laut.de-Kritik

Ist wirklich jedes Lied gesungen?

Review von

Was ist nicht alles über die Onkelz geschrieben, gesagt und verbreitet worden. Es ist schon erstaunlich, welchen Einfluss die Band im Laufe der Jahre gewonnen hat, doch ausgerechnet an diesem Punkt ihres Schaffens, nehmen die Onkelz ihren Hut.

Ist es wirklich so, wie sie selbst sagen? Dass jedes Lied gesungen ist? Alle Worte gesagt sind? Wohl kaum, denn mit "Adios" haben sie ein Album am Start, mit dem sie sich alles andere als leise verabschieden, und dem man noch mal seine volle Aufmerksamkeit widmen sollte. Auf der Scheibe bekommt der Fan genau das geboten, was er erwartet. Songs wie "Feuer" oder die erste Single "Onkelz vs. Jesus" zeigen das Quartett, wie es sich teils auf ironische, teils auf gewohnt selbstverliebte Art abfeiert.

Dennoch sind sie schon seit längerem erwachsener und kritischer, so sind die Texte nicht selten bissig und räumen mit Missständen verschiedenster Herkunft auf. Retortenshows wie Deutschland Sucht Den Superstar ("Superstar") oder Drogenkonsum ("Prinz Valium") bekommen in typischer Onkelz-Manier ihr Fett weg. Erstaunlich ist jedoch, dass sie ein letztes Mal den (wohl vergeblichen) Versuch unternehmen klarzustellen, dass weder die Band, noch der Großteil der Fans für Rechtsradikalismus stehen. "Hass-tler" ist somit textlich und musikalische ein Glanzpunkt des Albums.

Mit "Sowas Hat Man ..." gewährt der Philosoph Weidner einen sehr intimen Einblick in sein Seelenleben, lässt aber "Fang Mich" keinen Zweifel daran, dass es mit den Onkelz nach dem Album und der Tour vorbei ist. Da waren die Jungs immer konsequent mit ihren Aussagen. In Höchstform zeigen sie sich nochmal mit "Einmal" (genialer Text) und Kinder dieser Zeit (ein klarer Aufruf zum Miteinander), die beide den Abschied nicht unbedingt leicht machen. Daran ändert auch die Abschiedshymne "Ihr hättet Es Wissen Müssen" nichts, die auf der folgenden Tour im Zugabenteil neben "Erinnerungen" hoffentlich nicht fehlen wird.

Bei all der Lobhudelei sollte man aber nicht übersehen, dass mit "Ja, Ja" und "Lass Mich Gehn" (was soll das pubertäre Geschrei denn? Dachte fast, da hängt die CD) auch zwei schwächere Songs auf dem Album stehen. Auch der Mix der Scheibe hätte besser sein können, denn Kevins Gesang ist oft zu leise und es fällt manchmal schwer zu bestimmen, ob Kevin oder Stefan singt.

Auf der beiliegenden DVD lässt Stefan ziemlich deutlich durchblicken, dass die Aussichten auf eine Solo-Scheibe nicht die schlechtesten sind. Das kann den Abschied zwar nur bedingt leichter machen, aber zumindest bleibt die Hoffnung, dass der Mann auch in Zukunft seine Wut und seine Gedanken in Worte und Musik packt.

Trackliste

  1. 1. Feuer
  2. 2. Immer Auf Der Suche
  3. 3. Superstar
  4. 4. Sowas Hat Man...
  5. 5. Ja, Ja
  6. 6. Lass Mich Gehn
  7. 7. Fang Mich
  8. 8. Einmal
  9. 9. Kinder Dieser Zeit
  10. 10. Haas-tler
  11. 11. Onkels Vs. Jesus
  12. 12. Überstimuliert
  13. 13. Prinz Valium
  14. 14. Ihr Hättet Es Wissen Müssen
  15. 15. A.D.I.O.Z.

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Böhse Onkelz – Adios [Vinyl LP] €22,99 €3,00 €25,99

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Böhse Onkelz

"Wir sind der Stachel im Arsch der Nation", heißt es auf einer ihrer Platten. Das hätten die Böhsen Onkelz wohl gern. Tatsache ist, dass viele hierzulande …

378 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Tja, da ist es nun, das letzte Album der Onkelz. Auch nach knapp 25 Jahren sind immer noch in der Lage ein gutes Album abzuliefern. Nach den beiden letzten, für meinen Geschmack, zu elektronisch geratenen Alben werden jetzt wieder die Gitarren ausgepackt.

    Dabei rausgekommen ist eine durchweg gute Platte. Angefangen von dem wahrlich feurigen Opener "Feuer" über die absolute Mitsing Hymne "Fang mich" bis hin zum Abschiedslied "Ihr hättet es wissen müssen" weiss wirklich (fast) jedes Lied zu begeistern.

    Nur "Lass mich gehn" überzeugt auf Grund des aufgesetzten Gekreische nicht. Natürlich darf die obligatorische Onkelz Ballade nicht fehlen die in Form von "Einmal" auf Adios ihren Platz gefunden hat. Abgerundet wird das Album durch ein wirklich grandioses Finale, dem Instrumental "A.D.I.O.Z.".

    Schön, dass sich die Onkelz mit einem Album wie Adios verabschieden, sie haben das Maximum rausgeholt um ihre Fans noch einmal glücklich zu machen.

    Auf Wiedersehen Onkelz!

  • Vor 12 Jahren

    @Haga: was ja ansich kein widerspruch ist. ist der lauti doch selbst ein hinterwäldler der verkrampft versucht "urban" zu wirken...

  • Vor 12 Jahren

    @satanic667 (« @sancho: da ich von Musikern sprach, fällt rapdeutschland schonmal unter den Tisch. Mich stört an Weidner seine Hybris, seine selbstverliebte, affektierte Art, das ständige betonen der "Außenseiterstellung" der Onkelz, der Versuch immer wie der souveräne und integre Charakter zu wirken (vor allem sein Verhalten als Campino ein gemeinsames Interview im Rock Hard ablehnte war für mein Empfinden nervig).
    Ich habe auch nie behauptet, dass andere ihre Fans nicht schröpfen (Manowar sind da auch ganz groß dabei), aber bei den Onkelz ist es meiner Meinung nach einfach sehr stark ausgeprägt so viele Sachen auch noch nach der Auflösung zu veröffentlichen. Als wollten sie die Zitrone nochmal so richtig auspressen. Das finde ich persönlich halt eher mies. »):

    Also soweit ich weiß kamen nach der Auflösung genau 2 Veröffentlichungen raus. Ich lass mich gerne eines Besseren belehren.

  • Vor 12 Jahren

    Haga: hörte! Aktuell wie gesagt nur hin und wieder wenn ich einen Flashback bekomme. Und ja, die Landserromantik und das spielen mit Doppeldeutigkeiten am rechten Rand waren schon oft ihr Stilmittel, ab E.I.N.S. allerdings stark abnehmend. Und ja, genau dieses "wir allein gehen den geraden weg und werden stehend sterbenblabla" ist genau das was so viele Trottel angezogen hat, leider. Sodi: Solche Kommentare wirken grotesk, weiß man doch dass Du aus dem Kellerfenster versuchst auf die Straße zu rufen. ;)