laut.de-Kritik
Liebeslieder und knutschende Kerle.
Review von Joachim Gauger"Life is hard" - dafür fallen dem alten Knochen natürlich jede Menge gute Gründe ein. Mit whisky-getränkter Stimme, die beinahe an Tom Waits erinnert, beschreibt Dylan seine einsamen Wege über den 'alten Schulhof' oder irgendeinen Boulevard.
Manchmal verliert er den Weg aus den Augen. Doch welches Unglück auch droht, selbst wenn gerade die ganz persönliche Sonne des Sängers untergeht - die Pointe ist immer dieselbe: "Life is hard - without you near me".
Dieser zweite Song auf "Together Through Life" entstand zunächst als Beitrag zum Soundtrack des Kinofilms "My Own Love Song", in dem ein Pärchen sich auch von schweren persönlichen Tragödien nicht unterkriegen lässt. Du brauchst jemand an deiner Seite, ruft Dylan uns zu.
Das Albumcover mit zwei knutschenden Kerlen auf dem Rücksitz eines Autos deutet vielleicht an, dass die Texte keine Familien-Idylle propagieren. Doch das Thema Beziehung, die Frage, was bist du für mich, was bin ich ohne dich, zieht sich wie ein roter Faden durch die Lyrics von Bob Dylans 46. Studioalbum, an deren Entstehung der Grateful Dead-Songwriter Robert Hunter maßgeblich beteiligt war.
"Together Through Life" ist aber auch eine Hommage an Rhythm And Blues, Rockabilly und Skiffle, also an die Musik, die Dylan selbst durchs Leben begleitet hat. Er liebe die Intensität besonders der Aufnahmen von Chess und Sun Records, deren Schwingungen sich anfühlten, als kämen sie aus deinem eigenen Kopf, sagte Dylan im Gespräch mit dem Rolling Stone.
Eingespielt von seiner Tourband und einigen Gästen haben Akkordeon, Banjo und Mandoline beinahe in jedem Song ihren Auftritt. Der warme Klang der akustischen Instrumente, die raue Stimme, der simple Strophe/Refrain-Aufbau aller zehn Titel und die luftige Produktion schaffen den authentischen Höreindruck, der Dylan wohl vorschwebte.
Vieles davon findet sich bereits auf den Vorgängern "Love And Theft" (2001) und "Modern Times" (2006). Auf diesen Scheiben wirkt Dylans Annäherung an seine musikalischen Wurzeln aber noch unsicher und experimentierend.
"Together Through Life" dagegen ist aus einem Guss - sowohl musikalisch wie lyrisch. Das hat Vor- und Nachteile; die Scheibe lässt sich wunderbar am Stück durchhören, aber es drängt sich auch kein Highlight wirklich auf.
Egal, das Leben ist mitunter hart, und es empfiehlt sich sicherlich, da gemeinsam durch zu gehen. Am besten mit dem oder der Liebsten, sonst halt mit dem Lieblingssänger!
19 Kommentare
also die zwei kuntschenden typen aufn cover irritieren mich etz doch weng.
was sich da olle dylan da wohl gedacht hat.
na ja pete doherty knutsch ja auch in seinem neuem video mitm typen rum. vielleicht is es In?
woher willse wissen das das 2 männer sind? die 2. person sieht man doch garnicht richtig
Und selbst wenn es 2 Männern wären, was ich jedoch für fraglich halte, dann wird er sich schon was dabei gedacht haben... Ich weiß nur nicht, was daran irritierend sein soll. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert.
dafür ein freundliches dito zu deinem ersten Absatz
tfmail hingegen auf den Mond und nicht mehr zurück ...
Nach dem Studium der "Brooklyn Gang"-Serie von Bruce Davidson ist mir schlei
erhaft, wie der Autor dazu kommt, zwei knutschende Kerle zu identifizieren. Es lohnt sich immer, genauer zu recherchieren. www.amazon.de/Together-Through-Life-Bob-Dylan/dp/B001VNB56I
Endlich endlich konnte ich mal 'ne Weile dem neuen Dylan-Album lauschen.
Zitat («
"Together Through Life" ist aber auch eine Hommage an Rhythm And Blues, Rockabilly und Skiffle, also an die Musik, die Dylan selbst durchs Leben begleitet hat. »):
Plus Cajun - ziemlich akkordeonesk das Ganze. Und vor allem Blues an sich. Mit einem explizit herausragenden Willie-Dixon-Song ("My Wife's Home Town") ist das Ganze fast eine Hommage. Früher hat man die alten Blueser einfach ausgeschlachtet - von den Stones über Led Zeppelin, Clapton, Cream, Yardbirds bis Greatful Dead.
Ich glaube nicht, dass - wie der Rezensent schreibt - Dylan sich "unsicher und experimentierend" seinen "Wurzeln nähert". Dazu ist er nun wahrlich lange genug im Geschäft. Eher scheint es im Spätwerk eine Veröffentlichung im Wechsel zu geben: "Time out of Mind" und "Modern Times" dunkel, philosophisch und intellektuell und "Love and Theft" und "Together Through Life" traditionsbezogen und retrospektiv.
Wie auch immer: Dylan reißt mich zum nicht-mehr-zu-zählenden Male vollkommen in seinen Bann.