laut.de-Kritik
Mustard on the beat, Feuer am Mikro.
Review von David MaurerHandclaps, ein paar "Hey"-Samples, eine Klappstuhl-Bassline, und die Menge rastet aus: "Mustard on the beat, hoe!" Nach Tyga, Riff Raff, YG und zahlreichen anderen erhielt nun auch Big Sean das DJ Mustard-Treatment, was selbstverständlich in einem Megahit resultierte. Seans drittes Album "Dark Sky Paradise" hat aber Einiges mehr zu bieten als nur "I Don't Fuck With You".
Das zeigt sich vor allem am Anfang der Platte. Herrschten auf den Vorgängern noch ordentlich produzierte, aber oft belanglose Radio-Songs vor, sorgen schon die ersten vier Tracks auf "Dark Sky Paradise" für deutlich mehr Spannung als "Finally Famous" und "Hall Of Fame" zusammen.
"I don't owe nobody in the world no favors / I started from the basement, made it to the skyscrapers." Etwas wirklich Neues erzählt Sean Anderson im Opener "Dark Sky (Skyscrapers)" zwar nicht. Statt Hashtag-Lines und banalen Wortspielen trägt Big S seine altbekannte Tellerwäschergeschichte hier aber mit Zeilen vor, die seinen zweifellos großen Fähigkeiten entsprechen.
Gepaart mit den stimmungsvollen, fast schon düsteren Klängen von Produzent Rob Got Beats gibt "Dark Sky (Skyscrapers)" damit den perfekten Einstieg für das frühe Highlight des Albums ab, das Big Sean zusammen mit Drake in "Blessings" setzt.
Vinylz, der schon an Drakes 2014er-Hit "0-100" mitwerkelte, legt einen roten Teppich aus Ohrwurm-Synthies und einer blubbernden Bassline aus, über den die beiden MCs mit den besten Zeilen des Albums schreiten. Weil für den Aufstieg vom Bordstein zur Skyline auch immer etwas Glück gehört, bedankt sich Sean artig für die Hilfe von Oben: "Way up, I feel blessed."
Dass der G.O.O.D. Music-Künstler aber auch jede Menge Arbeit in seine Karriere gesteckt hat, soll trotzdem niemand vergessen:
"I'm going over time on the overtime."
Sein Labelboss Kanye West fehlt auf der Albumversion des Stücks zwar, das stört aber eigentlich weniger. Der liefert dafür für "All Your Fault" nicht nur einen Gastbeitrag, sondern auch gleich die Produktion ab: mit den markanten Vocal Samples von Ambrosias "How Much I Feel" ein echter Yeezy-Trademark-Beat.
Apropos Trademark: für das, das DJ Mustard in "I Don't Fuck With You" aus seinem sehr begrenzten Repertoire holt, eine stark untertriebene Bezeichnung. Doch der eine Beat, den der cali-bred Produzent vor Jahren zu seinem Markenzeichen erkor, funktioniert eben immer noch bestens und macht "IDFWU" zum gnadenlosen Club-Banger.
Dass die Hitmaschine aber dann doch noch ein paar Variationen auf Lager hat, beweist die etwas lahme, aber solide Beziehungskiste "I Know" mit Jhené Aiko. Snaps statt Claps: genial. Wirklich überspringen will der Funke aber nicht, womit "I Know" stellvertretend für den zweiten Teil der Platte steht.
Während die ersten sechs Tracks mit Ausnahme des viel zu Chris Brown'schen "Play No Games" vollkommen überzeugen und Big Sean im pompösen "Paradise" in beeindruckender Manier seine Silben spuckt, geht "Dark Sky Paradise" ab "Win Some, Lose Some" eindeutig die Puste aus.
Sowohl die Produktionen als auch die vielen Gesangsparts wirken in den letzten Stücken arg repetitiv. Das ändert auch ein völlig überdrehter Lil Wayne im abermals von DJ Mustard gefertigten "Deep" nicht.
Die von Yeezy und John Legend unterstützte Piano-Ballade "One Man Can Change The World" sorgt gegen Ende zwar noch einmal für etwas Abwechslung. Wenn sich dann aber wenig später das "Outro" aus den Boxen schleppt, trauert man dem wahnsinnig starken Beginn der Platte erst recht nach.
1 Kommentar
Kein einziger Kommentar. Das entspricht ungefaehr auch dem Stand, den Big Sean so in der Szene hat. Irgendwie da, irgendwer wird's auch kaufen, aber irgendwie interessiert es einfach keinen. Hin und wieder als Featuregast zu gebrauchen, mehr nicht.
Ausnahmsweise mal nicht 1 Punkt, sondern gar keine Bewertung. So egal ist er einfach.