laut.de-Kritik
Emotionale Rockmusik aus dem Porcupine Tree-Kosmos.
Review von Alexander CordasDas gar nicht mal so Nebenher-Projekt von Steven Wilson und Aviv Geffen legt also nach. Wie schön. Dachte man beim ersten Album noch an eine zwar hübsche und etwas poppiger geratene, aber einmalige Abwechslung vom Porcupine Tree-Kosmos, mausert sich Blackfield immer mehr zu einem ambitionierten Duo.
Es erstaunt immer wieder, wie es Wilson gelingt, wunderbare Songs aus dem Ärmel zu schütteln. Der ausgelutschte Spruch des nicht neu erfundenen Rads passt auch auf die neuen zehn Songs. Doch wenn schon nicht neu erfinden, dann darf man dem Rad wenigstens eine fesche neue Felge verpassen und ordentlich dicke Schlappen aufziehen. Bildlich gesprochen ist es genau das, was Aviv und Steven im vorliegenden Fall machen.
Solide Rocksongs, eine gesunde Portion Emotion und Pathos sowie ein verblüffend sicheres Händchen für die richtige Melodie formen das Fundament eines absolut starken Albums, das über die komplette Dauer ohne einen einzigen Ausfall auskommt. Dabei starten die beiden Musiker für ihre Verhältnisse noch recht unspektakulär. Das auf der MySpace-Seite im Vorfeld zu hörende "Once" ließ in der Fangemeinde schon Befürchtungen aufkommen, Blackfield tendierten Richtung eindimensionaler klingenden Songs.
Falsch geraten, Freunde. Der Opener fungiert lediglich als leicht verdaulicher Appetizer. "1.000 People" startet mit leicht cheesigen Keyboards, führt den Hörer jedoch gleich in emotionale Tiefen hinab. "1.000 people yell, they're shouting my name. But I wanna die in this moment". Was nach Missachtung der Fan-Anerkennung klingt, entpuppt sich als innere Zerrissenheit, einem wunderschönen Moment, nicht trauen zu können. Das zwanghafte Suchen nach dem Haar in der Suppe.
Jenes sucht man bei "Christenings" vergeblich. Hier haut Wilson wieder einen dieser Tracks raus, die geradezu nach der Bezeichnung Klassiker schreien. Der Song atmet vom ersten Takt an den Flair eines 70er David Bowie. Speziell im Refrain grinst dem Duo ein wohlwollender Ziggy Stardust über die Schulter. Dabei erzeugen Geffen und Wilson eine Stimmung, die sich zwischen den Polen Verzweiflung und Hoffnung einpendelt. In diesem Spannungsfeld spielen Blackfield filigran die Klaviatur der großen Gefühle.
Dass die Kompositionen trotz teilweise opulenter Instrumentierung nicht im Kitsch versinken, dafür sorgen zum einen Wilsons unbestreitbar filigranen Produktions-Skills und zum anderen die tadellosen Songwriter-Fähigkeiten der beiden. "Epidemic" baut sich um genau vier Piano-Klänge herum auf und gewinnt nach knapp zweiminütiger Einleitung an Fahrt. Aviv darf in dieser, für Blackfield ungewohnt schnellen Nummer, seiner Wut in erstaunlich aggressiven Shouts Luft machen.
Abgesehen "Epidemic" und "Christening", die von Songaufbau und Tempo her aus der Trackliste hervor stechen, segeln Steven und Aviv in (halb)balladesken Gefilden ohne jedoch dem Schmock des duseligen Klischees zu verfallen. Emotionale Rockmusik, wie man sie schöner kaum kreieren könnte.
13 Kommentare
Es ist wirklich ein schönes Album für zwischendurch - auf die dauer ist es eher ein wenig zu melancholisch. Da bevorzuge ich doch Coldplays Parachutes - das isch vielseitiger.
*hust* Suchfunktion wirkt Wunder. :] (http://forum.laut.de/viewtopic.php?p=15256…) *hust*
vicious! bitte nicht schon wieder!
@Vicious! (« Irgendwie hätte ich jetzt mehr Dramatik erwartet. »):
wieso? wo gibts hier stoff für ein drama? ich seh keinen. -->
den gibt's doch bei den meisten Dramen nicht, und doch wird... na eben, ein Drama draus gemacht. Los jetzt, Popcorn wird kalt!!!
Mehr Dwrama [/Bruce Darnell]
dann erklär mir wenigstens die Bedeutung der Smileys im Kontext.^^