laut.de-Kritik
Stadionrock kann verdammt kalt sein.
Review von Josef GasteigerDie Logik im Bon Jovi-Land funktioniert ja etwas anders: 9 von 16 dieser größten Hits fand man schon 1994 auf dem Vorgänger "Cross Roads". Zieht man davon noch "Born To Be My Baby" aus dem Jahr 1988 und die zwei unveröffentlichten Kaufanreize "What Do You Got?" und "No Apologies" ab, so sind ganze vier Lieder aus den letzten 16 Jahren "Greatest Hits". Das nenne ich einmal Vertrauen ins eigene Werk.
Aber irgendwie kann ich die Jungs aus New Jersey auch verstehen. Klassiker wie "Livin' on a Prayer" oder "Wanted Dead or Alive" sind längst amerikanisches Kulturgut, an dem sich Jahr für Jahr neues Bon Jovi-Material messen muss. Seit Bon Jovi vor 25 Jahren aber auf der Monsters of Rock-Tour waren, hat sich einiges verändert. Denn ab Mitte der Neunziger bekam der Bandsound mindestens gleich viel Weichspüler verpasst wie das Haupthaar des Jon Bons.
Klar, radiotauglich und massenkompatibel waren sie schon immer. Besonders die herzzerreißenden Balladen wie "Bed of Roses" und "Always" verkleben noch immer Radios weltweit. Trotzdem driftete die Band in den letzten Jahren viel zu häufig in die graue Belanglosigkeit ab. Stadionrock kann verdammt kalt sein.
Auch deshalb hat es auf dieser Scheibe nur für die erfolgreichsten Singles der letzten paar Jahre gereicht. "It's my Life", "Who Says You Can't Go Home", "Have a Nice Day" und "We Weren't Born To Follow" verbindet die Eingängigkeit, Pathos und die praktische Nicht-Existenz von irgendwelchen Ecken und Kanten. Das passt natürlich perfekt in die Bon Jovi-Welt voller Friede, Freude und einem von Eierlikör befreiten Richie Sambora.
Übrig bleiben die unveröffentlichten Nummern. "What do you got, if you ain't got love?" fragt der Jon Bon in "What Do You Got?". Tja, diese Halbballade hat fast zu viel von "Home Sweet Home" der Glam-Rocker Mötley Crüe intus und wandelt auch sonst auf ausgetretenen Pfaden. Aber hey, die hat die Band immerhin selber angelegt. Dafür, und für den a-typischen Bon Jovi-Stampfer "No Apologies", werden sie sich nicht entschuldigen. Bon Jovi machen halt diese Art von Musik, Punkt.
Für diese "Greatest Hits" ist aber ein reumütiger Brief aus New Jersey fällig. Als Baumbeigabe in zwei Monaten sicher tauglich, sonst eher für Komplett-Fanatiker. Und ich brauche nächstes Jahr ein neues Geschenk.
33 Kommentare
Laut, beantwortet mal die Frage ... macht es denn wirklich überhaupt IRGENDEINEN SINN Greatest-Hits zu rezensiern ???
Nehmt euch doch bitte lieber nur noch "echte" Alben vor. Für so einen 100ten-BestOf-Aufguss-Stuss lasst ihr dann gute Indie-Scheiben links liegen. DAs ist eher ärgerlich.
@Fear: Es gibt auf Best Ofs, die sinnvoll sind, z.B. die auf denen die Songs neu interpretiert werden. Oder B-Seiten Sammlungen. Aber naja, im Großen und Ganzen hast du schon recht. Schade eigentlich...
Mülltruppe - cash-in mit 4 neuen absoluten Schrottsongs. Die Pur Amerikas. Hausfrauenpop-Rock- Junk für den anspruchslosen Geschmack. Musik wie sie die Welt nicht braucht.
Naja egal, ist ja nur Bon Jovi
@Dragnet (« Naja egal, ist ja nur Bon Jovi »):
und das ist schlimm genug. Glaube der Tag wo die sich auflösen wird zum Feiertag erklärt werden.
Die LEsergesamtwertung spricht da wohl Bände. Wenig ausgetrocknete Hausfrauen ohne Musikverstand hier wie es scheint.
ach fuck, und trotzdem lässt sich zu wenig sachen im suff so gut gröhlen wie zu "wanted dead or alive"...