laut.de-Kritik
Zurück zum Ursprung, halb aufrecht, halb torkelnd.
Review von Kai ButterweckWenn sich eine Band nach einem guten halben Dutzend veröffentlichter Studioalben entschließt, wieder zum Ursprung ihres Schaffens zurückzukehren, dann hat das oftmals mit der unbewussten Einsicht zu tun, sich musikalisch nicht so richtig weiterentwickelt zu haben. Auch die Punkrocker von Betontod verkündeten vor einigen Wochen, ihr neues Album "Traum Von Freiheit" werde Erinnerungen an die Anfangstage wiederbeleben. Da wundert man sich dann doch schon ein bisschen.
Abgesehen von dem einen oder anderen kurzzeitigen Offbeat-Ausflug servieren die Westdeutschen doch schon seit jeher eine sich stetig um sich selbst drehende Melange aus glattgebügeltem Straßenköter-Punk und massenkompatiblem Metal. So kratzt man sich nach knapp 45 "Traum Von Freiheit"-Minuten erwartungsgemäß fragend am Kopf: Was ist anders als vor drei Jahren?
Sicher, die Produktion wird immer fetter. Aber sonst? Alles beim Alten, heißt das Fazit nach dem zweiten Durchlauf. Es gibt reichlich Tote Hosen-Punk auf die Ohren ("Traum Von Freiheit", "Mein Letzter Tag", "Nur Für Eine Nacht"), der, mit akzentuierten Einschüben aus dem Edelstahl-Lager versehen ("Flügel Aus Stahl", "Ihr Kennt Mich"), ein zwar solides, aber nicht sonderlich beeindruckendes Rotz-Potpourri für alle Wacken-Dauerkartenbesitzer mit Campino-Tattoos bereitstellt.
Das Ganze reichern gewohnt gesellschaftskritische Wir-lassen-uns-nicht-unterkriegen-Lyrics an, vorgetragen von einem Sänger, der in punkto Harmonieverständnis etwa genauso viel in die Waagschale wirft, wie ein schnodderiger Kindergarten-Rotzlöffel beim gelangweilten Herunterträllern von Buddelkasten-Liedgut.
Betontod werden auch mit diesen Liedern wieder dem einen oder anderen Pseudo-Punk aus der Seele sprechen. Die, bei denen aber wirklich die Kacke am Dampfen ist und deren Körper reale Wasserwerfer-Kämpfe zeichnen, werden hingegen kopfschüttelnd abwinken. Dafür ist das Ganze hier einfach nicht dreckig genug, vom immer wieder heimlich verschickten Grüßen in Richtung Charts ganz abgesehen.
Mit ihrem neuen Album präsentieren sich die Rheinberger wie bereits in all den Jahren zuvor irgendwo zwischen Punk, Rock und Metal, halb aufrecht, halb sich torkelnd im Kreise drehend. Also, keine Panik und kein Grund für hochgezogene Augenbrauen: Alles wie gehabt. Schade, eigentlich.
6 Kommentare mit 10 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
ein grund, warum ich mittlerweile nen großen bogen um deutsche punk/oi bands mache, ist diese widerliche glattgbügelte und weichgespülte sound.das ist punk,das soll nach dreck, siffkeller und schlimmer asselei klingen, und nicht nach verkackten stadionrock der marke hosen oder broilers.
Hab bei dem hier verlinkten Ding ja echt gedacht, dass jetzt gleich ein schallendes "Ole, ole, ole, ola" erklingt
Was dann wirklich folgt is halt ähnlich abscheulich. Wasn übler Rotz
Nö, fand schön immer das herzitieren von den üblichen Verdächtigen Broilers, bzw. die Hosen etwas daneben. Das ist so einfach. Halte inbesondere die Hosen für extrem wichtig für Deutsche Musik, ganz allgemein. Das es nichts bzw. wenig mit Punk zu tun hat, steht auf einem ganz anderem Blatt. Und ich dachte schon du wärst von dieser Welt.
was hab ich letztens gehört... ich glaub barroom heros oder so. das war ganz gediegen. ansonsten werden diese "blutzeugen" grad ziemlich gehyped aber die sind mir
@ speedi
habe mich über das klangbild echauffiert und in diesem zusammenhang auf hosen und broilers verwiesen, weil halt heut fast jede band wie besagte klingt.das hat erstmal null aussagekraft über deren songschreiberischen qualitäten oder rolle in der deutschen musikgeschichte,welche immer das auch sein soll.
@ torque
barroom heroes hör ich mal rein, blutzeugen sind mir aber natürlich nicht ultrarechts genug
hui, die bar room heroes haben aber ne nette social distortion schlagseite.glaubt man gar nicht, dass die aus heimischen gefilden stammen.sowas hört der vati immer gern.
"welche immer das auch sein soll"
Na Spitze vom Eisberg! Deshalb ist das herzitieren immer wieder, ja so bescheuert. Konnte ich nicht lesen, das es dir ums Klangbild ging. Aber kein Problem.
Übrigens dachte ich Punk eher ultra links zu verorten, so in Richtung Anarchie, also äusserlich wie auch innerlich auf alles zu scheißen. Kaum ein richtiges Punkstück darf länger als 2,5 min sein, danach hat der Hörer mit zu bluten.
aja, und cover sieht auch völlig beschissen aus.kann man sich jetzt scho mal für die jahresliste vormerken.
Ist das Cover eine "St. Anger"-Hommage?
Das ist eine "Scheiße"-Hommage.
Synonyme halt.
wo bleibt der patriot, ist der noch bei der arbeitsmaßnahme? oder ist ihm das hier etwa nicht doitsch genug?
Was hat das mit "doitsch" zu tun? Das einzige was ich nicht verstehe, ist dieses Rumgereite, wie Punk zu klingen hätte. Das Album ist solider Deutschrock-Durchschnitt.
stagnation. aber trotzdem ganz gut. ein punkt zu wenig