laut.de-Kritik
Der Blick auf eine Combo, die ihr Ding durchzieht.
Review von Alexander CordasEine Live-DVD von Blackfield ist so logisch wie das Amen in der Kirche, sofern es sich um eine mit Jesus an der Wand handelt. Schließlich hilft ein DVD-Release dabei, im Gespräch zu bleiben. Blackfield-Songs sind ja ohnehin eingängig genug, um ein breites Publikum anzusprechen. Blackfield auf dem Weg zum Millionen-Seller? Das Potenzial ist ganz sicher vorhanden.
Die Menü der Disc empfängt den Zuschauer mit einer doch recht skurrilen Szene. Der Titel sagt es ja bereits, dass das hier aufgezeichnete Konzert im Big Apple über die Bühne ging. Dementsprechend ziert ein Bild der New Yorker Skyline den Bildschirm zu Beginn. Aber weshalb da noch die Twin Towers stehen, muss man nicht wirklich verstehen.
Die optische Ästhetik orientiert sich klar am Stil von Regisseur Lasse Hoiles bisherigen Werken für Porcupine Tree und markiert so etwas wie einen Wiedererkennungswert. Dessen Stilmittel prägen auch die in den Extras vorhandenen Promo-Videos zu "Pain", "Hello" und "Blackfield", die allemal sehenswert sind.
Hier schlagen wir die Brücke zum Konzert selbst und einem Problem, das ich persönlich mit der DVD habe. Die Musik der Herren Geffen und Wilson ist nämlich derart emotional gelagert, dass das Betrachten der Band-Performance dem Zauber der Töne kaum gerecht wird. Da stehen fünf Herren auf der Bühne, die eine tadellose Leistung abliefern.
Aber wo man sich im dunklen Kämmerlein beim Anhören der Studio-CDs verträumt und sinnierend in die Magie der Musik stürzt, bleibt bei der DVD nur der starre Blick auf eine Combo, die eben ihr Ding durchzieht. Extravaganzen beim Auftreten genehmigt sich die Band - von Avivs Glitzer-Make Up um die Augenpartie herum und dem obligatorischen Entledigen des Shirts für die Damschaft einmal abgesehen - auch nicht.
Halt! Nicht ganz. Die Ausgestaltung der Trackliste offenbart doch einen - wenn auch hintersinnigen - Humor. Den Opener "Once" spielen sie im Zugabenblock twice, beenden den regulären Set mit "End Of The World", nur um kurz nach dem provisorischen Abgang mit "Hello" wieder auf der Bühne zu stehen. Abgesehen von derlei Lustigkeiten herrscht allerdings gepflegte Melancholie.
Der Bowery Ballroom, in dem das Ereignis aufgezeichnet wurde, ist ein schnuckeliges kleines Clübchen und für den Auftritt gut gewählt, entsteht doch trotz der zurückhaltenden Kommunikation mit dem Publikum eine gewisse Intimität. Das Duo lässt sich aber durchaus in die Kategorie maulfaule Künstler einordnen. Nach fast einer halben Stunde kramt Aviv ein "Good evening New York City. Great to be here" aus der Plattitüden-Schublade. Das tut der Begeisterung des Publikums allerdings keinen Abbruch. An der Darbietung gibt es nichts zu meckern.
Die Kamerafahrten sind erfrischend unperfekt. Da gibt es einige Wackler und Fokussier-Probleme bei Shots aus dem Publikum heraus. Die Geschwindigkeit der Schnittfolge passt sich dem gemächlichen Tempo der Songs an, sind dennoch in den dynamischeren Parts von einer gewissen Hektik geprägt, die eher stört als dass sie in Fluss der Musik übergeht.
Wie bereits erwähnt, ist die Performance der Blackfield-Songs top. Ein ganz besonderer Glanzpunkt sticht aus dem Konzert jedoch hervor: Alanis Morissettes "Thank U" (das hier komischerweise "Thankyou" heißt) gibt Wilson, lediglich von Geffens Piano begleitet, in inbrünstiger Manier zum Besten. Als ich auf der vergangenen Tour die ersten Takte hörte, dachte ich noch: "Och nö, lass mal". Aber was die beiden dem Publikum da vorwerfen, hat definitiv einen Cover-Mehrwert, wie man ihn sich bei so vielen verhunzten Songs gerne wünscht. Steven balanciert mit seinem (sicher nicht überaus gewaltigen) Stimmvolumen gerade noch am Rande dessen, was er zu leisten imstande ist. Chapeau hierfür!
Die Extra-Sektion der DVD ist nicht der umfangreichen einer. Die erwähnten Promo-Videos und eine Bildergalerie, das wars dann aber auch. Ach nein, ein Unterpunkt lautet "Credits". Aber weshalb das unter Extras firmieren muss? Keine Ahnung. Für Soundfetischisten ertönt das Hörvergnügen noch im 5.1.-Sound. Sicher nicht das Wichtigste auf Erden, aber man nimmt mit, was man kriegen kann, zumal sich Wilson in Punkto Tonqualität nie lumpen lässt.
Die Blackfield Live-DVD ist eine runde Sache. Die Punkte, an denen man mäkeln könnte, beschränken sich auf philosophische Ansichten. Denn mal ehrlich: Wenn der Haupt-Kritikpunkt sich um die Frage dreht, ob die Konzertbilder überhaupt zu denen im eigenen Kopf passen mögen oder nicht, hat die Band eigentlich schon gewonnen.
2 Kommentare
schöner Abschlusssatz.
tolle DVD. wirklich sehr intim, mit rotwein auf die couch, während draussen der herbst eintrudelt
Absolut Grandios . Guck ich mir im April 2011 an. Dann sind sie bei Uns in Düsseldorf