wie "Ohne dich wäre mein Leben ganz schön scheiße".
2 Kommentare mit einer Antwort
Also ich habe die Blurayversion und bin extrem begeistert, sowohl von Songauswahl, Bild, auch als vom Ton. Bitte nicht unter Wert verkaufen!
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Im so sorry for your loss dear Nick, I hope for you that you won't be so foolish again to invest in things that don't even exist
Kind regards,
Durschdl